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Johannes Lamparter startet "motiviert wie nie"

Tiroler nennt Olympia als Saisonziel, hat aber schwierige Vorbereitung hinter sich:

Johannes Lamparter startet Foto: © GEPA

Seit zwei Wochen ist Johannes Lamparter kein Teenager mehr und doch hat er in der vergangenen Saison schon Ziele erreicht, von denen viele Nordische Kombinierer nur träumen.

Der nun 20-jährige Tiroler schaffte nach seiner zweiten Junioren-WM-Goldmedaille danach in der allgemeinen Klasse den Durchbruch. Er holte bei der WM in Oberstdorf sensationell Einzel- und Team-Sprint-Gold sowie Team-Bronze und wurde Gesamt-Sechster im Weltcup. Nun beginnt in Ruka die Olympiasaison.

"Es hat schon ein Zeiterl gedauert, bis man begreift, was da alles passiert ist. Es ist unglaublich, dass man so einen Kindheitstraum jetzt schon erreicht hat", erklärt Lamparter im Gespräch mit der APA vor dem Weltcup-Auftakt in Finnland. Dieses Gefühl stecke immer noch in ihm. "Ich bin so motiviert wie noch nie für die Kombi."

Schwierige Vorbereitung, aber Vorfreude auf Olympia-Saison

(Artikel wird unter dem VIDEO fortgesetzt)

Eine sehr starke Saison im Jahr danach zu bestätigen, gilt gemeinhin als eine der schwierigsten Aufgaben im Spitzensport. Für Lamparter, der dieses Jahr seine Matura auf dem Skigymnasium in Stams gemeistert hat, beginnt die Profikarriere erst jetzt so richtig.

Die Vorbereitung lief für ihn allerdings nicht so gut: Eine Blinddarm-Operation kostete ihn vier Wochen, dann warf ihn ein "Holzunfall" ein wenig zurück. "Mein Papa ist Förster und ich helfe ihm da immer wieder im Wald - leider habe ich keine Schutzbrille getragen, das nächste Mal weiß ich es."

Er merke, dass ihm ein paar Sprünge und auch einige Ausdauereinheiten fehlen. "Aber die Form ist nicht so schlecht und ich fühle mich körperlich topfit."

Wie er international dasteht, weiß er erst nach dem Wochenende in Ruka, denn auch den Sommer-Grand-Prix hatte er wegen angesprochener Probleme auslassen müssen. "Ich freue mich, dass es wieder losgeht."

Olympia ganz klares Ziel

Im Gegensatz zu vielen anderen Kollegen, auch im Lager der Spezialspringer, mag er den Bakken in Ruka. Davon zeugt auch ein überraschender zweiter Platz im Vorjahr, sein erster Weltcup-Podestplatz überhaupt. Als Gesamt-Weltcup-Sechster spielt der Kampf um diesen für ihn vorerst keine Rolle.

"Für mich ist ganz klar das Ziel, bei Olympia dabei zu sein. Natürlich freue ich mich auch auf Ruka, ich mag die Schanze sehr gern, und auch auf den Heim-Weltcup in Seefeld." Die Olympia-Anlage kennen die Sportler nur von Fotos, Generalproben sind wegen der Coronavirus-Pandemie ins Wasser gefallen.

"Die Anlage ist die große Unbekannte. Sie schaut gigantisch aus." Das sei aber kein Problem. "Ich habe letztes Jahr die Schanze in Ruka auch nicht gekannt, war aber sehr gut in Form und dann funktioniert das Ganze. Auf der Schanze braucht man ein, zwei Sprünge, dann weiß man, wie sie funktioniert."

Auch die Höhenlage ist für Lamparter mit rund 1.800 Metern kein Problem. "Ich trainiere viel in Seefeld, das liegt auch auf 1.200, 1.300 Meter." Zudem hat das Team von Christoph Eugen schon einige Trainingslager in der Höhe hinter sich.

"Wir brauchen keinen Leader"

Ich akzeptiere, wenn sich jemand nicht impfen lässt, aber wenn er dann irgendwo nicht hinfahren oder starten kann, finde ich es sehr schade, weil es einfach nicht sein muss.

Als Teamleader fühlt er sich gar nicht, dies sei am ehesten noch Team-Oldie Lukas Klapfer. "Wir brauchen auch keinen Leader, das Team harmoniert sehr gut." Und dies, auch wenn nicht alle Team-Mitglieder, wie die APA erfahren hat, bisher geimpft sind.

Lamparter ("Ich bin geimpft") beurteilt die nun neuerlich wegen der Coronamaßnahmen erschwerten Bedingungen wenig erfreut. "Die ganze Testerei ist mühselig. Es ist viel Aufwand, für unsere Betreuer noch mehr. Wir müssen überall Masken tragen, das ist schon beim Aufwärmen nicht fein, dann schwitzt du und die Maske ist voll nass."

Die Impfproblematik führt jedenfalls zu keinen Diskussionen innerhalb des Teams. "Das blenden wir alles aus. Ich akzeptiere, wenn sich jemand nicht impfen lässt, aber wenn er dann irgendwo nicht hinfahren oder starten kann, finde ich es sehr schade, weil es einfach nicht sein muss."

Von seinem Zimmernachbarn Mario Seidl darf man dieses Jahr, in der zweiten Saison nach einer Kreuzbandverletzung, wieder mehr erwarten. Der Steirer kürte sich kürzlich zum heimischen Doppel-Staatsmeister, jeweils vor Lamparter. Franz-Josef Rehrl, der sich vergangenen Dezember ein Kreuzband gerissen hatte, hat erst 13 Sprünge in den Beinen. Er wird wohl noch etwas brauchen.

Lamparter freut sich auch auf Seefeld, wo ein neues Punktesystem das Triple spannender machen soll. Es gibt für die ersten 15 jeweils fixe Punkte, ein Riesenvorsprung macht also nicht mehr so viel aus.

Frauen-Kombination mit mehr Bewerben und Mixed-Team-Premiere

Und auch die Kombinierer-Frauen kommen in ihrer zweiten Saison so richtig im Weltcup an, diesmal gibt es schon zehn Bewerbe, davon einige auch parallel mit den Männern. Zudem gibt es in Val di Fiemme eine Mixed-Team-Premiere und erstmals einen Massenstart der Frauen.

All dies ist auf das große Ziel, auch die Frauen dann 2026 zu Olympia zu bringen, ausgelegt, wie auch Renndirektor Lasse Ottesen bei einem Mediengespräch bestätigte.

Dass die Männer bei den gemeinsamen Weltcups zugunsten der Frauen einen Trainingssprung weniger haben werden, stört Lamparter gar nicht. "Es ist wichtig, dass ihre Sportart dann auch olympisch wird. Man spürt dann, dass man in beiden Disziplinen, männlich und weiblich, gemeinsam mehr erreichen kann als nur Männer."

Kein Weg vorbei führt für Lamparter am aus seiner Sicht "Topfavoriten schlechthin": Jarl-Magnus Riiber. "Er ist auf jeden Fall derjenige, den man zu schlagen hat. Er hat gezeigt, dass er auch bei schlechten Windbedingungen trotzdem so weit springt", sagt der Tiroler und fügt hinzu: "Das ist mir letztes Jahr in Ruka auch sehr gut gelungen."


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