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Die hohen Hürden der ÖEHV-U20

Übermächtige Gegner mit interessanten Namen. Experte Freimüller berichtet:

Die hohen Hürden der ÖEHV-U20 Foto: © GEPA

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USA, Schweden, Russland und die Tschechische Republik – (natürlich) große Namen als Gruppengegner für Österreich bei der Junioren-WM.

Gerade deswegen haben diese Eishockey-Nationen schon in den jüngsten Jahrgängen einige interessante Namen zu bieten, die sich länger ins Gedächtnis brennen werden.

LAOLA1-Scout Bernd Freimüller weiß natürlich jetzt schon bestens über die Gegner der ÖEHV-Jugend Bescheid und gibt eine detaillierte Übersicht über die vielversprechendsten Talente der Aufgebote:

USA

Das Team ist auf dem phänomenalen 2001er-Jahrgang aufgebaut, auch wenn Jack Hughes auf eine Teilnahme verzichtete. Sieben dieser Spieler wurden 2019 unter den ersten 15 gedraftet. Auch wenn sie vor zwei Jahren bei der U18-WM nur Bronze holten, kann ich mich kaum an ein dominanteres Team erinnern.

Trevor Zegras (C, 01): Einer der großartigsten Passgeber, die ich in den letzten Jahren gesehen habe. Sei bereit, wenn du mit ihm spielst, der Pass kommt aufs Blatt und im richtigen Moment. Unter dem neuen Coach Nate Leaman sollte sich seine kuriose Viertlinienrolle vom letzten Turnier nicht wiederholen. Anaheim 1st Rounder.

Arthur Kaliyev (W, 01): Defensiv nicht so willig, aber ein Sniper vor dem Herrn. In Taschkent geboren. Könnte sich vor allem in der Gruppenphase austoben. Los Angeles 2nd Rounder.

Jake Sanderson (D, 02): Die blaue Linie der US-Boys wird allgemein als nicht so stark wie die Defensive gesehen. Nach Rückkehrer Cam York (ein moderner Puckmover) könnte sich schon Sanderson einfinden. Der spielte sich letzte Saison aufgrund starker Auftritte bis zum Saisonabbruch bis auf den fünften Draftplatz (Ottawa Senators). Bringt er aber genug Offensive für so einen exaltierten Status mit?

Matt Benier (C, 02): Als später 02er der einzige US-Crack, auf den sich die NHL-Scouts konzentrieren müssen. Könnte der schnellste Spieler des kommenden Drafts werden.

Matt Boldy (W, 01): Sehr gute Größe und noch bessere Hände. Könnte eines Tages bei den Wild an der Seite von Marco Rossi auflaufen.

 

(Text wird unterhalb fortgesetzt)

Schweden

Nach Deutschland kämpfte die Tre Kronor am meisten mit dem Coronavirus. Vor allem im Trainerteam schlug er zu - dass Head Coach Tomas Monten zuhause bleiben musste, bedauern nicht alle Experten. Können die Schweden ihre unglaubliche Serie von 52 ungeschlagenen Gruppenspielen seit 2006 ausbauen oder endlich in ihren zweiten WM-Titel ummünzen? Die NHL-Scouts sind vor allem den Ausfall von Simon Edvinsson nicht glücklich – der Center gilt nach einem starken Saisonbeginn in der SHL als Top-5-Kandidat.

Jesper Wallstedt (G, 02): Hugo Alnefeldt sollte die Nummer 1 sein, doch jeder Einsatz von Wallstedt könnte seinen Draftstatus erhöhen. Ich kenne ihn seit einem U17-Turnier vor drei Jahren, er agierte schon damals wie ein 30-Jähriger. Ruhig, souverän, keine Löcher, folgt dem Puck. Bereits in der SHL mit Lulea.

Lucas Raymond
Foto: © getty

Alexander Holtz und Lucas Raymond (beide W, 02): Sind beide als Flügel der Top-Linie gesetzt. Holtz (7th overall von den Devils gedraftet) ist ein Sniper, Raymond (4th overall durch Detroit) ein Playmaking Winger.

Victor Söderström (D, 02): Typischer moderner D mit sehr guten Beinen, Schweden produziert solche Spieler scheinbar am Laufmeter. Arizona 1st Rounder.

