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Das Rieder Herz blutet, aber: "Der Abstieg ist verdient"

Leere und Enttäuschung bei der SV Ried nach dem besiegelten Abstieg, aber auch schonungslose Selbstkritik. Darum muss man nun in die 2. Liga:

Das Rieder Herz blutet, aber: Foto: © GEPA

Aller schlechten Dinge sind im Falle der SV Ried drei: Die Oberösterreicher stehen zum dritten Mal nach 2003 und 2017 als Absteiger aus der Bundesliga fest.

Das 0:2 in Hartberg ließ auch den letzten Funken Hoffnung der "Wikinger" erlöschen. "Große Leere, große Enttäuschung. Das Herz blutet", beschreibt Trainer Maximilian Senft seine Gefühlslage nach dem Spiel am "Sky"-Mikrofon. "Der Abstieg ist das Schlimmste, was einem im Mannschaftssport passieren kann."

Ähnliches ist von den Spielern zu hören. Markus Lackner etwa meint: "Ich empfinde eine unglaubliche Leere. Das alles ist schwer in Worte zu fassen. Es ist der bitterste sportliche Moment für mich."

Der Innenverteidiger erweist sich trotz der Enttäuschung als wahrer Sportsmann und gibt bei "Sky" zu: "Man kann nicht von Pech reden. Wir haben die wenigsten Punkte und es wäre im Endeffekt nicht verdient, oben zu bleiben. Die Mannschaft und auch ich, wir müssen uns selbst hinterfragen, was wir hätten besser machen können."

Auch der sportliche Leiter der Rieder, Thomas Reifeltshammer, muss eingestehen: "Wenn du nach 32 Runden Letzter bist ist das irgendwo verdient." Es sei "leider sehr viel passiert in dieser Saison."

"Es ist eine Sache aus der ganzen Saison, die einfach schlecht war von uns. Man muss sich entschuldigen bei allen, die es mit uns halten und ihre Zeit und ihr Geld investieren", stellt Marcel Ziegl klar. 

Trainerkarussell, Fehlkäufe, Verletzungen - die Gründe für den Abstieg

Es waren viele Faktoren, die letztlich zum Abstieg der SV Ried geführt haben. Die "Wikinger" hatten immer wieder mit schmerzlichen Ausfällen zu kämpfen, oft gingen Spiele knapp verloren. 

"Wir haben viele Nackenschläge in dieser Saison wegstecken müssen. Wir sind ein paar Mal am Boden gelegen - Verletzungen, unglückliche Entscheidungen etc. Ich kann mich an keine Saison erinnern, wo es so geballt auf uns hereingeprasselt ist", sagt Präsident Roland Daxl, der nach dem Abstieg seinen Rücktritt erklärte

"Beim Abstieg ist der Misserfolg vielschichtig, aber zweifellos haben wir zu wenige Tore geschossen", nennt Trainer Senft einen der Gründe für das Scheitern. 

Vier Siege in 31 Spielen lautet die abstiegswürdige Bilanz der Spielvereinigung, die ihre ehemalige Heimfestung Ried schon im Frühjahr des Vorjahres aufgeben musste. Seit Februar 2022 gelangen in der Liga nur zwei Heimsiege.

"Wenn wir mit vier Siegen dastehen muss man leider anerkennen, dass es auch verdient war", sagt Torhüter Samuel Sahin-Radlinger. 

Schon 2021/22 schaffte der zweifache Cupsieger (1998, 2011) den Klassenerhalt erst auf den letzten Drücker nach nur einem Sieg in der Qualifikationsgruppe. Diesmal blieb das Happy End aus.

Den eigenen Ansprüchen hechelten die Innviertler in den vergangenen drei Saisonen seit dem Wiederaufstieg vergeblich hinterher. Unter Jung-Trainer Maximilian Senft, dem siebenten Trainer seit der Bundesliga-Rückkehr, folgt der Gang in Liga zwei. 

Alles andere als der direkte Wiederaufstieg als Ziel würde nun dennoch überraschen. Die jüngere Statistik allerdings gibt wenig Hoffnung. Keinem Klub in Österreich gelang in den vergangenen 25 Jahren die sofortige Rückkehr in die Beletage. Selbst im zweiten Versuch schafften es nur drei Klubs (zweimal Wacker Innsbruck, Ried, und Mattersburg). Zuletzt brauchte Ried drei Anläufe. Schwächer ist die Konkurrenz in der 2. Liga seitdem wohl nicht geworden.

Wer bleibt, wer geht?

Dem Vernehmen nach sind die "Wikinger" aktuell wirtschaftlich so solide aufgestellt, dass ein ähnliches Schicksal ohne Schiffbruch durchgetaucht werden könnte. Die allermeisten Spielerverträge sind laut APA-Informationen auch in der 2. Liga gültig, der aktuell verletzte Abwehrchef Tin Plavotic, Mittelfeldspieler Michael Martin und Torhüter Samuel Sahin-Radlinger dürften am Transfermarkt die gefragtesten Spieler sein.

Die Funktionärsriege ist in der Region teils tief verwurzelt. Wolfgang Fiala (Sportvorstand) und Thomas Reifeltshammer (Sportdirektor) leiten die sportlichen Geschicke. Ob es diese Doppelspitze auch als Zweitligist braucht, wurde in den vergangenen Tagen in Lokalmedien diskutiert. Reifeltshammers Legendenstatus bekam durch einige Fehlgriffe (Kragl, Diawusie, Kronberger, Cosgun, Ungerath) am Transfermarkt Kratzer, wiewohl sich die Kritik der Fans zuletzt gegen das Präsidium um Klub-Präsident Daxl richtete.

Daxl, der nach dem Abstieg 2017 das Ruder als Geschäftsführer übernommen hat, war der in Ried bereits zuvor eingeübten Hire-and-Fire-Politik am Trainersektor treu geblieben. Der Kredit von Aufstiegstrainer Gerald Baumgartner war bis Dezember 2020 aufgebraucht, danach folgten Miron Muslic, Andreas Heraf, Christian Heinle, Robert Ibertsberger, wieder Heinle und Senft.

Ried-Fans stürmen nach Abstieg aufs Feld

Unter dem 33-jährigen Senft gelang im Frühjahr in 13 Pflichtspielen nur ein Sieg. Eine funktionierende Achse, auf die er hätte bauen können, gab es nicht. Stefan Nutz fehlte nach seinem Kreuzbandriss als Einfädler an allen Ecken und Enden, Sahin-Radlinger zeitweise verletzt als Ruhepol, Seifedin Chabbi und Christoph Monschein stehen stellvertretend für die Torflaute im Sturm. Zwar kam offensiv zuletzt Bewegung rein, Siege feiern konnte die Spielvereinigung aber nicht. 

Nach der Niederlage in Hartberg und dem damit besiegelten Abstieg stürmten vereinzelt Ried-Fans aufs Feld, wurden aber von Security und Polizei schnell wieder eingefangen. 

"Wir verstehen, dass die Fans unzufrieden sind. Wir sind zum Fanblock gegangen und haben uns den Fans gestellt", sagt Senft. 

Welche Worte er beim Training am Sonntag an seine Spieler richten wollte, wusste der Coach unmittelbar nach dem Abstieg noch nicht. Ein Versprechen gibt er aber für die letzte Bundesliga-Runde ab: "Wir wollen das letzte Spiel mit Würde bestreiten. Das ist das Mindeste, was wir unseren Fans noch bieten müssen."

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