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2. Liga: Mehr Licht als Schatten im Premierenjahr

Oben Spannung, unten kurios - die 2. Liga hatte einiges zu bieten:

2. Liga: Mehr Licht als Schatten im Premierenjahr Foto: © GEPA

Das war sie also, die Premierensaison der HPYBET 2. Liga. LAOLA1-Redakteur Michael Graswald zieht in einem Kommentar Bilanz:

Welche Horrorszenarien wurden nicht vor dem Start aufgestellt: Eine Zwei-Klassengesellschaft zwischen den Profi- und Amateurteams, massiver Zuschauerschwund und Wettbewerbsverzerrung durch die Zweitmannschaften der Bundesligisten bzw. den De-facto-Vereinen wie dem FC Liefering und dem FC Juniors OÖ.

Doch wie es so oft ist, traten viele dieser Befürchtungen nicht ein. Zwar gibt es durchaus in manchen Bereichen noch Startschwierigkeiten, grundsätzlich kann nach den ersten 30 Runden im neuen Format aber ein positives Fazit gezogen werden.

Probleme im Herbst

Auch wenn am Saisonende mit dem FC Juniors OÖ, Austria Klagenfurt und den Wacker Amateuren lediglich drei Aufsteiger unter den ersten zehn der Tabelle gelandet sind, von einer zweigeteilten Liga kann nicht die Rede sein.

Dass es für die Neulinge aber zunächst schwierig war, belegt die Hinrunde. Die Aufsteiger agierten mit Naivität und wurden von den reiferen Teams abgekocht. Der Mehraufwand in der zweiten Liga wurde von den Verantwortlichen unterschätzt. Und auch die Spieler im Amateurstatus, die noch einem Beruf nachgehen, wurden auf eine harte Probe gestellt.

Diese Semi-Professionalität der Liga bietet zwar große Flexibilität für Aufsteiger, könnte aber in Zukunft nur zum Schein exisitieren. Dass reine Amateurmannschaften noch mithalten können, sobald sich die Liga endgültig etabliert hat, darf bezweifelt werden.

Bereits im Frühjahr versuchten die Nachzügler die Professionalisierung voranzutreiben. Auch, um für die große Lizenz ansuchen zu können. Dafür schüttet die Bundesliga zusätzliches Geld aus, sobald die Kriterien formal erfüllt werden. Dieser Anreiz könnte in Zukunft tatsächlich dazu führen, dass sich eine Zweiklassengesellschaft in der Liga einrichtet. Ein Szenario, mit dem niemandem gedient ist. 

Umso erstaunlicher wirkt das Beispiel Blau-Weiß Linz. Die Stahlstädter erklärten gerade in ihrer besten Phase den Verzicht auf die Bundesliga-Lizenz. Eine Entscheidung, die laut den Verantwortlichen alternativlos war.

So sorgte Blau-Weiß bereits Ende Oktober für den ersten Aufreger in der noch jungen Liga. Die Entscheidungsträger der Klubs sind gefordert, in Zukunft einen klaren Kopf bei der Ausrichtung ihrer Teams zu bewahren. Ein zu schneller Schritt nach oben wird sich existenzgefährdend auswirken.



Trainerkarusell

Gut überlegt sollte auch die Entscheidung über einen Trainerwechsel sein. Nur bei Meister Wattens, Austria Lustenau, dem Kapfenberger SV und dem SV Lafnitz steht am Saisonende noch der gleiche Trainer an der Seitenlinie wie zu Saisonbeginn - vier von 16, also gerade mal ein Viertel, ist ein erschreckender Wert.

Selten drehte sich das Trainerkarusell in der zweithöchsten Spielklasse schneller als nach der Ligareform. Dafür aber bei der Umstrukturierung den Grund zu suchen, wäre vermessen. Generell geht der Trend hin zu raschen Trainerwechseln - warum sollte ausgerechnet die 2. österreichische Liga dabei eine Ausnahme sein?

Ob neue Besen auch immer besser kehren als die Alten soll hier nicht das Thema sein. Was aber definitiv als positiv aufgenommen werden kann, sind die Namen, die sich für einen Job in der 2. Liga entschieden haben. Nicht nur, dass Übungsleiter wie Gerald Baumgartner oder Goran Djuricin den jungen Teams durch ihre Erfahrung helfen, sie sorgen auch dafür, dass die gesamte Liga an Prestige gewinnt.

Unbestritten sorgten die Juniors OÖ mit der Verpflichtung von Tobias Schweinsteiger für den Überraschungscoup der Saison. Wenn sich aber Gogo Djuricin nach seinem Engagement bei Rapid bewusst für die 2. Liga entscheidet, hat das Signalwirkung. 

