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Das ist ÖEHV-Gegner Norwegen

Nation am absteigenden Ast: Bernd Freimüller zeichnet kein übermächtiges Bild.

Das ist ÖEHV-Gegner Norwegen Foto: © GEPA

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Alles wie erwartet: Norwegen, Österreich und Italien - alle drei bis jetzt punktelos - spielen untereinander den Absteiger in der Gruppe B der Eishockey-WM in Bratislava aus.

Das erste Spiel dieses "Turniers im Turniers": Österreich gegen Norwegen (ab 16:15 Uhr im LIVE-Ticker). Waren die Norweger vor einigen Jahren noch eine Viertelfinal-Nation, ist es mittlerweile nicht mehr vermessen, auf "Reichweite" für das ÖEHV-Nationalteam zu hoffen.

Ein Blick auf die Parallelen und Unterschiede zwischen diesen beiden Teams von LAOLA1-Experte Bernd Freimüller:

Der letzte Viertelfinal-Einzug für Norwegen liegt schon acht Jahre zurück, der graduelle Rückgang seither ist unübersehbar. Die Gründe dafür: Routiniers wie die Trygg-Brüder, Morten Aask, Anders Bastiansen, Per-Age Skroder oder Tore Vikingstad gingen in (Team-)Pension und der Nachwuchs produziert parallel kaum neue Spieler. An eine A-Gruppen-Teilnahme ist bei der U18 und U20 mittlerweile nicht mehr zu denken, das U20-Team stieg vor drei Jahren sogar einmal in die C-Gruppe ab.

Im Aufgebot für Bratislava findet sich mit Defender Johannes Johannsen (nächste Saison in Düsseldorf) lediglich ein Spieler der Altersgruppe U23. Mit im Durchschnitt 28 Jahren ist die Truppe von Teamchef Petter Thoresen ziemlich alt. Calgary-Draftpick Mathias Pettersen (2000) ist der einzige Spieler, der zuletzt in den Nachwuchs-WMs herausragte, der kleinwüchsige College-Center wird alleine das Ruder aber natürlich nicht herumreißen können.

Absagen tun dem Nationalteam natürlich ebenso weh wie Österreich: Lars Haugen, Ken Andre Olimb und Mats Zuccarello sagten für die WM ab. Das Resultat: Sowohl die Goalie-Position als auch der Angriff lassen an Qualität vermissen. Aber immerhin trafen die Norweger gegen die Top-Teams der Gruppe (Schweden, Russland, Tschechien und die Schweiz) sechsmal, während Österreich und Italien gemeinsam erst auf drei Treffer kommen.

Wer bringt die Offensivpower?

Der gebürtige Schwede Tobias Lindström verfügt über einen schnellen, ansatzlosen Schuss (im Powerplay von der linken Halfwall) und bewegt seine Beine gut, Thomas Valkvae Olsen fackelt ebenfalls nicht lange. Mathis Olimb ist weiter ein Playmaker, hält aber die Scheibe mittlerweile sehr lange und verweigert fast jede Schussabgabe. Patrick Thoresen, das letzte Überbleibsel einer goldenen Generation, ist mit 35 Jahren natürlich nicht mehr pfeilschnell, sein Hockeysense ist aber weiter gut.

Spieler wie Mathias Trettenes (wird in der EBEL angeboten) oder die Viertlinien-Spieler Kristian Forsberg (wuchtig), Niklas Roest und Martin Roymark (alle in der norwegischen Liga beschäftigt) sind brave Arbeiter. Mit Mats Rosseli Olsen fiel einer der besseren Stürmer gleich zum Turnierauftakt einem Kniecheck von Raubein Radko Gudas zum Opfer und fällt für den Rest der WM aus. Ebenfalls verletzt: Angreifer Tommy Kristiansen.

Bis auf Defender Christian Kaasastul und den dritten Goalie Jonas Arntzen setzte Thoresen nicht nur deshalb alle Spieler seines 25-Mann-Kaders, der schon zu Turnierbeginn fixiert war, ein.

An Sondre Olden, aus der EBEL wohlbekannt, sieht man den Unterschied zwischen Liga- und WM-Spielbetrieb. In Wien ein Mann für alle Fälle, hier sieht er im Penaltykilling kein Eis, darf lediglich Strafen seiner Kollegen absitzen.

Große Unterschiede in einem Aspekt

In den Special Teams unterscheiden sich beide Teams überhaupt am meisten: Roger Bader greift in Über- und Unterlegenheit auf einen großen Spielstamm zurück, Thoresen vertraut hier auf eine weit kleinere Gruppe an Cracks (drei PK-Stürmer-Paare). Vor allem Verteidiger Jonas Holös nimmt eine Unmenge von Eiszeit in allen Situationen, seine immense Leichtfüßigkeit hilft ihm dabei. Ein solch klarer Einserverteidiger fehlt im rot-weiß-roten Team schon seit Jahren.

Sondre Olden kennt man aus Wien
Foto: © GEPA

Der Rest der Defensive setzt sich aus körperlich starken Defensiv-Verteidigern (Alexander Bonsaksen, Erlend Lesund, Christian Bull) und Spielern mit etwas Offensivpotenzial wie Johannsen oder den aus Klagenfurt bekannten Stefan Espeland (überraschend von Bremerhaven verpflichtet) zusammen. Beide bekommen gegen körperlich starke Stürmer Probleme.

Gegen die Schweiz setzte Thoresen bis in die Schlussphase nur sechs Defender ein, verzichtete dabei lange Zeit auf Frölunda-Defender Mattias Nörstebö, dessen gute Beinarbeit Mängel im Zweikampf bisher nicht wettmachte.

Wer macht den Schlussmann?

Wer steht gegen Österreich im Tor? Henrik Haukeland ging als Nummer eins ins Turnier, zuletzt stand aber Henrik Holm im Kasten. Haukeland, der mich auch beim Österreich-Cup im Februar nicht komplett überzeugte (mangelhafte Stockarbeit) ging gegen Tschechien und Schweden vorzeitig vom Eis. Zu seiner Ehrenrettung: Lars Haugen ging es bei der letzten WM nicht anders.

Egal, wie die WM ausgeht, Norwegen wird auch in den nächsten Jahren im besten Fall gegen die Relegation kämpfen, ich sehe keine Trendumkehr auf sie zukommen. Im Vergleich kann Österreich vielleicht sogar auf mehr talentierte Spieler in den letzten und kommenden Jahren zurückgreifen, doch ob sich das heuer schon auswirkt?

Der Verlierer dieses Duells kann immerhin darauf hoffen, dass Italien im bisherigen Turnierverlauf überhaupt kein A-Gruppen-Niveau aufwies...

 

>>> Eishockey-WM: Österreich - Norwegen ab 16:15 Uhr im LIVE-Ticker <<<

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