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Die Gold-Mission beginnt schon in dieser Saison

Ein Winter ohne Großereignis als Chance: Wo der ÖSV bis zur Heim-Ski-WM 2025 noch Aufholbedarf hat und wo noch das eine oder andere Talent aufschlagen könnte.

Die Gold-Mission beginnt schon in dieser Saison Foto: © GEPA

Der Startschuss für die Weltcup-Saison 2023/24 ist gefallen.

In Sölden wurde ein alpiner Winter ohne Großereignis eingeläutet. In einer Saison ohne WM oder Olympische Spiele liegt die volle Konzentration auf dem Weltcup.

Für das ÖSV-Team bietet sich die Chance, an einem schlagkräftigen Team für die Heim-WM 2025 in Saalbach-Hinterglemm zu feilen.

Damit die Ausbeute bei den Titelkämpfen auf heimischem Boden nicht wie bei der diesjährigen WM in Frankreich ohne Gold und glanzlos wie seit 36 Jahren nicht mehr ausfällt, muss im ÖSV-Team noch an einigen Schrauben gedreht werden.

In Courchevel/Meribel hübschten Festspiele in aussterbenden Disziplinen die magere ÖSV-Bilanz auf, wurden vier der sieben Medaillen mit im Weltcup-Alltag gar nicht mehr gefahrenen und im Weltcup mittlerweile getilgten Disziplinen (Kombination und Parallel-Bewerbe) geholt. Beide Formate könnten bei der Heim-WM 2025 in Saalbach-Hinterglemm nicht mehr im Programm aufscheinen.

In den klassischen Disziplinen (Abfahrt, Super-G, Riesentorlauf und Slalom) schauten letztlich nur eine Silbermedaille von Nina Ortlieb (Abfahrt) sowie zwei Bronzemedaillen durch Cornelia Hütter (Abfahrt) und Marco Schwarz (Riesentorlauf) heraus.

In Saalbach-Hinterglemm 2025 erwartet sich Österreich freilich mehr. Damit Rot-Weiß-Rot bei der Heim-WM öfter jubeln kann, sollten in dieser Übergangs-Saison noch einige Baustellen behoben werden.

In welchen Disziplinen der ÖSV noch besonders Aufholbedarf hat und wo bis zur Heim-WM vielleicht noch das eine oder andere Talent aufschlagen könnte:

ÖSV-MÄNNER:

Mehr Siege, mehr Punkte

In der vergangenen Weltcup-Saison waren die ÖSV-Männer nur die drittstärkste Kraft hinter der Schweiz und Norwegen. Mit fünf Siegen durch Vincent Kriechmayr (4) und Marco Schwarz (1) war die Ausbeute mager wie seit 1991/92 nicht mehr.

Das soll sich in diesem Winter ändern. "Ich möchte mehr Rennen gewinnen, in Summe mehr Weltcup-Punkte machen. Ob es für eine Kugel reicht, sei dahingestellt", gibt ÖSV-Männer-Cheftrainer Marko Pfeifer die Marschroute vor. "Es muss einfach wieder ein Schritt vorwärts gehen."

ÖSV-Alpinchef Herbert Mandl gibt sich optimistisch, dass das gelingen wird. "Wir sind sicher in allen Disziplinen gut aufgestellt, wir haben eine sehr kompakte Mannschaft."

Im Speed-Bereich ist nach dem Rücktritt von Matthias Mayer Vincent Kriechmayr der Läufer mit der meisten (Sieg-)Erfahrung. Abgesehen vom Oberösterreicher schaffte es in der vergangenen Saison nur Daniel Hemetsberger und Speed-Neuling Marco Schwarz aufs Podest. Von der "zweiten Garde" rund um Otmar Striedinger, Daniel Danklmaier oder Christian Walder muss auch in diesem Winter mehr kommen.

"Wir haben in der Speed-Mannschaft einige – sogenannte – Jüngere drinnen, wie Felix Hacker, Stefan Rieser oder Manuel Traninger. Die bauen wir auf. Die sollten primär um die Europacup-Fixplätze fahren, aber wenn sie im Weltcup schon ein bisschen ihre Sporen verdienen, wäre es gut", sagt Cheftrainer Marko Pfeifer. "Ansonsten müssen uns die Arrivierten retten."

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"Eines der größten Talente, das wir haben"

Im Riesentorlauf sorgte Marco Schwarz in der Vorsaison für den einzigen Sieg und zwei weitere Stockerlplätze, einen steuerte auch Manuel Feller bei. Der Tiroler schaffte es als einziger Österreicher im Slalom aufs Podest und das zwei Mal. Die beiden werden auch heuer wieder die Leistungsträger in den technischen Disziplinen sein.

Im Slalom darf darauf gehofft werden, dass Johannes Strolz nach seiner Seuchen-Saison wieder zurück in die Erfolgsspur findet und auch Leute wie Fabio Gstrein oder Adrian Pertl ihr Potenzial konstant abrufen können.

Im Riesentorlauf lässt die Leistung der Österreicher rund um "Halbzeit-Leader" Schwarz, Feller oder Stefan Brennsteiner beim Abbruch-Rennen in Sölden schon einmal hoffen. "Man muss die ganze Mannschaft hervorheben. Wir haben uns da so stark wie lange nicht präsentiert", sagt Pfeifer, betont aber auch, dass einige "noch Luft nach oben" haben.