Auch Ex-SKN-Trainer Jochen Fallmann und Kurzzeit-FAC-Coach Andi Heraf sind Namen, die für die Qualität in der Liga zeugen. Den Vereinen kann zu solchen Namen nur gratuliert werden. Für Sentimentalität ist im Fußball schon lange kein Platz mehr, auch nicht in der 2. Liga. 

Talenteförderung

"Thomas Sabitzer, Marko Raguz und Marco Grüll stehen stellvertretend für die Vielzahl an Talenten, die einen eindrucksvolle Entwicklung hingelegt haben."

Die Entwicklung von Talenten

Genauso wie bei der Trainerfrage stellt sich die Gefühlsfrage auch bei der Reform selbst. War denn früher wirklich alles besser? Mit Sicherheit nicht.

Die alte Zehnerliga war oft ein Sammelbecken für alternde Stars und Spieler, bei denen es für ganz oben nicht reicht. Mit dem neuen Format hat sich ein eigenes System etabliert: Es wird viel mehr jungen Spielern eine Chance gegeben, sie werden sorgfältiger auf das Profigeschäft vorbereitet.

Anstatt über einen längeren Zeitraum hinweg in den Regionalligen zu verharren, trauen sich die Klubs der 2. Liga nun stärker an solche Spieler heran, die jungen Kicker profitieren sichtlich davon, werden bereits früh stärker gefordert und gewöhnen sich an die höhere Intensität.

Diese Intention der Ligareform ist eindrucksvoll aufgeganen, nur bei zwei Vereinen (Wattens und Lafnitz), liegt der Altersdurchschnitt über 25 Jahren - bravo.

Einen nicht unerheblichen Anteil daran haben auch die oft verteufelten Zweitvertretungen bzw. der FC Liefering und die Juniors OÖ. Dabei wird oft vergessen, dass diese Vereine auch Spieler für die übrigen Zweitligisten mitproduzieren. Die Kritik, die diesen Vereinen entgegenschlägt, ist oft emotional zu sehr aufgeladen.

Thomas Sabitzer, Marko Raguz und Marco Grüll stehen stellvertredend für die Vielzahl an Talenten, die eine eindrucksvolle Entwicklung hingelegt haben. Alle drei werden in naher Zukunft in der Bundesliga unterkommen.

Und genau das ist die Kehrseite der Medaille. Die Verantwortlichen müssen jedes Jahr, manche sogar alle sechs Monate, einen harten Kampf um ihre Talente austragen. Denn nur durch teure Verkäufe ihrer hoffnungsvollsten Kicker kommt etwas Geld in die Kassen der Zweitligisten.

Der Ruf der zweithöchsten Spielklasse, als Stiefkind der Reform, er kommt nicht von ungefähr. Davon haben sich die Vereine aber nicht hinunterziehen lassen, sie haben das Beste daraus gemacht. Bei fast jedem Verein findet sich ein Talent, das bereit ist für den nächsten Schritt. Aus Sicht der Vereine kann bilanziert werden: Pflicht erfüllt.

Spannung über das Ende hinaus



Wer ein Fan packender Titelentscheidungen ist, der wird in der 2. Liga definitiv fündig. Während in der Bundesliga nicht einmal durch die extra deshalb eingeführte Punkteteilung Spannung an der Spitze geboten war, lieferten sich die WSG Wattens und die SV Ried eine Stufe darunter einen echten Fight.

Es prallten Welten aufeinander. Die Wattener, die mit einem prominent verstärkten Kader unbedingt nach oben wollten, trafen auf die Rieder, die von ihrem Selbstverständnis immer noch ein Bundesligaverein sind.

Nicht nur auf dem Platz lieferten sich die Klubs eine harte Auseinandersetzung, auch verbal flogen in den Wochen vor der Entscheidung nur so die giftigen Kommentare hin und her. Auch wenn das kein entscheidendes Kriterium für ein sportliches Kräftemessen sein sollte, diese Rivalität hat der Liga definitiv gut getan. 

Sie hat dafür gesorgt, dass sich auch bisherige Skeptiker angefangen haben, für diesen spannenden Kampf an der Spitze zu interessieren. Durchgesetzt hat sich am Ende die WSG, die zwar im Frühjahr selten überzeugt hat, aber im Stile des FC Bayern trotzdem ihre Spiele, meistens mit einem Tor Unterschied, gewonnen hat. "So wird man Meister", lautete wochenlang das Credo von WSG-Coach Thomas Silberberger. Er sollte Recht behalten.

