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Das Team-Küken der U20 bei der WM ganz groß?

Neben Marco Rossi werden viele Augen auch auf Marco Kasper gerichtet sein:

Das Team-Küken der U20 bei der WM ganz groß? Foto: © GEPA

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Nur mehr eine Krankheit oder eine Verletzung kann verhindern, dass Marco Kasper zum jüngsten Spieler der anstehenden Junioren-WM wird.

Der 16-Jährige gilt als Jahrgang 2004 als Underager, der vor allem gegenüber den Scouts nur positiv auffallen kann. Und dazu hat er das Zeug.

LAOLA1-Experte Bernd Freimüller wirft einen Blick auf das große österreichische Talent und die Philosophien der einzelnen Teams, wenn es um den Einsatz von (ganz) jungen Spielern geht: 

Noch vor etwa einem Jahrzehnt hieß es in Scouting-Kreisen: "Die Junioren-WM ist kein Turnier für 17-Jährige". Das hieß natürlich nicht, dass diese Spieler dort nicht willkommen seien, im Gegenteil: Diese Jahrgänge (das wären heuer vor allem die 2003 geborenen) sind natürlich die Hauptattraktion für die NHL-Scouts, da es sich um ihr erstes Draftjahr handelt.

Die Aussage bezog sich vielmehr darauf, dass man von ihnen gegen zwei Jahre ältere Spieler nicht viel erwarten könne, sie also eher nur gewinnen als ihren Draftstatus verlieren könnten. Sollten sie ein unauffälliges Turnier abliefern, oder – wie oft passiert – gar nicht oder nur wenig zum Einsatz kommen: Kein Problem!

Diese Denkweise hat sich aber in den letzten Jahren stark geändert, zu sehr trumpften Spieler wie Patrik Laine, Kaapo Kakko, Rasmus Dahlin oder natürlich Connor McDavid bei diesen Turnieren auf. Doch einige Teams zeigen sich immer noch sehr konservativ, wenn es um den Einsatz der jüngeren Jahrgänge geht.

Kanada und die USA verfügen natürlich über so ein breites Angebot, dass sie jüngere Spieler nur selten aufnehmen. Vielmehr einer internen Philosophie dürfte eine solche Denkweise bei den Russen entsprechen, sie setzen immer auf körperlich starke Spieler des letzten erlaubten Jahrgangs.

Auch bei Deutschland sind meist nur Supertalente wie Seider, Stützle, Peterka oder Reichel zugelassen, gleiches gilt auch für die Slowakei, die eher ältere Rollenspieler als jüngere Talente mitnimmt und daher regelmäßig zu den unattraktivsten Turnierteams gehört.

16-Jährige sind ungewöhnlich

Finnland und Schweden dagegen nehmen gerne "Erstsemestrige" mit, ebenso offen denkt die Schweiz, wodurch etwa ein Nico Gross gleich vier solche Turniere spielen durfte.

Bei den Aufsteigern, die naturgemäß über weniger Angebot verfügen, sind eher jüngere Jahrgänge zu finden. Nicht überraschend daher, dass im österreichischen Aufgebot daher noch fünf 2003er zu finden sind, auch wenn der eine oder andere noch auf der Kippe steht.

 

(Text wird unterhalb fortgesetzt)

Völlig unüblich aber bei einem U20-Turnier ist der Einsatz von 16-Jährigen. Daher sticht ein Name wie Marco Kasper, der der jüngste Spieler der WM werden wird, natürlich sofort ins Auge. Die einzigen weiteren 2004er sind bei der Slowakei zu finden, die allerdings noch fünf Spieler aussortieren muss.

Die Slowaken rückten deshalb von ihrer konservativen Politik ab, weil der 04er-Jahrgänge ihr bester seit Jahr(zehnt)en ist. Defender Simon Nemec (sollte Fixstarter sein) sowie Stürmer Filip Mesar spielen bereits in der slowakischen Extraliga, Center Juraj Slafkovsky dagegen in Finnland für die Junioren von TPS Turku.

Kanada sortierte nach dem Camp Shane Wright aus, der als Kandidat für den Nummer-1-Pick beim 2022-Draft gilt. In Deutschland erhielt Julian Lutz (RB Salzburg) gar keine Einladung, obwohl dieser schon gegen Männer groß auftrumpft.

Nach Rossi das größte Talent im Team

Aber zurück zu Marco Kasper: Das österreichische Team ist natürlich krasser Außenseiter, da die Relegation aber ausgesetzt ist, kann es ohne Druck aufspielen. Noch mehr natürlich Kasper: Sein Jahrgang springt natürlich den Scouts beim Betrachten der Kaderliste sofort ins Auge.