"Die wichtigste Erkenntnis ist, dass wir schnell Skifahren. Sölden hat gezeigt, dass wir eine Top-Mannschaft haben", meint Mandl.

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Mit Joshua Sturm oder Lukas Feurstein klopfen zudem zwei Junge mit großem Potenzial an. Vor allem in den 22-jährigen Sturm, der sich kurz vor Sölden einen Innenbandriss zuzog, setzen die ÖSV-Verantwortlichen ihre Hoffnungen. "Er ist sicher eines der größten Talente in den technischen Disziplinen, das wir haben", sagt Pfeifer.

Auch Athleten wie Kilian Pramstaller (21) oder Noel Zwischenbrugger (22) wurden in der Saisonvorbereitung ins Weltcup-Team integriert. "Das hat Früchte getragen", findet Pfeifer. Generell sei der Schritt vom Europacup in den Weltcup für die ÖSV-Youngsters aber "noch zu weit".

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ÖSV-FRAUEN:

Kapazunder mit fehlendem "Durchblick"

Die ÖSV-Frauen hatten im vergangenen Weltcup-Winter eine magere Bilanz vorzuweisen: Ihnen gelangen lediglich zwei Siege und sieben weitere Stockerlplätze, sie waren damit so schlecht wie seit 2016/17 bzw. 2017/18 nicht mehr.

ÖSV-Heimkehrer Roland Assinger soll als neuer Cheftrainer ein schlagkräftiges Team für die Heim-WM formen. Seine Erwartungen an seine Mannschaft sind zweigeteilt.

"Im Speed haben wir Kapazunder am Start, da erwarte ich mir natürlich Siege von einer WM-Medaillen-Gewinnerin Hütter oder Ortlieb oder einer früheren Vizeweltmeisterin Venier."

In der Vorsaison gab es in der Abfahrt keinen einzigen Sieg und nur zwei Podestplätze. Im Super-G durfte Rot-Weiß-Rot dank Cornelia Hütter und Nina Ortlieb zwei Mal über Erfolge sowie vier weitere Stockerlplätze jubeln. 

Die Topfavoritin stellt der ÖSV auch heuer aber in keiner Disziplin. "Um eine Kugel zu gewinnen, braucht es eine Top-Performance über die ganze Saison, Ausreißer spielt es da nicht." Dass Kristall nicht außer Reichweite ist, hat Hütter aber im Vorjahr gezeigt.

Assinger hofft zudem, dass die Abgebrühtheit im von Verletzungen geprüften Speed-Team auch bei Schlechtwetter-Rennen mit flacher Sicht zum Vorschein kommt. "Die Performance bei schlechter Sicht war eine Katastrophe. Das war ganz klar ein Thema in der Vorbereitung."

Keine Wunder erwarten

Die technischen Disziplinen sind die weitaus größeren Baustellen. Im vergangenen Winter sorgte Katharina Truppe mit einem dritten Platz im Slalom in Killington für den einzigen mageren Podestplatz in einer wahren Seuchensaison für beinahe das gesamte Team.

Der Weg zurück aufs Stockerl ist ein harter. "Gewisse Sachen müssen fruchten, radikal mit der Brechstange geht da nichts", sagt Assinger.

Das wurde gleich beim Saison-Auftakt in Sölden deutlich, wo noch keine merkliche Steigerung zur Vorsaison erkennbar war. Mehr als Platz zehn durch Franziska Gritsch war nicht drin.

"Wir sind da, wo wir voriges Jahr aufgehört haben. Aber kleine Lichtblicke waren dabei", befindet Assinger nach dem ersten Rennen unter seiner Leitung als Cheftrainer. Der Weg, sich in die Weltspitze vorzuarbeiten, sei eben gerade in der langjährigen Problemdisziplin ein weiter.

"Für ganz vorne wird es noch nicht reichen, aber ich glaube, dass gute Platzierungen machbar sind", meint ÖSV-Alpinchef Herbert Mandl. Läuferinnen wir Stephanie Brunner oder Julia Scheib seien auf einem "guten Weg".

Im Slalom sind die ÖSV-Frauen laut Assingers Einschätzung noch einen Schritt weiter.

Vor allem bei Katharina Liensberger ist Mandl guter Dinge, dass sie wieder in die Erfolgsspur findet. "Sie ist sehr ehrgeizig, wirklich mit 100 Prozent dahinter. Ich bin überzeugt, dass sie den Weg zurück findet."

"Katharina scheint im Slalom wieder richtig Fuß zu fassen", meint auch Assinger, der jedoch anmerkt: "Die Lücke zur Weltspitze ist im letzten Jahr groß geworden."

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Wie bei Liensberger müsse man jedoch beim gesamten Technik-Team Geduld walten lassen, so Assinger. Denn: "Wunder gibt es nicht."

Das trifft auch auf den Nachwuchs zu. Mit der 22-jährigen Lisa Hörhager gibt es aktuell nur ein Technik-Talent, das sich laut Mandl in naher Zukunft im Weltcup etablieren könnte. "Bei den anderen ist es leistungsmäßig noch zu weit weg, da dauert es sicher noch."

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