Österreichs Eishockeyverband (ÖEHV) hat ein neues Präsidium, und mit Yasmin Stepina erstmals eine Vize-Präsidentin. Als ehemalige Spielerin hat sich die 33-Jährige vorgenommen, das Damen-Eishockey in Österreich voranzubringen.
Ein gewaltiges Ziel haben die ÖEHV-Damen schon 2021 im Auge: Die erstmalige Qualifikation für die Olympischen Spiele (Peking 2022). Bis zum Quali-Turnier in Deutschland dauert es noch neun Monate - aber die wollen genutzt werden. Mit Jari Risku gibt es für die ÖEHV-Damen einen neuen Teamchef.
Bei den beiden Tests gegen Kasachstan am Wochenende (heute ab 17:55 Uhr im LIVE-Stream und morgen Sonntag ab 14:55 Uhr im LIVE-Stream) stehen daher wichtige Weichenstellungen an, um dieses hohe Ziel anzugreifen.
Vorher stand die neue ÖEHV-Vize-Präsidentin und Verantwortliche für den Damen-Bereich bei LAOLA1 Rede und Antwort und verrät, wo sie mit dem österreichischen Damen-Eishockey hin will:
LAOLA1: Aktuell haben die Damen in Wien einen zweiten Lehrgang in dieser Saison. Welche Ziele werden mit dem neuen Head Coach verfolgt?
Yasmin Stepina: Für die Damen ist es besonders wichtig, ihn abzuhalten, weil im November die Olympia-Qualifikation ansteht. Die ist das Ziel. Wir haben erst vor drei Monaten mit Jari Risku einen neuen Teamchef installiert und einen Plan erarbeitet, was unter den momentanen Gegebenheiten eine Herausforderung ist. Im November mussten wir unseren Test absagen, erst im Dezember gab es den ersten Lehrgang. Und erst jetzt können wir sehen, welche taktischen Vorgaben er hat. Es folgen noch einige, dann werden wir für November gut aufgestellt sein.
LAOLA1: Wie wichtig wäre die Olympia-Qualifikation zum jetzigen Zeitpunkt?

Stepina: Es wäre natürlich eine tolle Sache. Wir haben jetzt eine Mannschaft mit einer guten Mischung aus erfahrenen und jungen Spielerinnen, die nachkommen. Es rücken einige Spielerinnen aus der guten U18-Mannschaft der letzten Jahre nach. Wir haben schon das Potenzial, da gut mitspielen zu können. Nur müssen wir auch schauen, dass wir die Spielerinnen bestmöglich vorbereiten. Deutschland ist eine Top-Nation, auch Dänemark hat den Aufstieg geschafft und viel investiert. Sie sind ein Vorbild für uns, haben massiv aufgerüstet, da müssen wir nachziehen. Den dritten Quali-Gegner kennen wir noch nicht. Schlagen können wir alle Teams. Man muss aber etwas dafür tun.
LAOLA1: Ist es im Eishockey angedacht, die Verbindungen zwischen Herren- und Damen-Bereich bei den Vereinen zu stärken?
Stepina: Absolut. Es ist ganz wichtig, dass gerade im Nachwuchs-Bereich die Mädchen die Möglichkeit bekommen, mit den Burschen mitzuspielen. Es bringt den Mädels so viel. Oft sind sie auch Stützen in den Mannschaften. Bei vielen Teams ist man froh, dass sie da sind, weil es zu wenige Burschen gibt, um überhaupt spielen zu können. Irgendwann ist es natürlich körperlich nicht mehr möglich. Die Mädels müssen aber schrittweise an die Damen-Ligen herangeführt werden, da ist der Sprung zwischenzeitlich schon sehr groß. Es wird noch ein bisschen Zeit und Projekte benötigen, bis echte Mädchen-Nachwuchsteams gegeneinander spielen können. Da müssen wir noch mehr an Basis schaffen.
LAOLA1: Muss dem Sport ein weiblicheres Image gegeben werden?
