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LASK-Fans: "Wer seine Seele verkauft..."

"Rapid-Verhältnisse" in Linz? Der LASK befindet sich wieder einmal im Zwist mit seinen eigenen Fans. Ein Fan-Vertreter schildert bei LAOLA1 die schwierige Lage.

LASK-Fans: Foto: © GEPA

"Rapid-Verhältnisse" beim LASK?

Abseits der grün-weißen Anhänger haben Fans nicht immer eine ganz große Freude damit, wenn man mit den Hütteldorfern und den dortigen "Verhältnissen" in Verbindung gebracht wird.

Noch dazu vom eigenen Verein, so wie es mutmaßlich beim LASK geschieht.

"Seit Jahren wird jede Kritik am Verein – ob öffentlich oder intern – mit dem Totschlagargument 'Wir wollen kein Rapid 2.0 werden' wegdiskutiert. Alleine das Wort Rapid ist für viele 'normale' LASK-Fans in jeglicher Hinsicht ein Triggerwort, das sofort Ablehnung herbeiruft", sagt Christian Waldhör, der gleichzeitig klarstellt:

"Uns geht es nicht um die vielzitierten Rapid-Verhältnisse, um Macht und Einfluss oder Mitspracherecht bei strategischen Entscheidungen, sondern schlicht um grundlegende Dinge wie leistbare Ticketpreise für alle, Erhalt der wichtigsten Elemente der Vereinsidentität, wertschätzenden Umgang auf Augenhöhe und eine möglichst freie Fankurve, die sich entfalten kann."

Man kann vieles behaupten, aber ganz sicher nicht, dass das Verhältnis zwischen dem LASK und einem wichtigen Teil seiner Fans derzeit friktionsfrei ist. Dieser Zwist ist nicht neu, derzeit scheint die Lage allerdings besonders angespannt zu sein.

Dies verwundert, schließlich könnte beim Linzer Traditionsklub alles eitel Wonne sein. Der langersehnte Umzug ins neue Stadion ist vollzogen. Auch sportlich läuft es rund, das Team von Trainer Dietmar Kühbauer hat sich hinter Salzburg und Sturm klar als dritte Kraft im Lande etabliert.

Sorgen um die Vereinsidentität als Gründungsmotiv

Trotzdem sind die Reibungspunkte zwischen Fanszene und Vereins-Verantwortlichen nicht zu übersehen – die Themenlage ist vielseitig, zuletzt gelangte das Verbot eines Fan-Verkaufsstands an die Öffentlichkeit, ebenso wie Hausverbote gegen ehemalige Gesellschafter.

Die Partnerschaft mit BWT, einem Hersteller von Systemen zur Wasseraufbereitung, ist ohnehin ein Dauerthema in schwarz-weißen Fankreisen.

Im Zuge der neu-präsentierten LASK-Trikots für die Saison 2023/24 wurde erst kürzlich ein Ausweich-Trikot in Magenta präsentiert, welches wieder den Firmenfarben des Trikot-Sponsors gleicht.

Foto: © GEPA

Waldhör ist Mediensprecher der "Initiative Schwarz-Weiß". Er schildert bei LAOLA1 diverse Problematiken aus der Fan-Perspektive. Der LASK bekam von LAOLA1 die Gelegenheit, zu sämtlichen Themen Stellung zu beziehen, lehnte dies jedoch ab.

Die "Initiative Schwarz-Weiß" wurde im Sommer 2021 von LASK-Fans gegründet, die sich laut Waldhör sowohl um den Status quo als auch um die Zukunft des Vereins "bezüglich Beibehaltung der Vereinsidentität und Ausverkauf an einen Sponsor" Sorgen machten.

Die Gruppe stünde in ständigem Austausch mit der aktiven Fanszene, aber auch anderen Fanklubs und Einzelpersonen. Waldhör betont jedoch, dass er für die Initiative und nicht für die Fanszene an sich spricht: "Jegliche Antworten, die sich auf die Fanszene beziehen, sind Beobachtungen, oder die Infos gehen aus Gesprächen zwischen Initiative und Fanszene hervor."

Erneute "Machtkonzentration"?

Wie kam es überhaupt zum schwierigen Verhältnis zwischen einer Gruppe von LASK-Fans und den Vereins-Verantwortlichen?

Nach dem Abgang von Peter Michael Reichel, welcher von 2000 bis 2013 als LASK-Boss agierte, ging ein Ruck durch die Fanszene. Nach dem Einstieg der Investoren-Gruppe „Freunde des LASK“ kam man laut Waldhör zunächst "aus dem Feiern gar nicht mehr heraus."

