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Vincent Kriechmayr für "großes Risko" belohnt

Der Oberösterreicher prolongiert die irre ÖSV-Sieg-Serie im Jahr 2019.

Vincent Kriechmayr für Foto: © getty

Vincent Kriechmayr ist der strahlende Sieger der Lauberhorn-Abfahrt in Wengen.

Der Oberösterreicher verweist Lokalmatador Beat Feuz (+0,14) und den Norweger Aleksander Aamodt Kilde (+0,26) auf der längsten Abfahrt der Welt auf die weiteren Stockerlplätze.

Kriechmayr scheint den Schwung vom Vortag, als er in der Kombinations-Abfahrt Bestzeit fuhr, perfekt mitgenommen zu haben. "Ich habe wirklich einen sehr guten Lauf gehabt, und alles was ich mir vorgenommen habe, ist genauso eingetreten, deshalb darf ich nun ganz oben stehen."

Vor allem mit dem letzten Teil-Abschnitt zeigt sich der 27-Järhige höchst zufrieden: "Mir ist vor allem der Mittelteil sehr gut gelungen und das Ziel-S. Ich habe schon sehr viele Rennen vor allem unten hergeschenkt. Dass es mir gelungen ist, unten noch was gutzumachen, ist super."

Für "großes Risiko" belohnt

Trotz der starken Kombi-Abfahrt griff Kriechmayr für Samstag zu einem anderen Ski. "Wir haben uns entschieden, das Risiko einzugehen, weil der obere Teil sehr entscheidend ist und wir der Ansicht waren, dass wir damit ein bisserl einen Vorteil haben."

"Es ist wie gesagt ein großes Risiko, weil wir gestern auch eine sehr gute Zeit gefahren sind, aber das ist uns auf alle Fälle sehr gut gelungen. Wer nichts riskiert, kann nichts gewinnen", weiß der 27-Jährige.

In der bisherigen Saison musste Kriechmayr - trotz toller Form - immer wieder kleine Rückschläge hinnehmen: "Es hat mit Lake Louise ganz gut angefangen, in Beaver Creek habe ich wie so oft unnötige Fehler gemacht, in Gröden war ich chancenlos, da war ich einfach nicht gut genug. Und in Bormio habe ich wieder ein bisserl den Speed gefunden."

"Mir ist klar geworden, runterfahren alleine funktioniert bei mir nicht, ich muss das letzte Hemd riskieren. Das habe ich heute gemacht. Natürlich passieren da hin und wieder Fehler, aber nur so kann ich schnell sein", scheint Kriechmayr das richtige Rezept gefunden zu haben.

Mit Selbstvertrauen nach Kitzbühel

Die nächste Station für die Abfahrer heißt - wie jedes Jahr nach Wengen - Kitzbühel. Kriechmayr ist klar, dass es schlechtere Dinge gibt, als mit einem Sieg im Gepäck nach Kitzbühel zu reisen. Dennoch will er die beiden Orte nicht miteinander vergleichen.

"Wer mich kennt, der weiß, ich habe immer Selbstvertrauen, wurscht ob ich gewinne oder nicht. Natürlich gibt das noch einmal zusätzliches Selbstvertrauen, aber Kitzbühel ist eine ganz andere Streckenführung. Man muss sich wieder aufs Neue beweisen und aufs Neue eine super Leistung zeigen", meint der Oberösterreicher.

Feuz, der seinen dritten Wengen-Sieg knapp verpasste, war mit seiner "guten Fahrt" zufrieden. Dass es zum Sieg reichen würde, hatte er nach Zielankunft nicht geglaubt, weil ihm die schwierigen Passagen nicht zu hundert Prozent geglückt waren. "Sicher, wenn man knapp dran ist am Sieg, will man immer den Sieg. Aber es ist kein Wunschkonzert."

