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Kein Slide, kein Bonus: Das ist Vinzenz Rohrers NHL-Vertrag

Was verdient Rohrer, wo darf er spielen? Warum sein NHL-Vertrag klare Grenzen hat, bevor er überhaupt beginnt.

Kein Slide, kein Bonus: Das ist Vinzenz Rohrers NHL-Vertrag Foto: © getty

In der kommenden Saison darf sich Eishockey-Österreich über einen weiteren NHL-Legionär freuen. Vinzenz Rohrer ist nun offiziell ein Spieler der Montreal Canadiens.

Vor einigen Tagen wurde die Unterschrift des ÖEHV-Aushängeschilds bei den Kanadiern bekanntgegeben. Ein genauerer Blick auf die Details seines Einstiegsvertrags:

Das Gehalt

3 x 950.000 Dollar, das ist das Maximalgehalt.

Hier ist allerdings das Jahr, in dem Rohrer gedraftet wurde (2022), ausschlaggebend.

Spieler, die etwa heuer gedraftet werden und einen Entry-Level-Deal unterschreiben, können bis zu 975.000 Dollar verdienen.

Vertragslänge

Die drei Jahre sind ebenfalls durch den CBA vorgegeben. Erst bei einer Unterschrift im Alter von 22 Jahren würde das auf zwei Jahre reduziert werden.

Aber Achtung: Das Alter gilt nicht dann, wenn der Vertrag unterschrieben wird, sondern es wird das Alter herangezogen, das der Spieler mit 15. September erreicht hat.

Signing Bonus

Auch hier wieder das Maximum, das Rohrer erhalten kann, nämlich 10 Prozent seines NHL-Gehalts pro Saison.

Rohrer erhält also in jedem seiner nächsten drei Jahre 95.000 Dollar auf die Kralle, egal ob er in der Schweiz, AHL oder NHL spielt. Auszahlungstag ist der 1. Juli, also der Tag, an dem die NHL-Vertragsjahre jeweils beginnen oder eben bei erstmaliger Unterschrift. Die 95.000 Dollar sind allerdings "nur" Teil seines Gehalts von 950.000 Dollar - und keine zusätzliche Einnahmen. 

Performance Bonuses

Sind in Rohrers Vertrag nicht vorgesehen. Diese Bonusse, die bei Erreichen gewisser statistischer Werte erreicht werden, sind bei Entry-Level-Deals hohen Picks (z. B. Marco Rossi oder Marco Kasper) vorbehalten.

Kein "Slide"

Apropos die beiden Marcos: Wir kennen ja sowohl von Rossi als auch von Kasper, dass deren NHL-Verträge jeweils erst zwei Jahre nach deren Unterschrift begannen, aus den eigentlich dreijährigen Entry-Level-Deals so fünf Saisonen wurden.

Das basiert auf dem sogenannten "Slide" - das erste Vertragsjahr beginnt erst, wenn der Spieler 10 NHL-Spiele in der jeweiligen Saison bestritten hat.

Bei Rohrer ist das anders, die Saison 25/26 gilt auf jeden Fall als sein erstes von drei Vertragsjahren. Der Grund dafür: Slides gelten nur für Spieler, die 18 oder 19 Jahre alt sind. Rohrer ist sowohl vom biologischen als auch vom Signing Age heuer 20 Jahre alt.

NHL/AHL-Gehälter

Rohrers AHL-Gehalt beträgt pro Saison 82.500 $. Weil auch das immer für Verwirrung sorgt: Die Gehälter werden jeweils für die Tage ausbezahlt (nicht die Spiele), in denen ein Spieler dem jeweiligen Team angehört.

Eine NHL-Saison wird vom ersten bis zum letzten Tag des Grunddurchgangs berechnet, dauert zwischen 190 und 200 Tage.

Nehmen wir also 200 Tage an:

Rohrer gehört dem NHL-Kader für 45 Tage an, die restlichen 155 Tage trainiert und spielt er mit dem Farmteam Laval Rocket. Seine NHL- bzw. AHL-Gehälter würden eben aliquot auf diese Zeiten aufgesplittet werden, sein NHL-Gehalt bezüglich der Salary Cap auch nur für 45 Tage angerechnet werden. Die Playoffs spielen für diese Berechnung keine Rolle.

Schweiz oder AHL

Rohrer wird natürlich Anfang September ins Rookie-Camp der Canadiens eingeladen, sollte von dort auch ins Main Camp übersiedeln und das eine oder andere Preseason Game absolvieren.

Dann steht für die Canadiens eine Entscheidung an – bleibt er im NHL-Kader oder nicht? Wenn nicht, tritt für einmal nicht der CBA, sondern das Agreement zwischen der NHL und der Schweizer National League in Kraft.

Dieses sagt aus:

Gehört ein Spieler, am ersten NHL-Spieltag nicht dem 23-Mann-Roster des NHL-Teams an, muss der Spieler seinem europäischen Team angeboten werden (aufrechter Vertrag vorausgesetzt). Wenn dieses Team ihn wieder anfordert, muss er nach Europa zurückkehren und dort bis zum letzten Saisonspiel verbleiben (Nationalteamspiele spielen hier keine Rolle).

Das gilt allerdings nur für:

  • Spieler, die nicht in der ersten Runde gedraftet wurden und
  • Spieler, die unter 22 Jahre alt sind und
  • im ersten Vertragsjahr

All dies trifft auf Rohrer zu, er müsste also den ZSC Lions angeboten werden. Nur wenn diese auf eine Rückkehr verzichteten, könnte er heuer die ganze Saison für Laval spielen.

Bliebe Rohrer im Kader der Canadiens, könnte er erst ab dem 1. Dezember nach Laval geschickt werden, vorher muss er ebenfalls dem ZSC angeboten werden.

Finanziell liegt sein ZSC-Gehalt natürlich über dem in Laval – für 85.000 Dollar brutto arbeiten in der Schweiz wohl nicht einmal die Zeugwarte.

Der ZSC muss ihm sein komplettes Vertragsgehalt auszahlen, die Canadiens haben außer dem bereits ausgezahlten Signing Bonus so lange keine Zahlungspflicht, bis er wieder zurückkehrt.

Die Lions haben keine Handhabe darin, Rohrer bereits für den NL-Start Mitte September anzufordern. Sollte er auch das zweite Vertragsjahr in Zürich bestreiten wollen (wenn er etwa nach Laval geschickt wird), müsste sein Vertrag eine eigens ausgehandelte Europa-Klausel beinhalten, sonst hat er kein Recht darauf.


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