"Dazu kam, dass sich die Fanszene in den 2010er-Jahren in einer Findungsphase befand und kein Kopf für Vereinspolitik frei war. Vor allem nach der nervenaufreibenden Reichel-Zeit war man froh, endlich wirtschaftlich breit aufgestellt und sportlich erfolgreich gewesen zu sein."

"Spätestens mit Beginn der Corona-Pandemie, als der LASK auch bei Europacup-Heimspielen in der Sponsorfarbe Rosa antrat, wurden die kritischen Stimmen immer lauter, während sich im Verein selbst die kritischen Stimmen dem Präsidenten gegenüber nach und nach aus verschiedensten Gründen verabschiedeten."

Christian Waldhör, Mediensprecher der "Initiative Schwarz-Weiß"

2017 folgte der Aufstieg in die Bundesliga, 2019 der Vizemeistertitel unter Trainer Oliver Glasner. Unter Valerien Ismael und Dominik Thalhammer folgten Europacup-Duelle mit Manchester United und Tottenham.

Sportlich lief es wie am Schnürchen, trotzdem schienen die Fans Probleme mit manchen Entscheidungen der Vereins-Verantwortlichen rund um Präsident Siegmund Gruber zu haben.

"Spätestens mit Beginn der Corona-Pandemie, als der LASK auch bei Europacup-Heimspielen in der Sponsorfarbe Rosa antrat, wurden die kritischen Stimmen immer lauter, während sich im Verein selbst die kritischen Stimmen dem Präsidenten gegenüber nach und nach aus verschiedensten Gründen verabschiedeten. Der LASK war also erneut einer Machtkonzentration ausgesetzt. Gleichzeitig wuchs die Sorge, wie weit der Einfluss des Sponsors noch gehen würde."

Gernot Fellinger, LASK-Generalsekretär
Foto: © GEPA

"Wer seine Seele verkauft…"

Die Fanszene habe zunächst mit Gesprächsangeboten reagiert, die vom Verein zwar meist wahrgenommen worden seien, bei denen man laut Waldhör jedoch gemerkt hätte, dass man die Bedenken nicht ernst nehmen würde:

"So endeten diese Gespräche oft ergebnislos oder mit leeren Versprechungen. Die Fanszene hatte nicht mehr das Gefühl, beim Verein Gehör zu finden. Es folgte die Gründung der Initiative Schwarz-Weiß sowie Protestaktionen bei gleichzeitigen ständigen Versuchen, mit dem Verein in Kontakt zu bleiben. Leider hat sich dieser in den letzten beiden Jahren ständig verschlechtert und ist mittlerweile vereinsseitig auch von Unwahrheiten und Ausreden geprägt."

"Generell sollte sich der LASK wieder einmal bewusst machen, für wen er eigentlich Fußball spielt. Ohne die große Masse an treuen Fans wäre der Verein für die Öffentlichkeit, aber auch für Politik und Sponsoren bei weitem nicht so interessant."

Christian Waldhör

Mit Gernot Fellinger, Generalsekretär des Klubs, würde es laut Waldhör einen Ansprechpartner für Fan-Angelegenheiten geben, der jedoch weder Handlungs- noch Entscheidungs-Kompetenz besitzen würde:

"So ist es schwierig, lösungsorientierte Gespräche auf Augenhöhe zu führen, da wir beim Verein keinen Willen sehen, Verbesserungen herbeizuführen – von denen der Verein in vielen Fällen ja auch selbst profitieren würde. Generell sollte sich der LASK wieder einmal bewusst machen, für wen er eigentlich Fußball spielt. Ohne die große Masse an treuen Fans wäre der Verein für die Öffentlichkeit, aber auch für Politik und Sponsoren bei weitem nicht so interessant."

Nachsatz: "Wer seine Seele verkauft, hat eben irgendwann nichts mehr zu vermarkten."

Der verbotene Verkaufsstand

Soweit die atmosphärische Vorgeschichte, die zu erklären versucht, warum es in den vergangenen Wochen zur einen oder anderen Eskalation kam.

Zum Beispiel den Protest beim ÖFB-Cup-Halbfinale bei Sturm Graz – angesichts der damals noch bestehenden Titelchance eines der wichtigeren Spiele der Stahlstädter in dieser Saison.

Der LASK trat als Auswärtsteam in Rosa an, musste jedoch in den ersten 19 Minuten und acht Sekunden auf die Unterstützung vieler mitgereister Fans verzichten, die ihrem Sektor fernblieben und ab der 20. Minute unter dem Motto "Stadt- statt Sponsorfarben" unmissverständlich ihr Anliegen vorgebracht haben.

