news

So heiß ist der Kugel-Kampf im Gesamtweltcup

Spannend wie seit Jahren nicht: Ausgangslage und Prognose im Kampf um große Kugel.

So heiß ist der Kugel-Kampf im Gesamtweltcup

Der Ski-Weltcup biegt in die heiße Phase ein!

Im Jahr eins nach Marcel Hirscher, der den Gesamtweltcup in den vergangenen acht Jahren gewann, ist der Kampf um die große Kristallkugel spannend wie schon lange nicht.

Wer zu Beginn der Saison dachte, der Gesamtweltcup würde ein Duell zwischen Henrik Kristoffersen und Alexis Pinturault werden, der hat die Rechnung ohne Aleksander Aamodt Kilde gemacht. Der Norweger mischt im Rennen um die Hirscher-Nachfolge voll mit.

Nach 27 von insgesamt 44 Bewerben in diesem Winter trennen die Top drei gerade einmal 57 Punkte. Kristoffersen führt mit 877 Punkten vor Pinturault mit 822 und Kilde mit 820. Der viertplatzierte Matthias Mayer liegt mit 692 Zählern bereits deutlich zurück, es läuft wohl alles auf einen Dreikampf hinaus. Weltcup-Stände >>>

Dass sich noch niemand entscheidend absetzen konnte, liegt auch daran, dass bisher keiner makellos durch den Winter kam. 

"Kristoffersen, Pinturault - es haben alle Punkte liegen gelassen. Das zeigt auch im Nachhinein, wie fantastisch Hirscher das acht Jahre lang gehandelt hat, dass er seine Punkte wirklich konstant bei jedem Rennen holt", sagt ÖSV-Sportdirektor Toni Giger. Favorit zu sein sei für alle eine neue Rolle.

Insgesamt sind in dieser Saison noch 17 Rennen ausständig: Drei Abfahrten, vier Super-Gs, vier Riesentorläufe, vier Slaloms, eine Kombination sowie ein Parallel-Bewerb

LAOLA1 wirft einen Blick auf die bisherigen Leistungen der Top 3 und wagt eine Prognose, wer am Ende den Gesamtweltcup gewinnt:

ALEXIS PINTURAULT

Pinturault, der Gesamtweltcup-Zweite der vergangenen Saison, fuhr bisher 18 Rennen. Davon gewann er vier und fuhr zwei weitere Male aufs Podest. Dem gegenüber stehen zwei Ausfälle sowie drei Platzierungen außerhalb der Top 15. Zwischenzeitlich plagte sich Pinturault mit einer Magen-Darm-Grippe und Adduktoren-Problemen herum. 

Die meisten Punkte holte der Franzose bisher im Slalom (286), gefolgt vom RTL (272). Neben seinen Paradedisziplinen sammelte der Franzose mit einem Sieg und einem zweiten Platz in den Kombinationen in Bormio und Wengen 180 Zähler. Den bislang einzigen Parallel-Bewerb beendete er mit mageren fünf Punkten. Im Super-G bestritt Pinturault bisher zwei von vier Rennen und war mit den Plätzen 4 und 9 und 79 Punkten auch höchst erfolgreich.

Der Fokus liegt aber weiterhin auf den technischen Disziplinen. In Hinterstoder Ende Februar will Pinturault neben der Kombination auch den Super-G bestreiten, weitere Starts auf den langen Latten lässt er sich offen. Ein Antreten beim von China nach Saalbach verlegten Super-G sowie jenem beim Weltcup-Finale scheint aber durchaus wahrscheinlich. 

Gelingen Pinturault im Super-G im Saisonfinish ähnlich gute Leistungen wie bisher und vermeidet er Ausfälle in den technischen Disziplinen, könnte er am Ende die Nase vorne haben. Der 28-Jährige schiebt die Favoritenrolle jedoch von sich: "Es ist sehr eng bist jetzt, aber Henrik ist der große Favorit." 

HENRIK KRISTOFFERSEN

Die Favoritenrolle im Gesamtweltcup schob Kristoffersen schon vor dem Saisonauftakt in Sölden von sich. Er habe aus dem vergangenen Jahr Lehren gezogen, als im Vorfeld der Saison viel darüber geredet wurde, ob er Hirscher im Gesamtweltcup schlagen könne. "Das war zu viel für mich, daraus habe ich gelernt", so Kristoffersen im Oktober. Stattdessen wollte er sich darauf konzentrieren, Rennen zu gewinnen. 

In der bisherigen Saison stand der Norweger in 14 Rennen am Start, davon gewann er drei und fuhr fünf weitere Male aufs Podest, zwei Mal landete Kristoffersen außerhalb der Top 15.

Der Technik-Spezialist holte in seinen Kerndisziplinen bisher 552 Punkte im Slalom und 289 im RTL. Platz sieben beim Parallel-RTL in Alta Badia brachte ihm 36 Punkte ein.

Anders als Pinturault hat Kristoffersen in dieser Saison noch keinen Super-G und keine Kombi bestritten. Zu Saisonbeginn stellte er einen Start in beiden Disziplinen in Hinterstoder Ende Februar in Aussicht. Zumindest ein paar Punkte in Kombi und/oder Super-G wird es wohl auch brauchen, um seine Kontrahenten hinter sich lassen zu können.

ALEKSANDER AAMODT KILDE

Im Vergleich zu Pinturault und Kristoffersen ist Kilde der "fleißigste" der drei: Der Norweger hat in dieser Saison bereits 19 Rennen bestritten, gewonnen hat er allerdings noch kein einziges. Dafür stehen bis dato vier zweite Plätze auf seinem Konto. Ein 21. Platz im RTL in Sölden ist sein mit Abstand schlechtestes Ergebnis, bis auf einen Ausfall im RTL in Beaver Creek fuhr Kilde immer unter die Top 13. 

Der 27-Jährige holte in der Abfahrt in dieser Saison bisher 307 Punkte, im Super-G sind es 236. Doch auch seine Ausbeute im RTL (145) und in der Kombination (112) kann sich sehen lassen. Er war bereits in Abfahrt, Super-G, Kombi und Riesentorlauf und damit in vier Disziplinen in den Top Fünf. Hält Kilde das Pensum durch und die Form hoch, wird er zum heißen Anwärter auf die große Kugel.

PROGNOSE

Zwar ist Kilde aktuell am breitesten aufgestellt, die big points - sprich Siege - fehlen ihm aber. Bleibt das so, wird es am Ende wohl doch auf das Duell Pinturault gegen Kristoffersen hinauslaufen. Dabei wird entscheidend sein, ob Pinturault weitere Ausfälle vermeiden kann und wie sich Kristoffersen in Super-G und Kombi schlägt. Kann der Norweger in diesen beiden Disziplinen halbwegs punkten und hält er seine Form in Slalom und RTL, hat er wohl die besten Chancen, sich am Ende der Saison erstmals Gesamtweltcupsieger zu nennen. 

Der knappste Abstand zwischen Sieger und Zweitplatziertem in der Weltcup-Geschichte waren übrigens zwei Punkte: Benni Raich verlor die große Kristallkugel 2009 nach einem Einfädler im letzten Rennen an Aksel Lund Svindal. Knappste/klarste Siegvorsprünge im Gesamtweltcup >>>

Auch in diesem Jahr könnte die Entscheidung erst im finalen Rennen, dem Slalom im Cortina, fallen. Die meisten Ski-Fans hätten wohl nichts dagegen.

Gesamtweltcup - Alle Sieger >>>


Kommentare