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Barisic über Transfers: "Gibt Interesse an Kara"

Droht Rapid Super-Gau? Wie stehts um Fountas, Kara und Co.? LAOLA1-Talk:

Barisic über Transfers: Foto: © GEPA

Wirklich Zeit um durchzuschnaufen, hatte Rapids Geschäftsführer Sport Zoran Barisic nur wenig.

Auch in der kurzen Winterpause war viel zu tun. Daran wird sich bis zum Ende der Transferzeit am 8. Februar nichts ändern.

Nach dem turbulenten Sommer droht auch in der Winter-Übertrittszeit der eine oder andere Abgang. Taxiarchis Fountas und Ercan Kara stehen besonders in der Auslage - würde der Abgang beider Torgaranten den sportlichen Super-Gau bedeuten?

"Es gibt Interesse", bestätigt der Rapid-Sportchef LAOLA1-Informationen bezüglich Kara. Auch der auslaufende Vertrag von Kapitän Dejan Ljubicic, der sich wieder fit meldete, ist ein Thema, ebenso wie die schillernde Zukunft von Yusuf Demir aussieht.

Im LAOLA1-Interview erklärt Barisic, bei wem man alles probieren wird, was in Rapids Macht steht, ob die Abgänge wichtiger Leistungsträger einem Super-Gau gleichkommen, wie er auf das Anpreisen von Fountas-Manager reagiert, wie viel Handlungsspielraum die Grün-Weißen in Corona-Zeiten haben und welche anderen richtungsweisenden Weichen gestellt werden müssen.

LAOLA1: Sie haben den Spielern beim Trainingsauftakt auf die Beine geschaut, es geht wieder los. Was stimmt Sie positiv für das Jahr 2021?

Zoran Barisic: Dass wir eine gute Ausgangsposition haben, um die nächsten Entwicklungsschritte zu setzen, hoffentlich alle gesund sind, alle angeschlagenen und verletzten Spieler wieder zurückkommen und wir somit wieder an Qualität dazugewinnen. Und dass wir eine funktionierende Truppe haben – das sind die Faktoren, die mich zuversichtlich machen. Es sind jetzt mal alle negativ getestet worden, das ist die Basis.

LAOLA1: Einige Spieler waren trotzdem auf Urlaub, sind weit gereist. War das nicht ein gewisses Risiko - ohne Einschränkungen seitens des Vereins - oder setzte man auf Eigenverantwortung?

Barisic: Ja, wir reden da schon von erwachsenen Spielern, die wissen, was sie tun können, dürfen und auch Eigenverantwortung übernehmen.

LAOLA1: Erfreulich ist, dass Dejan Ljubicic wieder voll ins Mannschaftstraining einsteigt. Wie wichtig ist er und sein Führungsstil als Kapitän für Rapid geworden?

Barisic: Wir haben ihn sehr schmerzlich vermisst, er hat sich in 2020 extrem weiterentwickelt. Er war in Top-Form und ist uns abgegangen, gerade im einen oder anderen wichtigen Spiel hätten wir ihn dringend gebraucht. Umso erfreulicher ist es, dass er jetzt zurückkommt, der Mannschaft helfen kann und zur Verfügung steht. Er ist grundsätzlich ein sehr ehrgeiziger Spieler, der privat auch sehr viel investiert in seinen Beruf. Er ist verheiratet, wird Papa – das sind alles Dinge, die ihn noch erwachsener machen.

"Wir werden gewisse Grenzen nicht überschreiten, aber wir werden alles unternehmen, was in unserer Macht steht, um Dejan zu behalten. Sicher gibt es Ambitionen bezüglich einer Vertragsverlängerung."

Zoran Barisic

LAOLA1: Im vergangenen Sommer hat Rapid mit Stefan Schwab den Kapitän verloren, bei Ljubicic läuft diesen Sommer der Vertrag aus, er will schon seit längerem ins Ausland. Wäre es für Rapid überhaupt zu verkraften, binnen einem Jahr zwei Mal den Kapitän zu verlieren?

