Scouting Report

So steht es um die letzten vier AlpsHL-Teams aus Österreich

Bernd Freimüller war auf Roadtrip, um die letzten rot-weiß-roten Mohikaner in der Spielklasse unterhalb der win2day ICE Hockey League zu sichten.

So steht es um die letzten vier AlpsHL-Teams aus Österreich Foto: © GEPA

Zwei Spiele der Alps Hockey League hat LAOLA1-Scout Bernd Freimüller innerhalb von fünf Tagen besucht.

Im Fokus dabei: Die vier verbleibenden österreichischen Teams.

Einige Eindrücke von seinen Roadtrips nach Salzburg und Zell/See:

Abgespeckte Liga

13 Teams, davon vier österreichische – so das Teilnehmerfeld in der letzten und heurigen Saison. Weit entfernt vom Höchststand von 18 Teams (2019/20) bzw. neun österreichischen Mannschaften (2019/20 und 2021/22).

Von den rot-weiß-roten Teams kamen der Liga in den letzten Jahren die Farmteams aus Wien, Linz und Salzburg sowie Lustenau und die VEU Feldkirch (zugunsten der Pioneers Vorarlberg) abhanden. Als letzter Vorarlberger Vertreter hechelt Bregenzerwald mit unglaublicher Widerstandskraft schon seit Jahrzehnten der eigenen Wälderhalle hinterher, die letzten Meldungen dazu waren leider wenig erbaulich.

Die Punkteregelung lebt...

Während in der ICE die Punkteregelung schon seit drei Jahren Geschichte ist, gibt es sie in der AlpsHL noch, allerdings in abgespeckter Form: Hier werden nur die Legionäre mit Punkten belegt, gestaffelt nach Alter ("normal", U22 oder U20). Das vor allem wegen des Farmteams von Salzburg, damit dort die akademieeigenen deutschen Spieler nicht komplett unbegrenzt antreten dürfen.

Neben den 16 Punkten für die Legionäre (4 bzw. 2 bzw. 1 pro Spieler) müssen als Minimum zwei heimische U22- und ein U20-Spieler am Spielbericht stehen. Theoretisch könnte ein Team also mit 16 U20-Legionären und drei Einheimischen antreten. Praktisch füllen Bregenzerwald und Kitzbühel mit einigen jüngeren Legionären den Kader auf.

Das verbliebene Farmteam

Red Bull Salzburg hat sich mit seinem Farmteam immerhin eine Reputation geschaffen, dass europäische NHL-Scouts zumindest einmal pro Saison vorbeischauen, auch wenn wie heuer kein Ausnahmetalent im Team steht.

Die letzte Spielzeit mit dem zehnten Platz war ein negativer Ausreißer, heuer sieht es wie etwa in den Jahren zuvor wieder nach einem Spitzenplatz aus. Der Unterschied: Letztes Jahr standen keine "echten" Legionäre im Kader, dieses Mal sorgen mit Maxim Eliseev (19) und Jesse Juhola (21) zwei akademie-externe Cracks für die notwendigen Tore.

Sonst ist das Team wie jedes Jahr eine Mixtur von deutschen und österreichischen Akademiespielern, etwas aufgeweicht durch Spieler wie Florian Lanzinger und Mathias Böhm, die von anderen ICE-Teams kamen.

Mit Fabian Baumann, Jakob Schnabl, Luca Kogler, Adrian Gesson stehen vier Fixstarter für die U20-WM im Team, dazu kommen noch als Kandidaten Benedikt Krainer, Paul Oberhauser, Tobias Koller und Nico Koschek, als 2008er der jüngste im Kader.

Erfreulich für Nationaltrainer Philipp Pinter: Im Tor lieferte Luca Haitzmann zuletzt sehr stabile Leistungen ab, was Pinters Sorgen auf dieser Position etwas reduzieren sollten.

Der Klassenprimus

Letztes Jahr Grunddurchgangs-Sieger und Meister – Zell/See belohnte sich für die Aufbauarbeit der vergangenen Jahre. Im Sommer beendeten allerdings mit Mario Altmann, Daniel Ban und Hubert Berger drei Routiniers ihre Karriere, Kilian Rappold heuerte in Innsbruck an.

Dazu kommen heuer Verletzungen der Importspieler Nick Huard und Ethan Szypula, sodass das Niveau der letzten Saison nicht ganz aufrechterhalten werden konnte. Allerdings: Die samstägliche 1:3-Heimniederlage gegen Bregenzerwald war das Resultat eines fast schon grotesken Chancenwuchers.

