news

Gruber: "Wir sind ein riesengroßer Zirkus"

LASK-Präsident und Liga-Aufsichtsrat im LAOLA1-Interview:

Gruber: Foto: © GEPA

Der Heiligabend 2013 stellt eine Zäsur in der Klubgeschichte des LASK dar.

Ausgerechnet an diesem Tag übernahmen die "Freunde des LASK" die Geschicke beim Traditionsklub, es war die Geburtsstunde eines erfolgreichen schwarz-weißen Comebacks.

2014 Rückkehr in den Profi-Fußball, 2017 Rückkehr in die Bundesliga, 2018 Comeback im Europacup?

Einer, der maßgeblich am Erfolg Anteil hat, ist Siegmund Gruber, seit 2016 Präsident des LASK.

LAOLA1 traf den 44-jährigen Steuerberater und Wirtschaftstreuhänder in seinem Büro in Traun und sprach mit ihm über die Entwicklung des LASK, das neue Stadion sowie seine Ansichten als Aufsichtsrat der Bundesliga.


In der 5. Ausgabe von "LAOLA1 On Air - Der Sport-Podcast" geht es um den LASK und die Wandlung vom Chaos-Klub zum Vorzeige-Verein. Wir hören über die Sternstunde gegen Inter Mailand in den Achtzigern, erfahren skurrile Anekdoten aus den 90ern und gelangen über die Reichel-Ära in die schwarz-weiße Neuzeit mit dem Jahrhundert-Projekt. Hier anhören:


LAOLA1: Sind Sie überrascht, dass der LASK die Rückrunden-Tabelle der Bundesliga anführt?

Siegmund Gruber: Es ist schon überraschend, dass es so gut läuft und wir uns nun oben etablieren konnten. Auf der anderen Seite war es auch in der Ersten Liga so, dass wir im Herbst immer unsere schwächste Phase hatten, was damit zusammenhängt, dass sich neue Spieler an die Philosophie gewöhnen müssen. Die Arbeit schlägt sich in Resultaten nieder.

LAOLA1: War dabei der Sieg gegen Salzburg der schönste in Ihrer LASK-Ära?

Gruber: Jeder Sieg ist schön, aber gegen Salzburg ist es schon etwas Besonderes. Wir haben auch zwei Remis auswärts geholt, diese Bilanz kann sich sehen lassen. Wichtig war aber in dieser Saison, auch wenn es die Leute nicht gerne hören, dass wir mit dem Abstieg nichts zu tun haben. Das haben wir sehr gut gemeistert, alles was jetzt noch dazukommt, ist eine Draufgabe. Aber es gibt kein Muss, man muss sich realistische Ziele stecken. Wenn die Spieler ihre Leistungen abrufen, kann es für den Europacup reichen. Wenn nicht, nicht.

LAOLA1: Oliver Glasner trägt die Verantwortung für den Erfolg. Wird er seinen Vertrag bis 2022 erfüllen?

Gruber: Wir hätten uns sonst nicht auf so einen langfristigen Vertrag eingelassen. Sonst hätte es ein Zwei-Jahres-Vertrag auch getan. Oliver weiß, was er an uns hat, wir wissen, was wir an ihm haben. Natürlich kann im Fußball alles passieren, aber wir hätten gerne, dass Oliver das Eröffnungsspiel im neuen Stadion mitmacht. Da müssten wir aber wieder verlängern (lacht).

Bei aller Liebe zum Event, das Wichtigste ist das Fußballspiel.

LAOLA1: Welche Reaktionen gab es auf die Stadionpläne?

Gruber: Die Reaktionen sind überwiegend positiv, natürlich gibt es bei so einem Projekt auch negative Reaktionen oder Kritik. Aber es gibt jetzt keinen großen, einzelnen Kritikpunkt. Es gibt von unserer Seite viel Aufklärungsarbeit und mein Standpunkt ist: Wo, wenn nicht dort, soll man heutzutage noch ein Stadion bauen? Denn dort, wo man alles hat, wie Verkehrsanbindungen, ist auch Wohngebiet. Das will keiner mehr und wir auch nicht. Wir wollten einen Standort mit einer ordentlichen Verkehrsanbindung. Die haben wir. Eine öffentliche Verkehrsanbindung soll für den Wohnraum Pichling dort ohnehin entstehen, diese Synergien können wir nützen. Bis alles steht, wird es dauern. Aber wir denken, das ist der bestmögliche Standort. Wir haben da auch viel Know How eingeholt, sonst hätten wir uns so nicht entschieden. Wir haben auch in Ruhe arbeiten können, das hat uns sehr geholfen.

LAOLA1: Haben Sie das Gefühl, dass das neue Stadion dort noch verhindert werden kann?

Gruber: Ich bin zutiefst überzeugt, dass wir alle Verfahren positiv abhandeln werden. Meines Erachtens spricht nichts dagegen, dass der LASK 2022 dort Fußball spielen wird.

LAOLA1: Das Verhältnis LASK und Linz gilt als abgekühlt. Wie bewerten Sie es?