Vier Tage später kam es beim Bundesliga-Heimspiel gegen den SK Sturm zum nächsten Reibungspunkt mit der Fanszene - und zwar einen vom Verein untersagten Verkaufsstand der "Landstrassler", dem Kollektiv der schwarz-weißen Fanszene, betreffend.

Einen solchen habe es laut Waldhör sowohl im alten Linzer Stadion, als auch in Pasching gegeben. In der Planungsphase des neuen Stadions hätte sich eigentlich nur die Frage gestellt, wo und in welcher Form der Verkaufsstand der "Landstrassler" integriert werde.

"Der ursprüngliche Plan sah einen eigenen, baulich fixen Stand und Anlaufpunkt im Fandorf vor. Als dieser eine Woche vor dem Eröffnungsspiel gänzlich untersagt wurde, wurde zunächst wieder auf den Dialog gesetzt. Beispielsweise wurde vorgeschlagen, einen mobilen Stand zu errichten oder wie in Pasching eine Biertischgarnitur unter die Fantribüne zu stellen – weit weg vom offiziellen Fanshop, der ja als erste von mehreren halbgaren Begründungen herhalten musste, warum kein Verkaufsstand mehr möglich sei."

Was ein Verbot des Verkaufsstands für die aktive Fanszene bedeuten würde?

"Keine Möglichkeit mehr, eigene Fanartikel an Frau und Mann zu bringen, wie es in jeder Fankurve gang und gäbe ist. Dadurch entfallende Einnahmen, die für den Alltag einer jeden Fanszene wichtig sind. Und vor allem entfällt auch ein wichtiger Anlaufpunkt für viele Stadiongänger, die sich über den Verkaufsstand mit der Fanszene niederschwellig in Verbindung setzen können."

"Generell schätze ich die Situation aber so ein", so Waldhör weiter, "dass der Unmut vieler Fans viel mehr mit der damit einhergehenden 'Nicht-Kommunikation' beziehungsweise der nicht vorhandenen Wertschätzung und den Unwahrheiten zu tun hat, als mit dem Nicht-Vorhandensein eines Verkaufsstands alleine."

Androhung von Konsequenzen für Mitarbeiter?

Gegen Sturm kam es zum Protest der Fans. Die "Landstrassler" verteilten Info-Flyer, um die Fans über die Abwesenheit des Fan-Verkaufsstands zu informieren. Außerdem wurde ein Plakat und ein Spruchband aufgehängt.

Waldhör schildert, wie der LASK auf den Protest reagiert habe: "Während des Spiels kam ein Mitarbeiter des Vereins, mit dem die Fanszene ganz gut kann, zu den Fans und bat sie, den Protest in Form eines Plakats und eines Spruchbands abzuhängen, da ihm und einer Kollegin, die ebenfalls wertgeschätzt wird, ansonsten Konsequenzen drohen würden. Dies geschah, obwohl beide von der Aktion im Vorfeld nicht Bescheid wussten. Im Nachgang wurde den Fans bei einem offiziellen Fanklub-Treffen auch noch vorgeworfen, diese beiden Mitarbeiter damit vor den Karren zu spannen – was natürlich der Verein durch seine Androhungen selbst gemacht hat."

"Landstrassler", LASK-Fankollektiv
Foto: © GEPA

Die "Landstrassler" reagierten in einem Schreiben entsprechend empört – ein Auszug:

"Zwei Aspekte sorgen bei der Reaktion des Vereins unsererseits für Fassungslosigkeit. Erstens, dass Mitarbeitern in unserem Verein gedroht wird und man versucht, Angestellte als Druckmittel gegen die Fanszene einzusetzen. Zweitens, in welcher Art und Weise eskalierend auf eine kreative Art des Protests reagiert wird. Weiters ist es inakzeptabel, dass Mitglieder der aktiven Fanszene während des Spiels vom Supporten der eigenen Mannschaft abgehalten und stattdessen genötigt werden, einen ‚Protest-Infostand‘ abzubauen. Ein Vorgehen, welches absolut keinen Sinn ergibt und obendrein auch noch die Unterstützung der eigenen Mannschaft einschränkt. Schlussendlich wurde sich kurzerhand dazu entschieden, den fiktiven Verkaufsstand abzubauen. Dies geschah allerdings aus reinster Rücksichtnahme auf die beiden betroffenen Mitarbeiter."

