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Weltcup-Auftakt mit Corona-Tests und ohne Fans

Weltcup-Start in die Corona-Wirklichkeit. Alle sind vorsichtig optimistisch.

Weltcup-Auftakt mit Corona-Tests und ohne Fans Foto: © GEPA

Der Ski-Weltcup trifft zum ersten Mal auf die derzeitige Corona-Wirklichkeit: Beim Auftakt am kommenden Wochenende im Tiroler Sölden wird die sichere Durchführung der Veranstaltung wohl genauso im Mittelpunkt des Interesses stehen wie die sportlichen Höchstleistungen. Ab Samstag im LIVE-Ticker >>>

Im Herbst 2020 ist auch am Gletscher alles anders, die "Wettkampf-Zone" ist ein hermetisch abgeriegelter Bereich. Tausende begeisterte Wintersport-Fans entlang der Rennpiste - dieses Bild gehört in der Saison 2020/21 der Vergangenheit an. Zu den Rennen der Damen und Herren, die coronabedingt eine Woche früher als üblich über die Bühne gehen, sind keine Zuschauer zugelassen, der Rettenbachferner ist für den Tourismus gesperrt. Der Ski-Zirkus ist notgedrungen unter sich.

Und logischerweise doch nicht ganz, denn: 200 "spezielle Gäste" sind für den Auftakt vorgesehen. Sie bilden neben "Teams" (Sportler und Betreuer), "Staff" und "Medien" die vier "Blasen", die das Söldener Sicherheits- und Corona-Präventionskonzept vorsieht.

Wenige Tage vor dem Weltcup-Opening im Tourismus-Hotspot im Tiroler Ötztal ist die Stimmung in der Bevölkerung hinsichtlich des traditionellen Sport-Events eher verhalten. Gastronomen und Hoteliers zeigen sich dagegen pragmatisch und vorsichtig optimistisch.

Ski-Weltcup wird in bunte Haupt- und Unter-Blasen aufgeteilt

Die Rennläufer gehören einer der vier "Blasen" an
Foto: © GEPA

Alle Beteiligten - auch die Rennläufer - werden in bunte Haupt- und Unter-Blasen (Schneeflocken) geteilt, um Kontakte untereinander zu vermeiden. Ohne negativen Coronatest kommt keiner in seine Blase.

Das Söldener Sicherheits- und Corona-Präventionskonzept ist der Bezirkshauptmannschaft Imst übermittelt worden, heißt es seitens des Landes Tirol.

Eine Genehmigung durch die Bezirkshauptmannschaft sei dafür nicht notwendig gewesen. Denn eine Bewilligungspflicht sei nach der Covid-Maßnahmenverordnung nur dann vorgesehen, wenn mehr als 250 Personen einen "zugewiesenen und gekennzeichneten Sitzplatz" erhalten sollen.

Teams, Staff, Medien & "spezielle Gäste" - 200 Personen beim Auftakt dabei

Beim Weltcup-Auftakt in Sölden sind aber nur jene erwähnten 200 Gäste vorgesehen. Zudem verwies man seitens der Behörden darauf, dass auch die Anzahl der Personen aus den Bereichen "Sportler", "Staff" und Medien auf ein "notwendiges Minimum" reduziert wurde. "Vor dem Renn-Wochenende werden alle involvierten Personen dieser drei Bereiche einem Coronatest unterzogen", erklären die Verantwortlichen.

Ab dem 14. Oktober stehe dafür auch eine mobile Laborstation, der sogenannte "LAB-Truck", für schnelle Testauswertungen zur Verfügung. Die 200 Gäste wiederum sind jeweils namentlich erfasst und erhalten einen fix zugewiesenen Sitzplatz.