Philip Broberg (D, 01): An ihm scheiden sich irgendwie die Scouting-Meinungen: Die einen sehen einen großgewachsenen Defender mit sehr guten Beinen mit Upside für eine Top-Rolle in der NHL. Andere wiederum einen nicht immer überlegt agierenden Crack mit überschaubarer Offensive, der in der NHL eher fürs dritte Pärchen geeignet ist. Zuletzt aber in sehr guter Form und der Teamkapitän. Edmonton 1st Rounder.

 

Russland

Eine große Waffe fehlt den Russen heuer: Coach Valeri Bragin trainiert seit heuer das "große" Nationalteam. Er schaffte es in den letzten Jahren, nicht eine Ansammlung von launischen Einzelkönnern zusammen zu holen, sondern Teams zu bilden, die oft nordamerikanischer als ihre Widerparts aus Übersee spielen: Groß, hart, eklig, Team first, trotzdem aber natürlich mit genug Skills! An seine Stelle trat ein großer Name: Igor Larionov, dessen Coaching-Erfahrung sich allerdings auf die Assistenten-Rolle bei der letzten WM beschränkte.

Einen Vorteil hat das Team jedenfalls gegenüber der oft untätigen Konkurrenz: Sie traten in der WM-Besetzung in Vertretung von Bragins Truppe beim Karlaja-Cup im November an and gewannen als reine Junioren-Truppe das Turnier gegen Erwachsene!

Yaroslav Askarov (G, 02): Die letzte WM ging ziemlich in die Hose, trotzdem zogen ihn die Nashville Predators an elfter Stelle. Groß, reflexstark, tolle Beine. Ein Head-to-Head-Duell mit Wallstedt (auch wenn sie in zwei verschiedene Draftjahre fallen) wäre interessant.

Egor Chinakhov (W, 01): Kein anderer Spieler profitierte so von der Verlegung des Drafts in den Oktober wie er. Nach einem tollen Start in die KHL-Saison 2020/21 zogen ihn die Columbus Blue Jackets in der ersten Runde – das wäre zum regulären Draft-Termin im Februar wohl kaum passiert. Doch Chinakhov bewies heuer sowohl in Omsk als auch bei Karjala Cup seine tollen Puckskills in hohem Tempo.

Shakir Mukhmadullin (D, 02): Großgewachsener Defender mit einem Bombenschuss. Erstrunden-Pick der New Jersey Devils, der sich in Edmonton defensiv beweisen muss.

Daniil Chayka (D, 02): Wie alle seine Kollegen an der blauen Linie: Groß, kräftig, aber mit brauchbaren Puckskills. Als später 02er im Blickfeld der NHL-Scouts, könnte Erstrunden-Pick werden.

 

Tschechien

Wird allgemein als logischer Kandidat für den vierten Platz und dann Kanonenfutter für den Sieger der anderen Gruppe im Viertelfinale gesehen. Das tschechische Junioren-Eishockey stagniert schon seit Jahren, nur ab und zu zeigt ein Jahrgang positiv auf. Kein einziger Spieler fiel wegen Corona aus.

Foto: © getty

Stanislav Svozil (D, 03): Der einzige "reguläre" 03er im Kader und der interessanteste Mann für die Scouts. Letztes Jahr ein bereits sehr mutiger Defender mit guten Beinen, heuer beim Klub von Peter Schneider, Kometa Brno, nicht ganz so eindrucksvoll. (Noch) ein Erstrundenkandidat.

Simon Kubicek (D, 02): Gefiel mir beim letzten Turnier sehr gut – gute Physis, starker Schuss, fühlt sich am PP-Point wohl. Beinarbeit ist nicht die beste, das schreckte offenbar alle 31 Teams beim letzten Draft ab. Sein zweiter Versuch…

Jan Mysak (W/C, 02): Der höchste Draftpick im Kader (Montreal, 2. Runde). Seilte sich nach dem letzten Turnier nach Übersee ab, jetzt aber wieder zurück in Litvinov (ein Punkt in elf Spielen). Wenn er mit hoher Energie forecheckt, ist er am effektivsten, mit weniger Feuer nur ein Mitläufer. Muss Führungsrolle in einer mit Talent nicht übersättigten Truppe übernehmen…

Jaromir Pytlik (C, 02): Ein Posterboy für die Truppe – groß, kampfstark, verlässlich, aber mit limitiertem offensiven Espirit. Viertrunden-Pick der New Jersey Devils. Wie so viele seiner Kollegen beim Zweitliga-Team Litomerice geparkt, Major Juniors fiel für ihn heuer flach.

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