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So gut ist Rossis NHL-Vertrag wirklich

Experte Bernd Freimüller wirft einen genauen Blick auf den Vertrag:

So gut ist Rossis NHL-Vertrag wirklich Foto: © GEPA

Der nächste Schritt von Marco Rossi auf dem Weg in die NHL ist erfolgt. Am Freitag hat der Vorarlberger seinen Entry-Level-Deal unterzeichnet (Alle Infos >>>).

Aber wie gut ist sein Vertrag wirklich?

LAOLA1-Scout Bernd Freimüller analysiert:

Die (vorgegebenen) Eckdaten:

  • Entry-Level-Deal über 3 Jahre

  • Gehaltshöchstgrenze von 925.000 Dollar – hätte natürlich auch weniger sein können, das war aber nie realistisch.

  • Zwei-Weg-Vertrag, das AHL-Gehalt beträgt 80.000 Dollar

  • Signing Bonus von 92.500 Dollar (Zehn Prozent des Jahresgehalts)

Bei neun oder weniger NHL-Spielen würde sich dieser Kontrakt um ein Jahr nach hinten verschieben. Sollte er in die AHL müssen, müsste Rossi nicht durch die Waivers gehen. Alles typisch für solche Entry-Level-Deals.

Was zu verhandeln war, waren die Signing Boni. Die betragen 850.000 Dollar pro Jahr. Das Gesamtpaket von Rossis Vertrag über drei Jahre beträgt damit 5,325 Mio. Dollar. Dazu müsste er aber in jedem Jahr sämtliche Bonus-Ziele erreichen, das ist weder praktisch noch theoretisch möglich. So kann jeder Spieler natürlich nur einmal "Rookie of the year" werden, wenn überhaupt.

Aber wie kommt man auf diese Zahlen? Wurden die völlig frei zwischen seinem Agenten Serge Payer und Wild-GM Bill Guerin verhandelt?

Nun, hier kommt Rossis Draftposition als Neunter ins Spiel. Diese ist zwar völlig irrelevant dabei, ob und wann er den Einstieg in die NHL schafft, aber für die Boni hat sie in der Praxis schon Relevanz. Zwar können diese bis zur Höchstgrenze von 2,85 Mio. pro Jahr frei verhandelt werden, aber darunter ist natürlich Spielraum und für diese bedarf es gewisse Parameter. In den Wochen seit dem Draft wurden auch einige – wenn auch weit auseinanderliegende – Richtpflöcke eingeschlagen.

Alexis Lafreniere unterschrieb bei den Rangers, der Top-Pick des letzten Drafts bekam auch die maximal möglichen 2,85 Mio. pro Jahr.

Quinton Byfield, die No. 2 des Drafts, lag knapp darunter, nämlich bei 2,65 Mio. pro Jahr von den LA Kings.

Das waren die beiden Spieler, die vor Rossi gedraftet wurden und bis jetzt Verträge erhielten.

Der nächste Eckpfosten war Defender Kaiden Guhle, der an 16. Stelle von Montreal gezogen wurde. Seine jährlichen Boni können 420.000 Dollar ausmachen.

Rossi liegt also zwischen diesen Beträgen, was bei seinem Draftstatus auch Sinn macht. Und nochmals: Diese Beträge sind theoretisch maximal erreichbare Zahlen. D. h. Guhle könnte genauso gut mehr Geld mit seinen Boni erreichen als Lafreniere oder Byfield.

Insgesamt unterschrieben bisher neun Cracks des letzten Draftjahrgangs Entry-Level-Deals. Aus der ersten Runde noch Tyson Foerster (Philadelphia, 23. Pick), Jake Neighbours (St. Louis, 26.) und Ozzy Wiesblatt (San Jose, 31.). Dazu kommen noch Vasili Ponomarev (Carolina, 2. Runde) und Zayde Wisdom (Philadelphia, 4. Runde). Auf die maximal möglichen 925.000 Grundgehalt kamen nur Lafreniere, Byfield, Rossi und Foerster.

Was bedeutet Rossis Vertrag für Minnesota?

Die Wild weisen derzeit einen Cap Hit von fast 79 Mio. Dollar auf. Rossis Vertrag ist da noch nicht inkludiert, er gilt derzeit als „Non-Roster-Forward“. Doch wenn er die NHL schafft, fallen die 925.000 Dollar natürlich an. Guerin müsste auch die Performance Boni irgendwie einplanen, doch da könnte er die Salary Cap von 81,5 Mio um insgesamt 7,5 Prozent überschreiten. Ganz aus den Augen verlieren kann er das nicht, denn auch KHL-Superstar Kirill Kaprizov (ein potentieller Linemate für Rossi?) könnte 925.000 Dollar an Boni erreichen.

Alles Rechenspiele zu einem Zeitpunkt, wo noch nicht einmal feststeht, ob und wann die NHL beginnt. Guerin hat noch genug Zeit, an seinem Kader zu feilen. Vor allem die vier Mio. für Center Victor Rask (noch zwei Jahre unter Vertrag) müssen ihm arg im Magen liegen.

Wie geht es für Marco Rossi weiter?

Ein Punkt des letzten CBAs (bzw. des Memorandums dazu) gilt für Rossi nicht. Die NHL-Cracks müssen Covid-bedingt auf zehn Prozent ihres Gehalts verzichten, das wird ihnen in späteren Jahren wieder ausgezahlt. Dies gilt aber nicht für Entry-Level-Contracts.

Nach dem Draft und dem Vertragsabschluss ist nun der nächste Punkt sicher Spielpraxis. Ich erwarte in den nächsten Tagen die Bekanntgabe, dass Rossi vorläufig für die ZSC Lions aufläuft. Ob er für das österreichische U20-Nationalteam beim Turnier im November und bei der Junioren-WM zur Verfügung steht? Da traue ich mir keine Voraussage zu…

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