Österreichs Alpin-Skiteam rutscht als Nummer eins im Nationencup ins Jahr 2026.
"Es ist einfach schön. Wie heißt es so schön? Einmal der Gigl, einmal der Gogl", verwies ÖSV-Präsidentin Roswitha Stadlober auf eine gewisse Wankelmütigkeit an der Spitze, die der momentanen Freude im Skiverband aber keinen Abbruch tut.
"Es tut der Seele gut, wenn wir so erfolgreich sind und die Punkte überall machen können", meinte Stadlober am Rande des Semmering-Weltcups.
Mit 4.024 Punkten steht die selbsterklärte Ski-Nation aktuell dort, wo sie ihrem Selbstverständnis nach hingehört. Die Schweiz folgt in der Gesamtschau aller Einzelleistungen mit 3.856, Italien bereits mit Respektabstand (2.359).
Was einzelne Weltklassevorstellungen angeht, erlebt der ÖSV eine sanfte Renaissance. In der Vorsaison ging man mit zehn Podestplätzen, darunter nur zwei Siegen durch Cornelia Hütter, ins neue Jahr. Im laufenden Olympiawinter gelangen bei 16 Podestplätzen acht Siege.
Stadlober: Von der Außenseiter- in die Favoriten-Rolle
Stadlober: "Wir haben die Ruhe bewahrt, waren die gefährlichen Außenseiter, die zugeschlagen haben. Und jetzt sind wir Gott sei Dank schon in der Favoritenrolle."
Marco Schwarz und Julia Scheib deckten mit den Coups am letzten Ski-Wochenende des Jahres 2025 so manche Großbaustelle zu. Das Gröden-Debakel der Abfahrer etwa schien am Semmering bereits wie Schnee von gestern.
"Wir müssen natürlich schauen, dass der Nachwuchs nachrückt, das wissen wir", sagte Stadlober im Zielraum des Zauberbergs. Gleichzeitig wies sie auf Hoffnungsschimmer hin.
Nina Astner (25) konnte als Riesentorlauf-Zwölfte ebenso wie Natalie Falch (21) als Slalom-13. aufzeigen.
Rosen für den neuen Alpin-Chef Mitter
Betont wird ein erfolgreiches Zusammenspiel zwischen Trainern und Athletinnen. "Das Matching passt richtig gut", sagte Stadlober über das Frauenteam.
Die Querelen rund um den aktuell verletzt fehlenden Cheftrainer Roland Assinger, dessen Kommunikationsstil von Weltmeisterin Stephanie Venier heftig kritisiert worden war, gelten verbandsintern als aufgearbeitet. Von einem neuen Stil ist die Rede, für den stellvertretend auch der neue Alpinchef Christian Mitter steht.
Der Norwegen-Rückkehrer habe frischen Wind hineingebracht. Und ist laut ÖSV-Sportdirektor Mario Stecher dabei, "dem Skifahren in Österreich wieder Struktur" zu geben.
"Er ist ein Gewinn für das gesamte Team. Er hat den Überblick, strahlt Ruhe aus und vermittelt das, auf das man sich besinnen muss", sagte Stadlober. In Kommunikationsangelegenheiten brauche es von ihr im Moment jedenfalls "kein prüfendes Auge".
Mitters Augenmerk gilt dem "Schwung"
Mitter wollte seinen Anteil nicht überbewerten. "Es ist voriges Jahr auch schon nicht so schlecht gelaufen. Es haben ein paar Sachen gefehlt. Ich habe probiert zu helfen, wo es geht."
Er habe im Ski-Business schon einiges gesehen und kommuniziere viel, sagte der frühere Frauen-Cheftrainer des ÖSV. "Ich rede einfach gern übers Skifahren, lerne gern was dazu und gebe gern meinen Senf dazu."
Beobachter loben vor allem Mitters analytischen Blick. "Prozessorientiertes" Arbeiten ist ihm wichtig. Als "mentale Hilfe" verbannte der Steirer Skifahrervokabeln wie "Vollgas geben" und die Ski einfach "Obelassn" aus dem Alltags-Vokabular.
"Wir schauen, dass wir unseren Schwung verbessern. Dass wir den oft und gut üben und den dann beim Rennen zeigen. Fahr deinen Schwung und dann schauen wir, wo du damit landest", sagte Mitter. "Wir haben gesagt: Wir machen unsere Sachen, schauen nicht zu viel nach rechts und links."
Scheibs Lektion: "Das, was ich mache, ist gut genug"
Exemplarisch für eine, die aktuell ganz bei sich ist, steht Scheib. Sie habe 2025 zur Ruhe gefunden und dabei vor allem eine Lektion gelernt, sagte die dreifache Saisonsiegerin:
"Dass das, was ich mache, gut genug ist. Ich hatte oft das Gefühl, es braucht mehr und es war dann oft zu viel. Ich habe gewisse Fehler gemacht", erklärte die 27-jährige Steirerin.
"Jetzt kann ich mich darauf verlassen, dass es schnell genug ist. Aktuell genieße ich das Skifahren sehr", sagte der "Rising Star" im ÖSV.