Bei Underagern gibt es bezüglich der Reports meist nur zwei Denkweisen: Entweder kein Bericht (weil er einfach keinen Eindruck hinterlassen hat) oder ein positiver, so er denn in gewissen Szenen wenigstens ein wenig aufzeigt. Es reicht, wenn so ein Bericht als Leitplanke für die nächste Saison herhalten kann und der Name zu Beginn des Draftjahres im Computer aufscheint. Einige wenige Teams leisten sich sogar Scouts, die sich nur mit den Underagern beschäftigen.   

Wer wie ich Kasper schon seit fünf Saisonen verfolgt hat, weiß, was zu erwarten ist. Für mich ist er nach Marco Rossi das größte Talent im Team, ob sich das bei diesem Turnier schon in Resultaten manifestieren wird, steht wiederum auf einem anderen Blatt (bei einer B-WM hätte ich da keine Zweifel). In der Center-Depth-Chart ist er auch hinter Rossi geführt, soll die reine Kärntner Reihe mit Lucas Thaler und Fabian Hochegger anführen.

Mit 16 Jahren schon stattlich gebaut

Papa Peter trug das ÖEHV-Trikot desöftern
Foto: © GEPA

Kasper, Sohn des früheren Nationalspielers und jetzigen Spielberaters Peter, dominiert schon seit Jahren den österreichischen Nachwuchs nach Belieben. Das ist aufgrund dessen überschaubarer Qualität und Quantität nicht unbedingt ein Adelsprädikat per se. Doch Kasper spielte regelmäßig gegen zwei, drei oder gar vier Jahre ältere Gegner, 183 Punkte in 82 U18-Spielen sind Playstation-Werte.

Auch international zeigte Kasper als jüngster Spieler meist auf, wurde aber leider durch den Saisonabbruch um seine erste U18-WM im letzten Frühjahr gebracht. Apropos Corona: Das Virus sollte ihm im letzten Moment nicht mehr in Suppe spucken können, er hat dies bereits im November hinter sich gebracht ("Etwas Husten und Fieber").

Für mich immer schwer einzuschätzen: Da ich ihn sowohl national als auch international immer gegen wesentlich ältere Spieler gesehen habe – was sich auch bei der WM nicht ändern wird - gehörte er für mich immer zu den kleineren Spielern. Ein Trugschluss – mit 1,84 Metern und 80 Kilo weist er in der Realität gute Werte auf ("vor allem im letzten Jahr bin ich ziemlich gewachsen").

Der Ruf Nordamerikas wird folgen

Seine Stärken? Er ist ein Playmaker, der exzellente Pässe spielen kann. Im Powerplay kam er meistens von der rechten Halfwall aus zum Einsatz. Eher ein Pass-First-Spieler, dass er seinen Schuss verbessern musste, hat er richtig und rechtzeitig erkannt.

Ebenfalls noch mit Luft nach oben, wobei das auch immer eine Frage des Wachstums und der damit gewonnenen Kraft ist: Die Fußarbeit, vor allem die ersten Schritte und die Agilität.

Kaspers Schritt nach Schweden war sicher der richtige, auch wenn er in Klagenfurt wohl schon das ganze Jahr in der AlpsHL gegen Männer gespielt hätte. Rögle ist dank der Arbeit seines Vaters und dessen Kollegen Patrick Pilloni eine Enklave für österreichische Spieler geworden, auch Thimo Nickl und Senna Peeters überbrücken ihre QMJHL-lose Zeit dort.

Kasper pendelt dort zwischen U18 und U20 sowie zwischen Center und Flügel, den korrekten Spielersprech ("ich spiele dort, wo der Trainer mich aufstellt") hat er auch schon erlernt. Spielstarke Center sind aber immer weit mehr gefragt als Flügel, seine Zukunft sollte daher auch in der Mitte liegen.

Drei Jahre Schule liegen noch vor ihm, ob er die in Ängelholm oder anderswo absolviert? Schweden hat jedenfalls einen derart guten Track Record in der Spielerausbildung, dass das so passen sollte. Logisch aber auch, dass Major Junior Teams vor allem nach der WM ihr Interesse bei seinem Vater anmelden werden.

NHL Central Scouting hat jedenfalls nach dem Testspiel gegen die Schweiz bei mir schon um Informationen zu ihm nachgefragt.

Die WM wird ein erster Richtungsweiser für ihn

Für Kasper sollte die U20-WM die erste von mehreren werden. Auch wenn heuer die U18-WM bereits abgesagt wurde, kann er eine solche auch noch in der nächsten Saison spielen – ein weiterer Beweis dafür, wie jung er eigentlich ist (und das nicht nur nach österreichischen Maßstäben).

Für mich ist der der gebürtige Innsbrucker – sein Vater spielte von 2000 bis 2004 für die Haie – das größte Talent der Jahrgänge 2002-06, auch wenn das bei den ganz jungen natürlich noch eine ziemlich tönerne Aussage ist.

Darauf, wie sich das im internationalen Eishockey manifestiert, wird die WM die ersten Hinweise bringen…

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