Stepina: Ich persönlich habe es als Spielerin nie als maskulinen Sport angesehen. Als extrem taktischen, extrem schnellen und emotionalen Sport – das ist auch bei den Damen so. Aber es ist keine Sportart, wo man sich permanent irgendwo verwickelt. Auseinandersetzungen gibt es bei den Damen auch. Aber es gibt ebenso Männer, die Ballett tanzen. Der Körperkontakt ist reglementiert, ist nicht so extrem vorhanden wie bei den Männern, das muss aber auch nicht sein.
LAOLA1: Wo kann das österreichische Damen-Eishockey in den nächsten vier Jahren, der Amtszeit des neuen Präsidiums, große Fortschritte machen?

Stepina: Ich bin der Meinung, dass wir ganz viel an der Basis arbeiten und den Nachwuchs auf das Eis bringen müssen – den Grundstein setzen für die Nationalteams, um dort später auf wirklich gute Spielerinnen zugreifen zu können. Und wir haben die Zusage für das Bundesleistungszentrum in Villach. Es ist wichtig, dass wir den Mädchen die Perspektive geben, dass man es im Eishockey zu etwas schaffen kann. Denn das ist bisher sehr schwierig. Ich weiß es von mir als Spielerin. Man hat Trainings, Spiele, ist extrem viel unterwegs und soll die Schule positiv beenden. Nach der Matura will man weiterspielen, aber muss sich für einen Beruf entscheiden oder studieren. Die Vereinbarkeit von Sport und Beruf ist in Österreich sehr schwierig, einige Spielerinnen haben es ins Ausland geschafft. Jetzt mit Villach haben wir den Grundstein gelegt, dass es in Zukunft für die Spielerinnen möglich ist, Schule, Berufsausbildung und Sport zu verbinden.
LAOLA1: Auf Vereinsebene sind Wien und Salzburg die Hochburgen. Warum gelingt es anderswo nicht so gut?
Stepina: Wenn wir 20 Jahre zurückblicken, war Villach die Hochburg. Der Nachwuchs war nicht da. In Kärnten hat es generell ein bisschen ein Nachwuchs-Tief gegeben, das ist schon zehn Jahre her. Wien hatte immer ein paar Nachwuchsvereine, auf die zugegriffen werden konnte, auch in Niederösterreich. Ich war ja selbst als Sabres-Spielerin zuvor in Mödling. Wien hat da ein recht großes Einzugsgebiet. Salzburg ebenso, auch aus Oberösterreich, da gibt es jetzt die Ice Cats in Linz. Es ist viel im Entstehen. In Kärnten haben sich die Lakers in den letzten Jahren wieder formiert, auch Kärnten hat dadurch wieder einen Aufschwung.
LAOLA1: Neben den Damen ist auch der Para-Eishockey-Sport ein großes Anliegen für Sie. Wo steht Österreich da?
Stepina: Der erste Schritt ist einmal, dass wir eine Staatsmeisterschaft austragen. Der nächste, dass ein Nationalteam aufgebaut wird. Ziel ist es, mit den bestehenden Mannschaften eine Meisterschaft zu spielen, damit wir dieses Jahr den ersten Staatsmeister im Para-Eishockey haben. Für die nächste Saison sind einige Projekte geplant, um dem Para-Eishockey Möglichkeiten zu geben, sich zu präsentieren. Es wird auch in Kärnten eine neue, absolut barrierefreie Halle gebaut. Das ist ein Punkt, an dem man anknüpfen muss. Man muss die Gegebenheiten schaffen, dass überhaupt gespielt werden kann.
LAOLA1: Wo soll das Eishockey am Ende der ersten Präsidiums-Amtszeit insgesamt stehen?
Stepina: Dem Nachwuchs muss die Möglichkeit gegeben werden, auf das Eis zu gehen. In die Infrastruktur soll mehr investiert werden, um Zugang zum Eishockey-Sport zu erleichtern. Ziel ist es, die Drop-out-Raten, die momentan sehr hoch sind, zu minimieren. Das ist eine wichtige Sache, Eishockey diesbezüglich breiter aufzustellen, sowohl für den Breiten-, als auch den Spitzensport.