"Ausschlaggebend war, dass Kriechmayr im Kernstück der Abfahrt, bei Minsch-Kante und Brüggli-S, eine Superlinie gefunden hat, das ist mir nicht optimal geglückt." Auch der viertplatzierte Aksel Lund Svindal verneigte sich vor einer "beeindruckenden" letzten Sektor-Zeit von Kriechmayr.

Kriechmayr spielt Alleinunterhalter im ÖSV

Die anderen Österreicher hatten bei bestem Abfahrtswetter und vor tausenden Zuschauern entlang der Strecke nicht viel mitzureden, Hannes Reichelt wurde als zweitbester 14., Otmar Striedinger kam auf Platz 21, Romed Baumann auf 25 und Christian Walder auf 26.

Striedinger wurde nach einem Zielraum-Sturz des Italieners Emanuele Buzzi (6.), der unter die Luftpolsterung rutschte und lange behandelt werden musste, erst kurz vor dem Ziel abgewunken, fuhr ein zweites Mal und meinte: "Zweimal Wengen ist einmal zu viel."

Auch Johannes Kröll (36.) war abgewunken worden. Max Franz und Matthias Mayer schieden mit Stürzen aus, blieben aber unverletzt.

Mayer bringt Form nicht ins Ziel

"Ich habe einige Fehler gemacht, Richtung U-Hakerl habe ich einmal kurz in den Schnee gegriffen, bei dem Speed kostete das extrem viel Zeit. Brüggli-S ist auch danebengegangen, danach hat es gepasst", sagte Reichelt, der in seiner Karriere bereits fünfmal auf dem Wengen-Podest stand und 2015 auch gewann. "Ich bin sehr unkonstant, das ist der Grund, dass man eineinhalb Sekunden hinten ist."

Mayer kam zum zweiten Mal innerhalb von zwei Tagen zu Sturz, Freitag hatte er im Kombi-Slalom eingefädelt. Der Sturz in der Abfahrt tat seelisch freilich mehr weh, auch wenn die Hüfte nach der Torlauf-Brez'n noch schmerzte.

"Zum Glück ist das Brüggli-S gut gepolstert. Es ist ein bisserl glatter heute als in den letzten Tagen, auf einmal hat es mir den Innenski auf den Außenski geschlagen, dann erfängst du dich da nicht mehr. Ein blöder Fehler", sagte der Doppel-Olympiasieger.

"Das Skifahren war die ganze Woche auf dem besten Niveau, aber es zipft mich jetzt total an, das ist mein Resümee. Es wurmt mich, aber dafür habe ich auf nächste Woche hin keinen Druck", sagte er in Hinblick auf Kitzbühel.

ÖSV-Kollegen freuen sich mit Kriechmayr

Franz, der Platz zwei in der Disziplinwertung hinter Feuz an Kriechmayr abgab, wurde auf seiner Fahrt im Ziel-S der Ski förmlich weggerissen. "Das muss saublöd zugegangen sein", meint Franz.

"Über den Hundschopf drüber, die Minsch-Kante, das ist nicht ganz so geglückt, da war ich ein bisserl zu früh, aber nicht tragisch", meinte der Kärntner, der auf einen Top-Fünf-Platz unterwegs war. "Das tut gerade ein bisserl weh."

Für den erfolgreichen Teamkollegen freuten sich freilich alle mit. "Bei Vinc war es nur eine Frage der Zeit, dass er es runterbringt. Der Speed passt bei ihm", sagte Reichelt. "Gewaltig! Hut ab! Ich habe mir seine Fahrt angeschaut, der Platzsprecher ist ein bisserl nervös geworden, dem hat das nicht sehr getaugt", meinte Mayer.

Für die österreichischen Ski-Herren war es der sechste Sieg im sechsten Rennen des neuen Kalenderjahres. Marco Schwarz hatte den City-Event in Oslo und die Wengen-Kombination gewonnen, Marcel Hirscher die Slaloms in Zagreb und Adelboden sowie den Riesentorlauf ebendort. Sonntag gibt es im Slalom die Chance auf den siebenten Erfolg en suite (1.DG ab 10:15 Uhr im LIVE-Ticker).

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