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Sturm Graz: Abschied vom großen Traum?

War's das? Nein! Die Grazer erklären, warum sie den Meistertitel weiter nicht aufgeben und welcher Gedanke in Salzburger Köpfen verankert werden müsste.

Sturm Graz: Abschied vom großen Traum? Foto: © GEPA

War's das?

Man darf vermuten, dass die Zahl der Bundesliga-Beobachter, welche die Meisterschaft nach dem Salzburger 1:0-Sieg im Gipfel beim SK Sturm Graz nicht für vorentschieden halten, enden wollend groß ist.

Fünf Punkte beträgt nach dem verlorenen direkten Duell der Rückstand der Steirer auf den Abo-Meister, der in den bisherigen Meistergruppen immer zwischen 22 und 26 von 30 möglichen Punkten erobert hat.

Kein Wunder, dass Sturms Geschäftsführer Sport Andreas Schicker von einer "Mammutaufgabe" spricht, die seiner Mannschaft bevorsteht, wenn sie doch noch den Titel aus der Mozartstadt entführen möchte.

Noch nicht aufgeben

Acht Runden sind noch zu spielen, also 24 Punkte zu vergeben, entsprechend wollen sich die "Blackies" trotz des Dämpfers noch nicht aus dem Meisterrennen verabschieden.

"Wir werden die Liga noch nicht aufgeben, auch wenn es fünf Punkte Rückstand sind und es schon ein richtungsweisender Schritt für Salzburg war. Aber Aufgeben gibt es keines", unterstreicht Christian Ilzer.

Das Ergebnis und den Ärger über die Roten Karten bewusst ausblendend, zeigt sich der Sturm-Coach sogar "stolz" über die Leistung im Kräftemessen mit den "Bullen".

Sturm habe absolut auf Augenhöhe agiert. "Aber der Ausgang war bitter für uns. Ob Ergebnis oder Rauferei - alles ist schlecht für uns ausgegangen. Wir sind leider in allen Bereichen nicht als Sieger vom Platz gegangen."

Nah dran, aber...

Salzburg einholen ist das eine, überholen das andere. Sich im Angriffsdrittel festzusetzen, ist das eine, dort gegen diese Defensive etwas Zählbares mitzunehmen, das andere. Letztlich ist es Sturm laut Ilzer nicht gelungen, das Momentum auf die eigene Seite zu ziehen, wie es etwa beim Stangenschuss von Jusuf Gazibegovic möglich gewesen wäre.

"Wir sind nah dran, aber um zu gewinnen und wirklich an Salzburg vorbeizuziehen, hat es nicht gereicht", so der 46-Jährige, "die Leistung war absolut in Ordnung. Wir haben alles probiert, um ein tolles Spiel zu liefern und zu gewinnen. Am Ende haben Kleinigkeiten gefehlt."

Aber auch wenn man viele Dinge gut umgesetzt habe, bleibt die Erkenntnis: "Um sie dann zu schlagen, braucht man noch mehr Qualität, noch mehr Präzision."

Eine der größten Salzburger Qualitäten ist es seit der Einführung der Meistergruppe in der Saison 2018/19, dann eiskalt auf den Punkt da zu sein, wenn es darauf ankommt.

Was man nicht vergessen darf

Sturm müsste in der verbleibenden Meisterschaft das direkte Duell in Salzburg gewinnen und auf Schützenhilfe hoffen. Von wem diese kommen soll?

"Es werden noch genügend Punkte vergeben, also dürfen wir es nicht abschreiben."

David Affengruber

"Hartberg und Klagenfurt sind nie eine gemähte Wiese. Beide sind immer in der Lage, Ausnahmeleistungen rauszuschütteln und Salzburg wie auch uns zu ärgern", so Ilzer, der weiters meint:

"Auch Rapid ist in voller Besetzung imstande, gegen Salzburg etwas zu machen. Der LASK genauso. Aber das können sie natürlich auch gegen uns."

Gerade in den Duellen mit den Wienern und Linzern würde es kaum einen Leistungsunterschied geben: "Also ist schon auch der zweite Platz etwas Besonderes in Österreich, das darf man nicht vergessen. Aber wir wollen das Bestmögliche herausholen."

In acht Spielen kann viel passieren

Aktuell spricht einiges dafür, dass dies wie in den letzten beiden Spielzeiten die Rolle als "Vize" ist, aber noch ist es auch laut Meinung der Sturm-Kicker zu früh, Platz eins aufzugeben.

"Es ist natürlich weiterhin möglich. In acht Spielen kann viel passieren. Wenn wir gegen jeden Gegner so gut spielen wie heute, kann es möglich sein", sagt Mika Biereth.

David Affengruber betont: "Es werden noch genügend Punkte vergeben, also dürfen wir es nicht abschreiben. Wir bleiben dran, werden alles geben und schauen, dass wir in der Meistergruppe so viele Punkte wie möglich holen."

"Wenn Salzburg in Österreich nicht Meister wird und nicht in der Champions League vertreten wäre, wäre das für sie natürlich eine Katastrophe."

Christian Ilzer

William Böving geht gar von einer bis in die letzte Runde vertagten Entscheidung aus: "Natürlich wäre es ein guter Schritt für die Meisterschaft gewesen, wenn wir die drei Punkte gekriegt hätten, aber noch bedeutet das nichts. Sie müssen jedes Spiel gewinnen, um die Liga zu gewinnen. Ich denke, es wird bis zum letzten Spiel ausgeglichen bleiben."

Salzburger Köpfe

Was Sturm im direkten Duell nicht gelungen ist, und was streng genommen in all den Jahren keinem direkten Konkurrenten von Salzburg gelungen ist: Den "Bullen" das Gefühl zu geben, dass sie etwas verlieren könnten.

"Wenn Salzburg in Österreich nicht Meister wird und nicht in der Champions League vertreten wäre, wäre das für sie natürlich eine Katastrophe", weiß Ilzer und gibt zu: "Aber diesen Gedanken haben wir nicht intensiv genug in ihre Köpfe spinnen können."

Es bräuchte wohl unerwartete und vor allem baldige Punkteverluste, damit dieser Gedanke Salzburger Köpfe erreicht. Kommen diese, müsste Sturm zur Stelle sein.

Wahrscheinlicher ist, dass sie nicht kommen, wenn man nach der Erfahrung der letzten Jahre geht. Aber erst dann ist es an der Zeit, sich vom großen Traum zu verabschieden.

Sie spielten für Sturm Graz und Red Bull Salzburg



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