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Peter Stöger: "Kein Quantensprung"

Der neue Austria-Vorstand hat großen Respekt vor den Erwartungen.

Peter Stöger: Foto: © GEPA

In wenigen Tagen wird das Konterfei von Peter Stöger diverse Plakatwände in der Hauptstadt zieren.

Nicht nur diese Marketing-Aktion, sondern auch die Reaktionen der Austria-Fans verdeutlichen, dass der neue Sportvorstand der Wiener Austria nicht irgendjemand ist, der da nach Wien-Favoriten zurückkehrt. Alle Infos >>>

„Die Erwartungshaltung, die Hoffnung ist wahnsinnig groß“, weiß Stöger um die Stimmung im und rund um den Verein. Gleichzeitig versucht der letzte Meistermacher der Veilchen ein wenig auf die Euphoriebremse zu treten: „Ich weiß nicht, ob ich das in der Sekunde erfüllen kann. Die Zeitrechnung bleibt dieselbe, wir werden versuchen, Schritte zu setzen, um uns mehr und mehr zu entwickeln.“

Keine neuen Marschrouten

Auch FAK-Präsident Frank Hensel betont, dass man „nicht in Euphorie verfallen“ dürfe. „Sie werden von mir keine Ankündigung hören, dass wir künftig Meister werden“, stellt der Deutsche klar. Auch Stöger selbst wird „den Teufel tun, irgendwelche Marschrouten vorzugeben“. Die realistische Herangehensweise sei mit der Ziel-Formulierung „internationaler Startplatz“ sowieso schon herausgegeben.

"Nur weil ich hier mitarbeite, machen wir nicht in der Sekunde einen Quantensprung"

Peter Stöger

„Nur weil ich hier mitarbeite, machen wir nicht in der Sekunde einen Quantensprung. Es bedarf einer gewissen Anlaufzeit“, stellt Stöger klar. Ein Vorstandsposten sei eben kein Trainerjob, „wo du rausgehst und es muss alles funktionieren“.

In zwei Jahren laufen beide Vorstands-Verträge aus

Die Zeit, die der Heimkehrer bekommt, sind vorerst zwei Jahre. So lange läuft der Vertrag des 53-Jährigen. Der Grund dafür ist, dass 2021 auch der Vertrag seines Nebenmannes Markus Kraetschmer ausläuft.

Danach könnten sowohl der Verein, als auch er selbst über eine weitere Zusammenarbeit entscheiden. „Kann ich das umsetzen, was ich glaube? Macht mir das Spaß? Bin ich der Mann, der den Verein auf dieser Position weiterentwickeln kann?“, formuliert Stöger jene Fragen, die sich in zwei Jahren stellen werden.

Nach aktuellem Stand der Dinge ist ein Ende nach zwei Jahren aber freilich nicht geplant: „Ich bin der Meinung, dass das ein Posten ist, der im Normalfall längerfristig ausgerichtet ist. Hier wartet strategische Arbeit.“

Wie konkret Stöger diese strategische Arbeit anlegt, ist noch nicht ganz klar. Zunächst will der neue Sportvorstand jede Menge Gespräche führen: „Meine ersten Tage werden sein, Leute kennenzulernen. Kommunikation war immer ein wesentlicher Faktor meiner Arbeit. Entscheidend in einem Fußballverein ist der Kontakt zu den Menschen. Ein Organigramm ist das eine, die Herangehensweise ist das andere. Wir werden im Laufe der Zeit sehen, wo wir Verbesserungspotenzial sehen.“

Doch warum macht der Mann, der drauf und dran war, eine langfristige internationale Trainerkarriere einzuschlagen, das überhaupt? „Die Aufgabe, den Klub, den ich einigermaßen gut kenne, in einer Führungsposition mitzuentwickeln, ist spannend. Ich habe ein Gefühl dafür entwickelt, ob es das ist, ob das die richtige Aufgabe für mich ist. Je mehr Gespräche wir geführt haben, umso klarer ist es für mich geworden“, sagt Stöger.

"Die letzten Jahre als alleiniger Vorstand waren nicht immer einfach. Die Austria ist in einer Dimension, wo es eine Doppelspitze braucht."

Markus Kraetschmer

Dass seine Trainerkarriere mit seinem Amtsantritt bei den Violetten überhaupt zu Ende ist, sieht der Wiener nicht so: „Ich bin so lange in diesem Geschäft, dass ich aufgehört habe, etwas abzuschließen.“

Durch die Bestellung Stögers ist nun wieder eine Doppelspitze am Werk. Seit der Pensionierung von Thomas Parits war bei den Veilchen bekanntlich Markus Kraetschmer alleiniger AG-Vorstand.

Kraetschmer freut sich: „Ein Meilenstein für den Klub! Die letzten Jahre als alleiniger Vorstand waren nicht immer einfach. Die Austria ist in einer Dimension, wo es eine Doppelspitze braucht. Es gibt kein Abtasten, wir kennen und verstehen uns gut. Die Zusammenarbeit ist von großem Vertrauen geprägt.“

Die Kritik, dass er aufgrund der fortgeschrittenen Transferzeit in diesem Sommer kaum mehr Handlungsspielraum habe und eigentlich früher sein Werk aufnehmen hätte sollen, wehrt Stöger ab: „Das ist nicht irgendeine Position. Ich wollte mir die Zeit nehmen, um das so sickern zu lassen, dass ich ein gutes Gefühl habe. Es wäre unwesentlich anders gelaufen, hätte ich zwei Monate früher entschieden.“ Die Entscheidung, Christian Ilzer zum neuen Trainer zu machen, sei „eine gute“.

Hensels langfristiger Plan

Klub-Boss Hensel jubelt indes über den Coup, der ihm mit der Verpflichtung Stögers gelungen ist: „Ein langfristiger Plan von mir wurde zu Ende gebracht, das Thema Stöger hat mich beschäftigt, seit ich hier Präsident geworden bin. Er war immer mein Wunschkandidat.“

Hensel weiter: „Die sportliche Kompetenz von Stöger ist unbestritten und allen klar. Ich freue mich aber insbesonders, dass wir den Menschen und den Austria-Fan Stöger gewonnen haben. Wir haben jemanden gewonnen, der nicht nur FAK-Vergangenheit als Spieler und Trainer hat, sondern ein Herz für die Austria hat.“

Dennoch schwingt praktisch in jeder Wortmeldung ein wenig die Angst mit, von Stöger könnten nun Wunder erwartet werden. Das violette Führungs-Trio Hensel/Kraetschmer/Stöger versucht zu verdeutlichen, dass der neue Sportvorstand keinen sofortigen Effekt auf die Leistungen am Feld haben wird. Vielmehr wolle man das vorhandene Potenzial in Zukunft erschließen. „Wir bleiben Realisten“, sagt Hensel.

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