Der LASK reagierte auf die Kritik zu dieser Causa mit einer Stellungnahme. In dieser wurde verkündet, dass Verkaufstätigkeiten durch Dritte in der gesamten Raiffeisen Arena nicht möglich seien, allerdings an der Umsetzung eines Fanklub-Infostands gearbeitet werde. Durch diesen sollen Mitglieder über eigene Veranstaltungen informiert werden. Außerdem sollen durch die Abgabe von Pfandspenden auf 16 Liga-Heimspiele hochgerechnet rund 39.000 Euro für Kurvenaktivitäten zur Verfügung gestellt werden.

Wie viel hängt an den Launen des Präsidenten?

Eine weitere Thematik, die in LASK-Fankreisen für Aufregung sorgte, ist ein Hausverbot für sechs ehemalige "Freunde des LASK", von dem die "Krone" berichtet hat.

Die Ex-Gesellschafter des LASK sollen zwei Tage vor dem Eröffnungsspiel der "Raiffeisen Arena" gegen Austria Lustenau am 24. Februar in einem Schreiben über das gegen sie verhängte Verbot informiert worden sein.

Begründet wurde dieses Hausverbot, so die "Initiative Schwarz-Weiß", der ein entsprechendes Schreiben vorliegen würde, mit angeblich "Grundwerte des Vereins verletzendem Verhalten und der Gefährdung des Stadionprojekts durch dieses Verhalten".

Waldhör meint zu dieser Vorgehensweise: "Es ist ein weiterer Schritt gegen das Motto 'Gemeinsam sind wir LASK'. Wir wissen, dass es in der Vergangenheit Probleme gab, wissen aber aus eigener Erfahrung auch, dass vieles oder alles im Verein von den Launen des Präsidenten abhängt. Anstatt verbindend auf die Leute zuzugehen, die den LASK größtenteils nach wie vor im Herzen tragen, werden unpersönliche Hausverbote ausgesprochen. Das ist schade.“"

Schade ist aus Fan-Sicht auch, dass relativ viel Energie in diesen Zwist fließt. Die "Initiative Schwarz-Weiß" fordert in ihrem Resümee des Fanklub-Treffens mit LASK-Generalsekretär Fellinger „endlich lösungsorientierte Kommunikation auf Augenhöhe, damit sich alle Beteiligten wieder auf das Wesentliche konzentrieren können: Vereinsliebe und die positive Unterstützung der Mannschaft. So viele Ideen schlummern in so vielen kreativen Köpfen so vieler Fanklubs, die allesamt nicht umgesetzt werden können, weil die aktuelle Situation in negativer Hinsicht viele Kapazitäten unnötig auffrisst.“

Das Bild vom bösen Fan

Bezüglich Ideen nennt Waldhör positiven Support in Form von Choreografien, Fanartikel, gemeinsame Aktionen von Fans und Verein oder auch die Unterstützung von Jugendmannschaften:

"Eben ein echtes Vereinsleben und positives Miteinander, bei dem alle auf Augenhöhe kommunizieren und Spaß an der Sache LASK haben."

"Niemandem gefällt es, ständig negative Punkte hervorheben zu müssen – aktuell ist es aber alternativlos."

Christian Waldhör

"Niemandem gefällt es, ständig negative Punkte hervorheben zu müssen – aktuell ist es aber alternativlos", unterstreicht Waldhör weiter und meint, dass viele positive Dinge derzeit auf der Strecke bleiben würden.

"Da kommen manchmal schon Gedanken auf, bei denen man sich fragt, ob der Status quo, dieses ständige Gegeneinander, Sinn der Sache sein kann und wieso Wertschätzung keinen Platz zu haben scheint."

Denn um besagte "Rapid-Verhältnisse" würde es den Anhängern eben nicht gehen.

Mit diesem Wording würde es der Verein schaffen, "einen Teil der Fans abzuholen und dieses Bild vom bösen Fan zu zeichnen, der wie bei Rapid, einem Mitgliederverein, Mitspracherecht fordert. Dadurch wird eine sachliche Diskussion über tatsächliche Inhalte unterdrückt und stattdessen über Strohmannargumente diskutiert, ohne dabei Lösungen finden zu müssen."

Genau um solche Lösungen, mit denen beide Seiten gut leben können, geht es. Auf interne Kritik habe der Verein jedoch entweder gar nicht oder mit weiteren Einschränkungen reagiert. Entsprechend verstärkte man zuletzt die externe Kritik.

Waldhör: "Da weder wir noch die Fanszene selbst mit Gesprächen hinter verschlossenen Türen etwas erreichen konnten, blieb nur der Weg an die Öffentlichkeit."

Ob es hilft, damit der Verein die Hand zur Versöhnung ausstreckt?

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