Standardsituationen als Waffe
Vor ziemlich genau 19 Jahren gelang den "Rotjacken" beim SK Sturm in der neunten Bundesliga-Runde ein 2:0-Auswärtssieg.
In einer umkämpften Partie machten letztlich die Standardsituationen den Unterschied. Nach einer torlosen ersten Hälfte bewies GAK-Trainer Lars Söndergaard das berühmte goldene Händchen. Nach einem Eckball von Martin Amerhauser traf der unmittelbar zuvor eingewechselte Alen Skoro mit seinem zweiten Ballkontakt per Kopf zum 1:0 (66.).
Die Vorentscheidung folgte in der Schlussphase – erneut nach einem Eckball. Zlatko Junuzović servierte scharf und Samir Muratovic köpfte die Gäste mit seinem ersten Saisontor zum Derby-Sieg (83.).
Mit diesem Erfolg gab der GAK gleichzeitig auch die Rote Laterne an Vorjahresmeister Austria Wien ab.
Diese Sturm-Elf schickte Franco Foda aufs Feld:
Im Gegensatz zu seinem Gegenüber setzte Franco Foda deutlich mehr auf Erfahrung. Perfektes Beispiel: Der 39-jährige Abwehrchef Frank Verlaat. Neben ihm verteidigte die Jugend mit dem späteren Nationalspieler Ronald Gercaliu und Ex-Blau-Weiß-Trainer Mitja Mörec.
Bester Torschütze der "Blackies" war in dieser Saison Stürmer Amadou Rabihou mit sieben Saisontoren, knapp vor Bojan Filipovic und Radoslaw Gilewicz mit sechs.
Der heutige Sturm-Trainer Jürgen Säumel war damals ebenso Teil des Kaders wie der spätere Nationalspieler Sebastian Prödl, Johannes Ertl oder der heutige Liefering-Coach Daniel Beichler. Zum Einsatz kamen im Derby alle vier aber nicht.
Diese Elf "Rotjacken" gewannen letztmals ein Grazer-Derby:
Erfahrung trifft Jugend. Während es für Spieler wie Amerhauser schon der letzte große Tanz war, stand Junuzovic erst am Anfang einer Karriere, die ihn letzlich bis ins Nationalteam hievte.
GAK-Trainer Söndergaard setzte deutlich mehr auf die Jugend. Neben Junuzovic waren auch Thomas Lechner und Ralph Spirk unter 21 Jahren.
Zwar nicht eingesetzt, aber trotzdem Teil des Kaders waren der kürzlich zurückgetretene Sportdirektor Dieter Elsnegg und Ex-Rapid-Innenverteidiger Mario Sonnleitner.
Doch trotz der großen Qualität innerhalb des Teams sollte es der letzte Sieg für einen sehr langen Zeitraum werden. Denn es war auch das Ende des Grazer Athletik Klubs in der höchsten österreichischen Spielklasse. Aufgrund von Lizenzverstößen wurden 28 Punkte abgezogen und der Klub stieg am Ende mit sechs Punkten ab. Auch Rivale Sturm bekam 13 Punkte abgezogen und wurde am Ende Siebter.
Die Lage der Liga
Es war eine Saison, die weniger durch Sportliches als durch Skandale definiert wurde: Beide Grazer Klubs erhielten massive Punktabzüge, beide rutschten in den Abstiegskampf – und der GAK verschwand am Ende sogar komplett aus dem Profifußball.
Und auch sonst gab es zwei Premieren. Einerseits wurde Red Bull Salzburg erstmals Meister und das direkt mit einem Vorsprung von 19 Punkten auf Vizemeister SV Ried. Andererseits feierte der SCR Altach, mittlerweile Stammgast in der höchsten Liga, seine Premiere im Oberhaus. Am Ende wurden die Vorarlberger Achter.
Mit dem SV Mattersburg (3.) und dem FC Superfund (5.) waren zudem zwei Teams noch Teil der Liga, die danach ebenso finanziell zu kämpfen hatten.
Torschützenkönig wurde mit 22 Treffern überlegen Alexander Zickler (Salzburg) vor Leonardo (14 Tore/Altach), sowie Mate Bilic (11/Rapid) und Christian Mayrleb (11/Pasching).
Die Endtabelle der Saison 2006/07:
Platz | Verein | Tore | Punkte |
|---|---|---|---|
1. | Red Bull Salzburg | 72:25 | 75 |
2. | SV Ried | 47:42 | 56 |
3. | SV Mattersburg | 61:58 | 55 |
4. | SK Rapid | 55:49 | 52 |
5. | FC Superfund | 47:41 | 52 |
6. | FK Austria Wien | 43:43 | 45 |
7. | SK Sturm Graz | 40:40 | 41 (-13) |
8. | SCR Altach | 45:64 | 38 |
9. | FC Wacker Tirol | 40:64 | 34 |
10. | Grazer AK | 43:67 | 6 (-28) |
Was von damals übrig ist
Heute, 6.966 Tage später, ist vieles anders: Sturm ist Champions-League-Teilnehmer, der GAK hat sich nach Jahren der Unterklassigkeit zurückgekämpft, und Graz erlebt wieder sein großes Bundesliga-Derby.
Seit dem Wiederaufstieg der "Rotjacken" im Vorjahr gingen alle drei Duelle deutlich an den Rivalen (3:0, 2:1 und 5:2). Auch im Cup gewann Sturm zwei Mal (3:2, 2:1).
Und dennoch gelten solche Zahlen speziell in einem Stadtduell nur bis zum Anpfiff.
Trotzdem bleibt die Frage: Schreibt der GAK endlich wieder Derby-Geschichte, oder bleibt der November 2006 weiterhin die letzte rot-weiße Derby-Glanzstunde?