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Das neue Selbstverständnis des ÖSV

Der ÖSV präsentiert sich zu Saisonbeginn selbstbewusst, reflektiert und mutig. Doch trägt die neue Haltung auch durch den Winter?

Das neue Selbstverständnis des ÖSV Foto: © GEPA

Der Auftakt in eine neue Winter-Saison kommt in der Regel mit einer großen Portion Euphorie und guten Vorsätzen bei allen Beteiligten daher.

Dass die Euphorie im ÖSV-Team nach den ersten beiden Rennen in Sölden mit dem Sieg von Julia Scheib und dem zweiten Platz von Marco Schwarz derart groß sein würde, war so nicht zu erwarten.

Unabhängig von den sportlichen Erfolgen war schon in den Tagen vor dem Saison-Auftakt eine auffallend positive Grundstimmung, um nicht zu sagen Aufbruchstimmung, spürbar – angefangen von der Geschäftsführung über den Alpin-Chef und die Trainer bis hin zu den Athlet:innen. Im ÖSV hat man – auch im Sog der erfolgreichen Heim-WM – ein neues Selbstverständnis entwickelt.

Veränderungswille

Sportdirektor Mario Stecher will Österreich wieder zur Ski-Nation Nummer eins machen und hat dafür eine handfeste Strategie parat.

Mit Christian Mitter konnte der ÖSV einen absoluten Ski-Fachmann und (im positiven Sinn) -Fanaten als Alpin-Chef für sich gewinnen.

Stecher und Mitter verkörpern einen Wandel – zwei Macher, die alte Strukturen und Muster aufbrechen wollen. Ein gewisser Veränderungswille ist klar erkennbar.

Das neue Credo lautet, sich auf die eigenen Stärken zu konzentrieren, anstatt zu viel nach links und rechts, respektive in die Schweiz oder nach Norwegen zu schauen.

So sind Stecher im Olympia-Winter Spitzenplätze über die gesamte Saison hinweg wichtiger als die Medaillen-Ausbeute in Mailand und Cortina.

Selbstbewusstsein

Da passt es nur ins Bild, dass Männer-Cheftrainer Marko Pfeifer die gesamte Saison "mit einem Mindset wie bei der WM in Saalbach" bestreiten will.

Zumindest über den Sommer scheint man das Selbstbewusstsein konserviert zu haben. Pfeifer spricht sogar davon, dass die ÖSV-Männer in ihrem Auftreten einer Erscheinung gleichkämen.

Ob bei all der Zuversicht die Bodenhaftung nicht verloren geht?

Realitätssinn

Weltmeister Raphael Haaser mahnte nach dem mannschaftlich starken Auftakt mit drei Läufern in den Top sechs an, nicht überheblich zu werden und die Füße weiterhin still zu halten.

Alpin-Chef Mitter ist trotz Scheibs Triumph bewusst, dass Österreich im Riesentorlauf "nicht die großen Siegläuferinnen" hat. Sparten-Trainer Martin Sprenger bremst im Siegestaumel und meint: "Wenn die July das nicht macht, haben wir ein Debakel."

Worte, die man in der Vergangenheit selten so offen aus dem Skiverband gehört hat. Auch dieser Realitätssinn gehört zum neuen Selbstverständnis des ÖSV.

Ob dieses nachhaltig Bestand hat und es sich auf die sportlichen Leistungen auswirken wird, wird der (lange) Winter zeigen.

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