Barisic (lacht): Nein, wir werden zusperren! Wir leben im Moment in einer Ausnahmesituation, durchleben eine sehr schwierige Phase. Wir werden gewisse Grenzen nicht überschreiten, aber wir werden alles unternehmen, was in unserer Macht steht, um Dejan zu behalten. Sicher gibt es Ambitionen bezüglich einer Vertragsverlängerung. Wir haben uns genauso um Schwab bemüht, aber es ist legitim, wenn man sich anderweitig entscheidet – aus welchen Gründen auch immer.

LAOLA1: Vertragsverlängerungen werden nun Schritt für Schritt angegangen. Wann wird es bei Trainer Didi Kühbauer Klarheit geben oder wie wichtig ist es Ihnen, das bald zu fixieren?

Barisic: Auch da wird man abwarten. Es ist alles so schnelllebig im Fußball. Ich lasse mich nicht unter Druck setzen. Wenn es was zu vermelden gibt, werden wir das machen. Aber irgendwelche Spekulationen und das immer zum Thema zu machen? Von mir aus, sollen es die Medien machen. Dann ist es halt so. Wir setzen uns kein Zeitlimit.

LAOLA1: Die Sommer-Transferzeit war ganz speziell – in die Länge gezogen, Corona, Sparmaßnahmen, Last-Minute-Transfers. Wie „normal“ wird die Winter-Übertrittszeit?

Barisic: Das ist schwer zu beurteilen. Es tut sich nicht so viel am Transfermarkt. Ich glaube, dass alles sehr herabgesetzt wird und sehr viele Vereine Probleme finanzieller Natur haben. Es wird wahrscheinlich nicht mehr diese Summen geben in nächster Zeit. Jeder muss vernünftig haushalten, deshalb weiß ich nicht, ob man von einer „normalen“ Transferzeit sprechen kann. Von der Zeit her ja, aber was sich da alles abspielen wird, kann man jetzt noch nicht sagen.

LAOLA1: Wie sehr sind Rapid Corona-bedingt die Hände gebunden? Können Sie aktiv auf Spielersuche gehen oder wird nur im Fall von Abgängen reagiert?

Barisic: Wir probieren trotzdem beides. Natürlich ist es so, dass wir erst dann aktiv werden, wenn was passiert und wir einen Spieler verlieren. Auf der anderen Seite gibt es vielleicht doch irgendwo ein Schlupfloch oder eine Möglichkeit – aber es ist schwer vorauszuahnen.

LAOLA1: Die geringe Kaderbreite war immer wieder ein Thema - auch für den Trainer. Gehe ich recht in der Annahme, dass der Kader ohne Europacup und ÖFB-Cup im Frühjahr definitiv nicht breiter wird?

Barisic: Die Wahrscheinlichkeit ist groß, dass er nicht breiter wird.

(Text wird unter dem Video fortgesetzt)

LAOLA1: Trotzdem könnte sich einiges tun! Das Vorpreschen des Fountas-Beraters bezüglich eines Transfers ist Ihnen sauer aufgestoßen. Ruft das bei Ihnen eher eine „Jetzt-erst-recht-Mentalität“ hervor, da er noch Vertrag hat, oder denken Sie sich eher „Wer weg will, dem legt man keine Steine in den Weg“?

Barisic: Da sind wir professionell und lange genug in dem Geschäft, um zu wissen, dass es für alle Seiten passen muss. Es ist ja nicht so, dass Taxi unbedingt mit aller Macht weg will. Es muss für ihn, für uns und den abnehmenden Verein passen. Wenn das dann passiert, wird man schon eine Einigung finden. Aber er ist Rapid-Spieler, weiß, was er an Rapid hat. Wenn dann irgendwas kommen sollte, wird man sich eh zusammensetzen.

LAOLA1: Fountas würde sicherlich Geld in die Kassen spülen. Wie schmerzhaft wäre sein Abgang, wenn man die letzten Wochen ausklammert, in denen er mit Schiene nicht so in Form war?