Fahrt ins Ungewisse - Ski im Zeichen von Corona
Foto: © GEPA

Die Blaulicht-Organisationen und die Weltcup-Organisatoren werden wie jedes Jahr in Abstimmung mit den Behörden eng zusammenarbeiten, wird betont. Heuer allerdings unter besonderen Vorzeichen und "unter strengen Regelungen und Hygiene- bzw. Sicherheitsvorgaben". Die neue Corona-Wirklichkeit bei den Rennen in Sölden. Jenem Ort, der wie Ischgl und andere im Frühjahr wochenlang - und länger als die übrigen Gemeinden in Tirol - unter Voll-Quarantäne stand.

Ein halbes Jahr danach ist das Bild vor Ort in Sölden anders als das gewohnte im Vorfeld der Weltcup-Rennen. Bars und Clubs, die ansonsten spätestens zum Ski-Weltcup ihre Pforten öffnen, bleiben laut Aufschriften geschlossen. Auf unbestimmte Zeit oder zumindest bis Ende Oktober. Auf der Straße trifft man nur wenige Menschen. Zumeist sind es Mitarbeiter von Hotels oder Restaurants. Einige Schüler warten ganz in der Nähe eines Hotels auf ihren Bus.

Unweit davon genießen zwei Touristen aus Berlin vor einer Bäckerei die spärlichen Sonnenstrahlen und zwei Tassen Kaffee. "Wir sind nicht wegen des Auftakts hier", geben sie zu Protokoll. "Wir bleiben nur noch eine Woche", fügt das Ehepaar hinzu. Wegen des Ski-Weltcup-Opening länger zu bleiben, ist für die beiden kein Thema.

Ein junger Mann um die 20, der vor einem geöffneten Lokal steht, formuliert spitz, wie sich für ihn der durch die Corona-Schutzmaßnahmen stärk veränderte Weltcup-Auftakt anfühlt: "Für mich wirkt es so, als ob der Auftakt ausgefallen wäre."

Weltcup-Auftakt normalerweise "bestes Wochenende für Gastronomie"

Das Ski-Weltcup-Wochenende sei ansonsten "immer das beste Wochenende für Gastronomie und Unternehmer". Jetzt würden viele angesichts von nicht zu den Rennen zugelassenen Zuschauern und fehlenden Touristen und Fans erst gar nicht aufsperren, meint er. Zumindest "schwierig" sei es derzeit, ergänzt eine in seiner Nähe stehende Frau lakonisch.

Gastronomen und Hoteliers üben sich indes in Zweckoptimismus. "Es ist natürlich schon merklich, dass weniger Gäste da sind", führt ein Restaurant-Betreiber aus. Man werde jetzt aber einfach "abwarten, wie viele Gäste im Rahmen des Auftakts kommen", gibt der Gastronom die Hoffnung nicht auf.

In ähnlichem Zweckoptimismus üben sich die beiden Chef-Leute eines mittelgroßen Hotels. "Deutsche Gäste bleiben natürlich weitestgehend aus", meint die Chefin des Hauses in Anspielung auf die Reisewarnung für Tirol. Aber es sei dennoch "gut, dass es den Weltcup überhaupt gibt", betont der Hausherr. Wie früher werde es aber nicht, sind sich beide einig: "Früher hat zum Weltcup hin alles aufgesperrt, das ist heuer nicht so".

Man hoffe aber zumindest auf Gäste aus Ländern, in denen keine Reisewarnung für Tirol besteht, so die beiden Hoteliers. "17 Hauptmärkte" bediene man, sagt Söldens Tourismusverband-Obmann (TVB) Oliver Schwarz.

Touristiker hoffen auf blauen Himmel und "schöne Bilder"

Beim Weltcup-Auftakt sei die Gäste-Struktur jedoch anders: Österreicher, Deutsche, Schweizer oder Italiener seien "weltcupaffiner" und wollen dieses Spektakel live miterleben - während in der restlichen Saison neben dem Hauptmarkt Deutschland viele Urlauber aus Skandinavien oder den Benelux-Staaten anreisen würden.

In Sölden hofft man auch deshalb nach dem angesagten Schneefall auf ein gutes Wetter mit blauem Himmel. Damit zumindest die "schönen Bilder" die Sehnsucht nach dem Winter wecken.

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