Gruber: Von unserer Seite ist das Verhältnis keineswegs abgekühlt. Wir haben eine konstruktive Arbeitsbasis. Alle Entscheidungen, die wir getroffen haben, waren keine gegen die Stadt Linz, sondern für den Verein. Man hat gesehen, dass die Gugl für unsere Ansprüche nicht genügt hat. Da muss man auch die Mehrfach-Belastungen im und um das Stadion sehen.

LAOLA1: Aktuell hat der LASK einen Schnitt von rund 5000 Zuschauern, das neue Stadion wird zumindest eine Kapazität von 16.500 Zuschauern haben. Wie wird man es füllen?

Gruber: In erster Linie durch tägliche harte Arbeit. Wir haben sicher in den vergangenen zehn, 15 Jahren eine Generation verloren, auch an andere Sportarten, die einen tollen Job gemacht haben wie etwa die Black Wings. Viele Jugendliche, die damals fußballaffin gewesen wären, sind zum Eishockey abgewandert. Dass dieser nun 30-jährige Eishockey-Anhänger bekennender Fußball-Fan wird? Dieser Zug ist abgefahren. Wir werden versuchen, neue Fans zu gewinnen. Wenn ich bei uns im Stadion in den Heimsektor sehe, wie viele Fans Trikots haben und wie stolz die Kinder diese tragen, dann sieht man: Der LASK ist wieder jemand. Wir haben auch in St. Marien einen Stammtisch gemacht, da waren 200 Leute. Aber wir glauben jetzt auch nicht, dass wir das Stadion aufsperren und es kommen jedes Mal 16.000 Zuschauer. Dafür bedarf es harter Arbeit. Du musst es zukunftsträchtig bauen, es macht keinen Sinn es zu klein zu bauen und dann platzt du aus allen Nähten. Oberösterreich hat auch kein Länderspiel-taugliches Stadion, auch das wollen wir bieten.

Fußball in Österreich wird oftmals unter Wert verkauft, wir reden auch unser Produkt schlecht. Wir sind ein riesengroßer Zirkus, als solcher sollten wir uns auch sehen.

LAOLA1: Und abseits des Platzes: Wird der Spieltag als großes Event ausgerufen?

Gruber: Bei aller Liebe zum Event, das Wichtigste ist das Fußballspiel. Die Leute kommen trotz allem wegen des Spiels. Alles andere ist nice to have. Deswegen sage ich auch, dass sportlicher Erfolg gegeben sein muss, eine bestimmte Kernmannschaft aus Oberösterreich hier eine Heimat hat und Spieler aus der Akademie kommen, damit es eine Identifikation gibt. Ich denke, es geht um Infrastruktur, Infrastruktur und noch einmal Infrastruktur. Da geht es auch darum, anderen Vereinen zu helfen und das Produkt Bundesliga an sich zu verbessern. Wenn wir das haben, dann färbt das auch auf die Heimspiele ab. Fußball in Österreich wird oftmals unter Wert verkauft, wir reden auch unser Produkt schlecht. Wir sind ein riesengroßer Zirkus, als solcher sollten wir uns auch sehen. Jede Woche treten wir hier an, wir haben hierzulande die größten Zuschauermengen, die Wochenende für Wochenende abgewickelt werden. Wir sollten nun der Reform eine Chance geben, wenn man nachschärfen muss, wird das passieren. Aber ich bin überzeugt, dass die Reform mit der Teilung das Produkt attraktiver macht, da es für jede Mannschaft um etwas geht. Ich bin ein großer Fan dieser Reform, auch weil ich denke, dass mit zwölf Profi-Klubs das Ende der Fahnenstange erreicht ist.

LAOLA1: Könnte irgendwann eine geschlossene Liga kommen?

Gruber: Für den Absteiger ist es zukünftig sicherlich eine finanzielle Zäsur und das ist sicher ein Ansatz, über den man nachdenken kann, wenn es darum geht, nachzuschärfen. Das kann sich vielleicht jetzt niemand vorstellen, aber im Eishockey ist das Gang und Gäbe. Wenn dann jemand von unten rauf will, der die finanziellen und infrastrukturellen Erfordernisse mitbringt, warum nicht dann auch mit 14 Klubs spielen? Aber das ist jetzt nur Brainstorming.

LAOLA1: Zunächst geht es wohl darum, die Infrastruktur allerorts weiter zu verbessern.

Gruber: Was die Infrastruktur betrifft, machen wir uns auch selbst Druck, denn überdachte Gästesektoren beschließen etwa die Bundesliga-Vereine und nicht die Liga. Die Infrastruktur-Offensive ist noch im vollen Gange, aber keine Offensive ist so gut wie ein neues Stadion an jedem Standort. Das kann ich aber nicht überall fordern. Wünsche ich es mir? Ja! Wir freuen uns, dass in Wiener Neustadt ein Stadion gebaut wird, in St. Pölten eines gebaut wurde, bei der Austria umgebaut wurde, in Graz etwas investiert wird. Das geht in die richtige Richtung, wir dürfen aber nicht vergessen, dass es auch kleinere Klubs in der Bundesliga gibt und die gehören unterstützt, etwa mit Geld oder Lobbying. Mattersburg hat ein gutes Budget von rund zehn, zwölf Millionen Euro, dennoch spielt der SVM in einer anderen Liga als Salzburg, Sturm, Rapid oder die Austria. Da kann ich schwer in die Infrastruktur investieren und zeitgleich einen entsprechenden Kader aufstellen. Da braucht es die öffentliche Unterstützung.

