news

Hobby-DJ Lindvik: "Unbekümmert" zum Tournee-Sieg?

Warum ein 21-jähriger Hobby-DJ plötzlich Tournee-Geheimfavorit ist:

Hobby-DJ Lindvik: Foto: © GEPA

Das Finale der 68. Vierschanzen-Tournee ist an Spannung kaum zu überbieten. Gleich vier Skisprung-Asse haben vor dem entscheidenden Bewerb in Bischofshofen am Dreikönigstag noch alle Trümpfe auf den Gesamtsieg in der Hand, den aktuell Führenden Dawid Kubacki trennen nur 13,7 Punkte vom Vierten und Vorjahres-Sieger Ryoyu Kobayashi.

Mittendrin im Rennen um den Tournee-Sieg ist mit Marius Lindvik ein 21-jähriger Norweger, der bis zum Jahreswechsel noch gar keinen Weltcup-Sieg verbuchen konnte. Nach Erfolgen beim Neujahrsspringen in Garmisch und drei Tage später am Bergisel ist Lindvik plötzlich mehr als nur ein Geheimfavorit.

Mit Alexander Stöckl ist aktuell ein Tiroler norwegischer Cheftrainer, der ganz genau weiß, was Lindvik so stark macht:

Der Bua", sagt Stöckl, gehe derzeit mit einer "Unbekümmertheit" an die Dinge heran, die erfrischend sei. Er habe außergewöhnliche Fähigkeiten. "Wenn ich ihm eine technische Anweisung gebe, setzt er die sofort um." So gut, dass der Bub vor dem Schlussakt Tournee-Zweiter ist.

Tournee-Gesamtwertung nach 3 von 4 Springen>>>

Ist "Avicii" reif genug?

Ist er auch Manns genug für den großen Coup? "Er ist sehr kaltschnäuzig und nimmt auch gern Risiko", erklärte Stöckl. "Der sitzt oben am Balken und kriegt nicht mit, was unten los ist. Ob es laut ist oder wie weit der andere vor ihm gesprungen ist, das interessiert ihn nicht."

Ansonsten tut der 21-Jährige, was 21-Jährige tun. Lindvik bedient fast täglich seine Social-Media-Kanäle, als Hobby-DJ (Team-Rufname: Avicii) ist seine Spotify-Playlist natürlich öffentlich einsehbar. Springt er gerade nicht, sieht man ihn selten ohne Handy in der Hand, erklärte Stöckl. Lindvik schläft gern aus und hat in seiner kurzen Berufskarriere bereits eine außergewöhnliche Sturzserie (2019) verdaut. Wer Junioren-Weltmeister (2018) wird, hat gewiss auch Klasse - und derzeit jede Menge Selbstvertrauen.

"Ich versuche die Dinge zu tun, die ich tun muss, um am Balken ruhig zu bleiben", sagte Lindvik nach seinem Bergisel-Sieg, dem zweiten Tournee-Erfolg binnen drei Tagen. Bisher habe er einfach seine Arbeit getan. "Das hat gereicht."

Mit Youtube-Videos zum Gesamtsieg?

Ob er dem Skispringer-Himmel, dem berühmt-berüchtigten Flow nahe ist, konnte er am Samstag nicht sagen. "Es ist so ein Selbstvertrauen-Ding. Du weißt einfach, dass deine Sprünge gut werden." Dass er nun erster norwegischer Tourneesieger seit Anders Jacobsen (2006/07) werden könnte, habe er natürlich nie zu träumen gewagt.

Ein bisschen springt die Ungewissheit mit. Denn Lindvik wird am Montag seine ersten Bewerbssprünge auf der Paul-Außerleitner-Schanze tun. "Bischofshofen ist doch eine spezielle Schanze mit diesem langen Übergang zum Schanzentisch", erklärte Stöckl. Er hofft, dass der Youngster nicht zu früh wegspringt. "Dazu neigt er manchmal."

In der Qualifikation landete Lindvik nach 133 Metern auf Rang neun. Stefan Kraft, der unmittelbar nach ihm wegsprang, meinte, eine gewisse Unsicherheit bemerkt zu haben. Der Debütant selbst meinte, er suche noch ein wenig das Gefühl. Er wird sich wie ein typischer 21-Jähriger auf seine bisher größte Prüfung vorbereiten. "Vielleicht schaue ich mir noch ein paar Youtube-Videos von der Schanze an."

Kommentare