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Marco Rose: "Salzburg kein Ausbildungsverein"

Trainer legt nach Triumph in Graz klares Bekenntnis zur Arbeit in Salzburg ab:

Marco Rose: Foto: © GEPA

Kann man dem FC Red Bull Salzburg schon zum Meistertitel gratulieren? Angesichts von zehn Punkten Vorsprung auf den angeschlagenen Verfolger SK Sturm Graz läuft es wohl auf den fünften Titel in Folge des Serienmeisters hinaus.

Auch wenn Marco Rose das noch nicht so gerne hört.

Aber abgesehen von der fehlenden Resonanz des eigenen Publikums läuft es in diesem Frühjahr wie am Schnürchen für die Mozartstädter, wovon die anderen heimischen Großklubs Sturm, Austria und Rapid derzeit nur träumen können.

Und dies hat wie schon im ganzen Saisonverlauf auch sehr viel mit dem Coach der "Bullen" zu tun.

Während Adi Hütter einst nicht als "Ausbildungstrainer" in Salzburg fungieren wollte und auch bei seinen Vorgängern und Nachfolgern durchaus Fluktuation herrschte, könnte mit dem 41-Jährigen nun ein Macher am Werk sein, der sich längerfristig auf das Fußball-Produkt Red Bull in Salzburg einlässt.

Zumindest ließ er sich nach dem 4:2-Erfolg in Graz zu einem klaren Bekenntnis zu seinem Arbeitgeber hinreißen.


Roses Bekenntnis zu Salzburg

"Ich habe das Glück, bei einem Topverein zu arbeiten. Ich bin jetzt vier Jahre hier und trage unsere Ideen total mit. Ich trage auch mit, dass wir hier in der österreichischen Liga sind und einfach das Los haben, dass wir richtig gute Jungs auch einmal verlieren. Das lässt sich nicht vermeiden. Aber ich kann mich total mit meiner Aufgabe und meiner Mannschaft identifizieren", erklärt der Deutsche, der sich über den eigenen Nachwuchs bis zu den Profis nach oben gecoacht hat - auch dank des sensationellen Youth-League-Triumphs 2017.

"Ich sehe uns nicht als Ausbildungsverein, denn wir sind immerhin im Achtelfinale der Europa League. Da muss man auch erst einmal hinkommen. Das machen wir mit jungen und alten Spielern."

Marco Rose

Weniger identifizieren kann sich Rose mit dem Hinweis, Trainer eines Ausbildungsvereins zu sein: "Ich sehe uns nicht als Ausbildungsverein, denn wir sind immerhin im Achtelfinale der Europa League. Da muss man auch erst einmal hinkommen. Das machen wir mit jungen und alten Spielern. Stefan Lainer oder Valon Berisha haben Erfahrung, wenngleich vielleicht noch nicht das Alter. Aber wir haben auch Andi Ulmer oder Alex Walke."

"Außerdem haben wir mit der Verpflichtung von Andre Ramalho gezeigt, dass wir ambitioniert sind. Plus: Wir haben im Winter das klare Signal gesendet, dass wir entscheiden, wann die Spieler gehen, wann der richtige Zeitpunkt für den Verein ist, uns zu verlassen. Das Thema, dass uns Spieler verlassen, werden wir in Österreich alle immer wieder haben - auch wir als Red Bull, wo wir wahrscheinlich sogar noch die besten Argumente haben", so der RBS-Coach weiter.

Rose: "Die Mannschaft brennt"

Ob Ausbildungsverein oder nicht liegt so gesehen wohl im Auge des Betrachters. Dass Salzburg als Vorstufe für Konzern-Primus RB Leipzig beziehungsweise für andere Klubs in Top-Ligen dient, ist Teil der Philosophie - möglicherweise kann man sich auf die Definition eines hochrangigen Ausbildungsvereins einigen.

Ob Rose für mehrjährige Konstanz auf dem Trainer-Sektor sorgen kann, wird sich weisen. Führt er die "Bullen" weiterhin zu Erfolgen, wäre es eine Überraschung, wenn Angebote - zum Beispiel aus seiner deutschen Heimat - ausbleiben würden.

Wie viel Freude ihm die Weiterentwicklung seiner Truppe macht, ist jedoch klar ersichtlich. "Die Mannschaft brennt, die Gruppe funktioniert im Moment gut. Wir tun uns vor den Spielen schwer, Entscheidungen zu treffen, was die Aufstellung betrifft", schwärmt Rose und verweist auf den Luxus, in Graz etwa Hee-Chan Hwang ganz draußen lassen oder Amadou Haidara nur als Joker bringen zu können.

Dass sein Kader, und hierbei speziell die jüngeren Spieler, die Dreifachbelastung gut wegsteckt, überrascht Rose nicht, diesbezüglich verweist er auf die gute Arbeit seiner Physiotherapeuten, Reha- und Athletiktrainer.

Tritt auf die Euphoriebremse

Außerdem würde die Dichte des Kaders einiges hergeben: "Dann kann man eben auch einmal einen Amadou Haidara, der drei überragende Spiele gemacht hat, auf die Bank setzen, weil er ein 98er-Jahrgang ist und wir wissen, dass die Kurve irgendwann vielleicht einmal auch nach unten gehen könnte. Also haben wir ihm eine Pause gegeben, damit wir seine Leistung halten."

Roses Aufgabe ist es, nicht nur bei der Aufstellung die richtige Mischung zu finden, sondern auch bei der Einordnung des Erfolgslaufs. Hier steigt der 41-Jährige durchaus ein wenig auf die Bremse:

"Uns geht im Moment viel auf, und wir werden dafür sehr gelobt, weil wir natürlich auch die Ergebnisse kriegen. Wenn du keine Ergebnisse kriegst, musst du dich in eine andere Richtung erklären. Das Geschäft ist da mittlerweise sehr schwarz-weiß. Wir nehmen das klarerweise gerne mit, aber ich warne davor, zu viel daraus zu machen. Die Jungs machen das gut, sie sind auch wirklich fleißig, und das ist im Moment das Geheimnis."

Nur nicht den Faden verlieren

Zu viel will Rose deshalb auch nicht aus den zehn Punkten Vorsprung machen. Die hätte sich seine Elf hart erarbeitet, aber jeder würde wissen, wie viele Punkte in den restlichen zwölf Runden noch zu vergeben sind.

Deshalb stellt sich auch die Meisterfrage noch nicht: "Ich glaube nicht, dass irgendetwas entschieden ist, denn wenn wir unsere Aufgaben nicht erledigen, werden wir Probleme bekommen. Das heißt für uns, dass wir in den kommenden intensiven Wochen brutal aufmerksam bleiben müssen, was Mentalität, Einstellung und Haltung betrifft. In jedem Wettbewerb müssen es 100 Prozent sein, denn wenn man einmal den Faden verliert, wird es schwierig, den wieder aufzunehmen."

Davon kann Sonntags-Gegner Sturm ein Lied singen, dessen verlorener Faden neben den eigenen Siegen Salzburgs riesigen Liga-Vorsprung überhaupt erst ermöglicht hat.


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