Was Zell immer noch von Teams wie Bregenzerwald und Kitzbühel unterscheidet: Spieler wie Goalie Ali Schmidt, Tyler Cuma, Kele Steffler, Christian Jennes oder Alexander Lahoda spielten doch länger und besser in der EBEL oder ICE als die üblichen reinen Nachwuchskräfte.

Gleiches gilt auch für Defender Sebastian Zauner, der einen kuriosen Unterschied zwischen den ICE- und AlpsHL-Regeln aufdeckt: Der Eishockey-Österreicher gilt in Zell als Inländer, der VSV musste sich vor Jahren von ihm trennen, weil er unter den neuen Regeln als Legionär gegolten hätte. Österreich ist damit wohl das einzige Land der Welt, wo der Legionärsstatus von der Spielklasse bestimmt wird.

Das Gießkannenprinzip

Auch wenn die Durchführungsbestimmungen etwas nebulos nachzulesen sind: Die österreichischen ICE-Teams können seit einiger Zeit unbegrenzt U24-Spieler aus der AlpsHL heraufziehen, sind also nicht an ein definiertes Farmteam gebunden. Die ausländischen Teams haben wiederum ihre durch die Nationalverbände bestimmen eigenen Regeln.

Deswegen sind auch jüngere Spieler, die in der ICE keine Stammplatz haben, über die Liga verstreut – teilweise noch auf Leihbasis mit Bindung zum Stammklub, teilweise aber auch schon mit gekappten Wurzeln wie Max Stiegler und Leon Widhalm, die vor kurzem noch bei den Vienna Capitals aushelfen durften.

Zell und Wien pflegen schon länger eine enge Zusammenarbeit, gleiches gilt aus geografischen Gründen natürlich logisch für Bregenzerwald und die Pioneers. Graz und Villach teilen ihre Cracks auch auf die AlpsHL auf.

Die Ergebnisse dieses Gießkannenprinzips sind nicht so leicht überschaubar. Einige Beispiele:

Wien: Timo Pallierer, Leon Widhalm (Zell), Lorenz Widhalm, Josef Flick, Bernhard Posch (alle Bregenzerwald)

Graz: Paul Reiner (Zell), Jakob Engelhart, Clemens Krainz, Markus Hanl, Jakob Lippitsch, Lenz Mossbrugger (alle Kitzbühel)

Linz: Raphael Aigner (Kitzbühel), Ben Grasser (Bregenzerwald)

VSV: Julian Raspotnig (Kitzbühel), Dominik Prodinger (Zell)

KAC: Daniel Waschnig und Oliver Lam (beide werden in Klagenfurt benötigt, sonst Kitzbühel)

Pioneers: Mathias Mader, Laurin Wempe, Ben Summer (alle Bregenzerwald)

Nochmals: Einige davon sind Leihspieler, andere bereits Free Agents. Bezüglich eventueller Anforderungen durch ICE-Teams spielt das ohnehin keine Rolle.

Nicht nur die Widhalm-Brüder (Goalie Lorenz stahl die drei Punkte in Zell fast im Alleingang), sondern auch die Sintschnig-Brüder wären durch dieses Prinzip aufgesplittet: Paul spielte und scorte bereits für Zell, sein älterer Bruder Jakob wäre für Kitzbühel vorgesehen.

Ansteigendes Niveau

Die Reduzierung des Teilnehmerfeldes, aber auch die Durchmischung von Routiniers, Legionären und jüngeren Cracks hat der Liga gut getan: Das Tempo ist über die Jahre (wie allerdings in allen Ligen) höher geworden, einzelne Spieler können nicht mehr ganz so leicht dominieren wie früher.

Allerdings: Ohne gute Legionäre geht weit nichts - mit Vito Idzan vom kroatischen Tabellenführer Sisak steht nur ein einheimischer Spieler unter den Top-10-Scorern der Liga.

Punktebeiträge sind aber altersunabhängig, wie die beiden besten Torjäger der Liga zeigen: Maxim Eliseev von Salzburg (elf Tore) ist gerade 19, Zells Tim Coffman (neun Tore) mit 37 fast doppelt so alt, seine immer noch formidable Beinarbeit lässt viele Gegenspieler aber weit älter aussehen.

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