Aber: Für die 2. Liga ist der Aufstieg der Wattener kein so großer Verlust, wie es jener der SV Ried gewesen wäre. Die Innviertler sind so etwas wie der Branchenprimus in der zweithöchsten Spielklasse. Der Bundesliga blüht nun der in Swarovski Tirol umbenannte Klub, der am Innsbrucker Tivoli spielen wird. Das Zuschauerinteresse wird sich in Grenzen halten.

Dadurch, dass die SV Ried der Liga erhalten bleibt und mit Wacker Innsbruck ein großer Name absteigt, wird das Gedränge an der Spitze in der kommenden Spielzeit noch größer werden. Die Liga kann davon nur profitieren.

"Wenn sogar bei den aufgeweichten Lizenzbestimmungen der 2. Liga getrickst werden muss, ist das ein Armutszeugnis. Wiener Neustadt muss die Konsequenzen tragen."

Über die Causa SCWN

Spannend war es auch am anderen Ende der Tabelle, leider nicht aus sportlicher Sicht. Fast wöchentlich rettete sich ein weiterer Klub durch die Regularien und nicht auf dem Spielfeld durch geschossene Tore.

Mit der Zulassung von Zweitvertretungen ging man bei der Reform volles Risiko. Es war jedem bewusst, dass es durch einen Bundesliga-Absteiger zu einem Doppelabstieg wie nun beim FC Wacker kommen kann.

Dass es aber bereits in der ersten Saison, trotz kaum vorhandener Regularien und dem Zulassen eines Amateurstatus aus der Regionalliga Ost keinen Aufsteiger gibt, zeigt, wie sehr die Regionalligisten diese 2. Liga ablehnen.

Es wird eine Aufgabe der Bundesliga sein, die 2. Liga für die Unterhausteams so attraktiv wie möglich zu gestalten. Vereine wie der Wiener Sportclub wollen rauf, aber eben nicht um jeden Preis. Immerhin im Westen und in der Mitte fanden sich mit dem FC Dornbirn und dem GAK problemlos zwei ambitionierte Aufsteiger.

Und dann ist da noch der größte Skandal des Premierenjahres: Der Lizenzbetrug des SC Wiener Neustadt. Der ehemalige Bundesligist wurde zum Zwangsabstieg verurteilt.

Damit hat sich der Klub von Präsidentin Katja Putzenlechner nicht nur selbst bis auf die Knochen blamiert, er hat auch der noch jungen Liga einen massiven Imageschaden beschert. Immerhin hatte der zuständige Senat die Lizenz erteilt und war erst durch die Äußerungen von Ex-SCWN-Coach Fellner auf den Fall aufmerksam geworden.

Wenn sogar bei den aufgeweichten Lizenzbestimmungen der 2. Liga getrickst werden muss, ist das ein Armutszeugnis. Wiener Neustadt muss die Konsequenzen tragen.

Damit wollen sich die Niederösterreicher aber nicht abfinden. Durch den Entschluss nun doch Einspruch einzulegen, richtet der Verein nur weiteren Schaden an. Ein Abgang mit Stil, wie es die Mannschaft in den letzten Spielen auf dem Platz gemacht hatte, wäre die bessere Alternative gewesen.

Richtung stimmt

Trotz mehrerer kleiner, oder auch größerer Probleme stimmt die Richtung, in die sich die 2. Liga entwickelt. Dass so eine Umstrukturierung Zeit braucht, ist völlig klar. 

Während es am Bundesliga-System bereits jetzt ordentlich Kritik gibt, ist die HPYBET 2. Liga davon nahezu verschont geblieben.

Trotzdem gilt es, sich nicht auf einer gelungenen Premierensaison auszuruhen. Das Schicksal hat es gut mit der Liga gemeint. Durch den FC Wacker und den GAK erhält sie prominenten Zuwachs von Klubs, die auch in Sachen Fans und Zuschauerzahlen für eine Steigerung sorgen werden.

Die "Gründungsmitglieder" der 16er-Liga haben gute Werbung für Österreichs zweithöchste Fußballliga betrieben. Dieses Pflänzchen muss nun mit Vorsicht behandelt werden und durch punktuelle Verbesserungen in den Bereichen Attraktivität für Regionalligisten und finanzielle Unterstützung weiter zum Wachsen gebracht werden.

Als "League of Legends" wurde die kommende Saison bereits betitelt, etwas, was sich die Verantwortlichen bei der Ligareform wohl auch nicht träumen ließen. Kann der aktuelle Kurs beibehalten werden, dann finden bald auch die letzten Skeptiker keinen Grund mehr zu nörgeln.

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