Barisic: Klar, er ist ein sehr guter und wichtiger Spieler, der über gewisse Fähigkeiten verfügt, die eigentlich jede Mannschaft braucht. Aber es hilft nichts, das Leben geht ja weiter. Rapid wird für die meisten Spieler nicht das Ende der Fahnenstange sein. Das wird es nicht spielen. Unser Geschäftsmodell ist schon auch darauf aufgebaut, dass wir Transfererlöse erzielen müssen. Insofern ist es wichtig, dass man solche Spieler hat, diese gut weiterentwickelt. Die helfen dir sportlich und mittelfristig auch wirtschaftlich. Das ist das Ziel jedes Transfers.

LAOLA1: Also würden für Sie selbst die Abgänge der Torgaranten Fountas und Ercan Kara nicht den sportlichen Super-Gau für Rapid bedeuten?

Barisic: Naja, sportlicher Super-Gau? Das weiß ich nicht, aber weitergehen wird es auf alle Fälle. Man muss halt dann neue oder andere Spieler entwickeln.

LAOLA1: Bei Kara hat man zuletzt gehört, dass deutsche und türkische Klubs hinter ihm her sind – Klubs mit durchaus großem Budget.

Barisic: Das weiß ich nicht. Es ist möglich. Das ist auch ein Spieler, der vom Anforderungsprofil her für viele Klubs passt und der auch die Aufmerksamkeit auf sich gezogen hat. Aber es ist für mich normal, dass er ein interessanter Spieler für viele Vereine in unterschiedlichen Ligen ist.

LAOLA1: Wie ich gehört habe, soll sich ein türkischer Klub auch schon direkt an Rapid gewandt haben. Können Sie das bestätigen?

Barisic: Ja, das ist so. (Anm.: Laut LAOLA1-Informationen handelt es sich um Trabzonspor, auch Fenerbahce und Galatasaray sollen interessiert sein.) Dazu sage ich nichts, nur, dass es Interesse gibt.

"Ich habe ihn damals aus Horn geholt. Er hat sich super entwickelt, ist ein Top-Junge. Ich mag ihn sehr und glaube, dass er noch extremes Entwickungspotenzial hat und seinen Weg gehen wird. Davon bin ich überzeugt. Deshalb habe ich ihn auch geholt. Unser Wunsch ist natürlich schon, dass wir mit Erci verlängern – das wollen wir."

Zoran Barisic

LAOLA1: Für Kara ist es eine richtungsweisende Entscheidung. Er will noch zur EM, kann sich wohl zwischen Österreich und der Türkei entscheiden und will sich präsentieren. Wie kann ihn Rapid – ohne Europacup im Frühjahr - noch von einem Verbleib überzeugen?

Barisic: Ich habe ihn damals aus Horn geholt. Er hat sich super entwickelt, ist ein Top-Junge. Ich mag ihn sehr und glaube, dass er noch extremes Entwickungspotenzial hat und seinen Weg gehen wird. Davon bin ich überzeugt. Deshalb habe ich ihn auch geholt. Unser Wunsch ist natürlich schon, dass wir mit Erci verlängern – das wollen wir. Ich glaube schon, dass wir unsere wirtschaftliche Grenze haben, aber die Frage ist, was der Spieler akzeptiert und was nicht?

LAOLA1: Kommen wir zu einem anderen Shootingstar: Was erwarten Sie von Yusuf Demir, der zwar immer mehr Einsatzzeit bekommt, aber den man auch nicht überfordern will? Wie schnell darf es bei ihm gehen?

Barisic (schmunzelt): Von mir aus sehr schnell! Von mir aus darf er noch mehr Tore und Assists machen. Von mir aus soll er sich noch mehr reinspielen in die erste Elf. Er hat gezeigt, dass er ein irrsinnig talentierter Spieler ist, dem man ehrlicherweise sehr gerne zuschaut. Er muss sich natürlich auch in sehr vielen Bereichen weiterentwickeln, so wie alle anderen auch. Aber das wird er auch tun, weil er ein sehr ehrgeiziger Spieler ist. Er wird sicher die nächsten Entwicklungsschritte setzen. Ein Führungsspieler kann er nicht sein, aber er kann ein sehr wichtiger Spieler sein.