Wir überzahlen auch nicht. Wir haben in dieser Saison ein Budget von rund neun Millionen Euro, das ist eine schöne Umsatzsteigerung, aber deswegen können wir nicht das Dreifache zahlen.

LAOLA1: Punkto Öffentlichkeit: Ab der Saison 2018/19 ist die Liga nur noch im Pay-TV zu sehen.

Gruber: Ich denke, das ist eine Chance für den Fußball, dass die Leute wieder verstärkt ins Stadion kommen. Unser Partner ist auch angehalten, für leistbare Preise zu sorgen. Ich bin überzeugt, dass wir mit diesem Setting Möglichkeiten, die uns „Sky“ schon einmal vorgestellt hat, haben, mit denen wir unser neues Produkt in eine andere Dimension führen können.

LAOLA1: Nach dem Tod von Hans Rinner ist das Amt des Liga-Präsidenten vakant. Wie geht es hier weiter?

Gruber: Wir werden das Wahlkomitee besetzen, bis Ende Mai werden Vorschläge eingesammelt und dann wird es zu einer Neuwahl kommen. Vielleicht ist aber auch in Zukunft die eine oder andere Strukturreform möglich, wo man auch darüber reden kann, ob es einen Präsidenten überhaupt geben muss oder wir uns viel mehr an einer Kapitalgesellschaft orientieren, wo die Vorstände gestärkt sind und der Aufsichtsrat verstärkt für strategische und Kontrollfunktionen zuständig ist. Hier werden die Bundesliga und ihre Gremien sicher eine gute Lösung finden.

LAOLA1: Einmal noch zurück zum LASK: War Georg Zellhofer wirklich ein Thema als Koordinator?

Gruber: Er war nie konkret ein Thema, wir haben auch nie wirklich darüber gesprochen, es wurde einfach etwas aufgebauscht. Dass er ein interessanter Typ ist und gut zum LASK passen würde, werde ich aber auch nicht verneinen. Er hat aber ohnehin verlängert, auch weil er in Altach sehr happy ist. Wir haben nie aktiv gesucht, sondern wir halten die Augen für bestimmte Positionen einfach immer offen. Egal ob im sportlichen Bereich oder auch abseits. Wir haben aber nie gesagt, dass wir einen Sportkoordinator suchen. Wir sind, was auch die Kaderplanung betrifft, gut aufgestellt. Bei uns laufen nur zwei Verträge aus, Rene Gartler wurde die Entscheidung schon mitgeteilt, bei Emanuel Pogatetz wird noch entschieden. Aber ansonsten sind die Leistungsträger gebunden und der Großteil auch für die nächsten Jahre.

LAOLA1: Wie überzeugen Sie die Spieler? Ist der LASK so zahlungskräftig?

Gruber: Das liegt weniger an finanziellen Möglichkeiten, als vielleicht am Zeitpunkt. Wir gehen mit vorzeitigen Verlängerungen und langfristigen Verträgen auch ein Risiko ein, der Spieler könnte sich zum Beispiel verletzen oder sich sportlich nicht wie gewünscht entwickeln. Aber wir sind sicher aktuell gut gebettet, weil die Spieler alle funktionieren. Das liegt wiederum an der Beratung von Jürgen Werner und der sportlichen Kompetenz von Oliver Glasner, die die richtigen Entscheidungen getroffen haben. Ich muss nur alles im Rahmen des Budgets absegnen. Wir überzahlen auch nicht. Wir haben in dieser Saison ein Budget von rund neun Millionen Euro, das ist eine schöne Umsatzsteigerung, aber deswegen können wir nicht das Dreifache zahlen.

LAOLA1: Muss der LASK auf Dauer auch Spieler verkaufen?

Gruber: Wir müssen beim LASK gar nichts. Aber wenn es passt, wie bei Paulo Otavio, der ein sensationelles Angebot hatte, machen wir es und stellen uns nicht gegen einen Wechsel.

LAOLA1: Sie sind Geschäftsführer und Präsident beim LASK. Bleibt das so?

Gruber: Präsident bin ich vom Verein und Geschäftsführer von der Spielbetriebs-GmbH, was ich nach dem Abgang von Alexander Friedl wieder übernehmen habe dürfen. Aber das wird langfristig nicht so bleiben. Die Geschäftsführung werde ich intern wieder abgeben und als Präsident die Funktion mit meinen Präsidiumskollegen wie in einem Aufsichtsrat wahrnehmen.


So könnte das neue Stadion des LASK anschauen:


LAOLA1-Interview mit Siegmund Gruber vor einem Jahr:

Kommentare