LAOLA1: Mit wem man auch im Herbst gesprochen hat – mit Willi Schuldes, Steffen Hofmann, Didi Kühbauer, alle wissen, dass Demir europäisches Top-Niveau erreichen kann und deshalb bei Rapid schon bald ein Ablaufdatum hat. Wie stolz macht das?

Barisic: Davon geht man aus, der Spieler lässt diese Vermutungen zu. Wie weit oder wohin dann sein Weg geht, wissen wir alle miteinander nicht. Natürlich wird er besser, weil er erst 17 Jahre alt ist – er ist noch ein Kind. Infolgedessen hat er noch diese Kapazitäten, um besser zu werden.

LAOLA1: Wie haben Sie die Jungen abseits von Demir wie Schuster, Ibrahimoglu, Savic, Sulzbacher oder Greiml wahrgenommen, die ihre Chancen bekommen haben?

Barisic: Es war okay, allerdings hat man schon hier und da gesehen, dass noch ein bisschen was fehlt – an Erfahrung, Kraft, Körperlichkeit, Mut, von allem ein bisschen was. Aber grundsätzlich bin ich nicht unzufrieden. Ich bin aber hundertprozentig überzeugt, dass da noch mehr gehen wird in Zukunft. Die Hoffnung habe ich schon. Sie müssen sich übers Training für Einsätze qualifizieren und dann zeigen, wie gut sie sind und die nötigen Leistungen fürs Team bringen.

LAOLA1: Auf der Torhüter-Position gab es eine Rochade zwischen Paul Gartler und Richard Strebinger, der als gestandener Bundesliga-Keeper nur auf der Bank sitzt. Gibt es da Bestrebungen, irgendetwas zu verändern?

Barisic: Wie bei den Feldspielern ist es auch bei den Torhütern – alle starten bei Null. Keiner bekommt ein Schild umgehängt mit einer Ziffer von eins bis vier, sondern es wird alles auf Null gestellt, damit sich jeder aufdrängen und beweisen kann. Entscheiden werden dann die Trainer. Entscheidend ist die Leistung, nicht ob wer zu wertvoll für die Bank ist.

LAOLA1: Was passiert mit Deni Alar? Die Situation ist sicher für beide Seiten nicht zufriedenstellend.

Barisic: Er bleibt bei uns - derweil. Er ist momentan nicht so zufrieden, weil er nicht viele Einsätze gekriegt hat, aber das kann sich im Fußball ja schlagartig ändern. Deni ist ein Spieler, der seine Qualitäten hat, er ist charakterlich top – darüber ist nicht zu diskutieren. Wir haben wieder ein dicht gedrängtes Programm, aber Deni hat schon seine Qualitäten.

LAOLA1: Wie sehr rechnen Sie im Frühjahr noch mit Spielern wie Philipp Schobesberger oder Christopher Dibon, die doch noch einige Zeit brauchen werden bis zum Comeback?

Barisic: Ich glaube, dass mit beiden in der Frühjahrssaison zu rechnen ist, sie wieder einsteigen, uns vielleicht wieder mehr Inputs und dem Trainer mehr Möglichkeiten und Handlungsspielraum bieten. Vielleicht nicht zu Beginn der Frühjahrsmeisterschaft, aber als frischer Wind im Laufe des Meister-Playoffs.

LAOLA1: Wurde bei Marcel Ritzmaier, der von Barnsley bis Saisonende ausgeliehen ist, schon vorgefühlt, ob eine Verpflichtung über den Sommer hinaus möglich ist?

Barisic: Das wird man peu a peu angehen und ausloten, welche Möglichkeiten vorhanden sind und wie weit wir kommen. Da gehört ein anderer Verein auch dazu. Er hat schon gezeigt, dass er uns einen wertvollen Input geben kann. Nach seiner Krankheit hat es ein bisschen gedauert, bis er wieder in die Spur gefunden hat. Aber er ist ein Spieler, der sowohl sportlich als auch charakterlich in unsere Mannschaft passt.

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