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Marco Kasper: Das nächste Juwel im ÖEHV

Marco ist in! Erst Rossi, nun Kasper - der 17-Jährige und sein Weg in die NHL:

Marco Kasper: Das nächste Juwel im ÖEHV Foto: © GEPA

14 Spieler aus Österreich wurden in der Geschichte des NHL-Drafts bisher gezogen, gerade einmal drei Cracks wurde die Ehre eines Erstrunden-Picks zuteil.

2003 wurde Thomas Vanek von den Buffalo Sabres an der fünften Stelle gezogen, 2006 verkündeten die Vancouver Canucks Michael Grabners Namen an der 14. Position. Daraufhin schien die österreichische Flagge 14 lange Jahre nicht auf dem Draft-Board auf, bis Marco Rossi 2020 als insgesamt neunter Spieler des Drafts gewählt wurde.

Aus dem elitären Trio könnte im kommenden Sommer ein Quartett werden, denn im schwedischen Angelholm zieht ein 17-jähriger gebürtiger Innsbrucker die Augen der NHL-Scouts auf sich. Sein Name: Marco Kasper. Den Vornamen haben der flexible Angreifer und sein Vorgänger Rossi schon gemein, auch in der Spielweise ähneln sich die beiden Juwele.

Heißer Kandidat auf einen Erstrunden-Pick im NHL-Draft 2022

Und spätestens seit 19. Oktober steht fest, dass Kasper ein heißer Kandidat für die erste Runde im NHL-Draft 2022 ist. In einer vom Central Scouting Service (CSS) veröffentlichten ersten Liste wurde der Linksschütze als einer von 23 Nachwuchs-Talenten in die Kategorie A eingestuft (Alle Infos >>>).

Gerade in einem von Top-Prospects bestimmten Draft wie diesem ist dies als Zwischenerfolg zu werten, wenngleich es für Kasper freilich noch ein weiter Weg in Richtung NHL ist. Und obwohl der Sohn der ehemaligen KAC-Legende Peter Kasper in Schweden aufzeigt, agiert er in seiner Heimat etwas unter dem Radar. 

Mit seinem Debüt für das A-Nationalteam beim Vier-Nationen-Turnier in Jesenice (Alle Spiele bei LAOLA1 im LIVE-Stream >>>) wird sich das schlagartig ändern, erstmals dürfen ÖEHV-Fans dem Juwel genau auf die Kufen schauen.

Sein Spielstil

(Artikel wird unter dem VIDEO fortgesetzt)

Teamchef Roger Bader versprach ihm noch vor Turnierbeginn eine "tragende Rolle", Kasper soll eine Reihe als Center anführen. Der ÖEHV-Youngster gilt aber als flexibler Stürmer, bei Rögle BK kommt er vorwiegend als Winger zum Einsatz. 

"Ich spiele gerne als Center, kann aber auch als Winger eingesetzt werden", bestätigt Kasper im Gespräch mit LAOLA1. Er beschreibt sich als Allround-Paket: "Ich würde mich als Two-Way-Spieler mit gutem Spielverständnis beschreiben, der für Tore und Assists gut ist. Ich arbeite hart und scheue mich nicht vor Zweikämpfen."

Mit einer Körpergröße von 1,85 Meter und 83 Kilogramm bringt der 17-Jährige bereits Gardemaße mit, in anderen Bereichen seines Spiels sieht er noch Verbesserungsbedarf: "Ich muss meinen Schuss noch verbessern, zudem explosiver und kräftiger werden. Im Vergleich zu meinen älteren Teamkollegen fehlt da noch etwas."

Daran arbeitet er aber hart, sein Vater unterstützt ihn tatkräftig aus der Ferne. Papa Peter Kasper betreute seinen Sohn bereits von 2018 bis 2020 in der U18-Mannschaft des KAC, arbeitet bei den "Rotjacken" heute noch als Assistant Coach. Damals "konnte er auch streng sein", schmunzelt Marco beim Gedanken daran.

Sein Vater sehe sich nach jedem Spiel seine Shifts an, "zeigt auf, was ich besser hätte machen können. Er unterstützt mich immer noch sehr."

Sein Traumziel

Diese Unterstützung spürte der Jüngling auch im Sommer 2020. Da entschied Kasper sich, seine Zelte in Österreich abzubrechen und den Schritt nach Schweden zu wagen - und das mitten in der Corona-Pandemie.

Sorgen, dass er dort nicht Fuß fassen könne, machte er sich nie. Es habe in Österreich aufgrund der Corona-Pandemie mehr Fragezeichen gegeben, "ob überhaupt gespielt werden kann. In Schweden sind die Maßnahmen viel lockerer." Mit ein Grund, warum sich der gebürtige Tiroler sein Traumziel erfüllte.

"Schweden war immer schon mein Traumziel, Rögle BK bietet die perfekte Umgebung, um sich weiterzuentwickeln", schwärmt Kasper. Mit einem eigenen Eishockey-Gymnasium in Angelholm "wird einem eine gute Ausbildung geboten." Dazu ist die schwedische Herangehensweise im Nachwuchs gewiss besser als jene in Österreich, erzählt der Stürmer.

"In Schweden wird bereits ab der U18 vier Mal die Woche, jeweils am Vormittag und Nachmittag, trainiert. Das Level ist hoch!" Dass im Land mit der höchsten Anzahl an NHL-Legionären viel auf die Jugend gesetzt wird, kommt dem 17-Jährigen ebenfalls zugute.

Mit 16, 17 Jahren schon Profi? In Schweden Usus

Das zählt in Schweden zur Normalität, hier wird viel auf die Jugend gesetzt. Man bekommt bereits mit 16, 17 Jahren erstmals die Chance, Profi-Eishockey zu spielen. Das hilft in der eigenen Entwicklung immens.

Anfang des Jahres zog Rögle ihn mit seinen damals 16 Lenzen erstmals in den Profi-Kader hoch und gab ihm sofort Eiszeit. In der heimischen Liga ist das beinahe ein Unding, einen solch jungen Crack einzusetzen - in Schweden ist das hingegen Usus.

"Das zählt in Schweden zur Normalität, hier wird viel auf die Jugend gesetzt. Man bekommt bereits mit 16, 17 Jahren erstmals die Chance, Profi-Eishockey zu spielen. Das hilft in der eigenen Entwicklung immens", so Kasper.

Viele Skeptiker würden wohl meinen, dass ein 16-Jähriger sich kaum gegen routinierte Gegenspieler durchsetzen könnte, auf diesem Level nur Fehler produzieren würde. Doch eben diese Fehler, diese Erfahrungen sind für ein Nachwuchs-Talent essenziell. Und Anpassungsprobleme ans Erwachsenen-Eishockey scheint Kasper ohnedies keine gehabt zu haben.

"Ich fühle mich im Erwachsenen-Eishockey wohl, meine Mitspieler helfen mir dabei sehr." Natürlich sei es auch hilfreich gewesen, "sich anfangs in der U18 und U20 an das höhere Spieltempo zu gewöhnen."

Perfektes Schwedisch und die Österreicher-Connection

Hilfreich ist es auch, die Landessprache alsbald zu beherrschen. Nur rund ein Jahr nach seiner Ankunft in Angelholm brillierte Kasper nach einem 4:3-Sieg in der Champions Hockey League gegen Red Bull München, wo er mit zwei Toren und einem Assist aufzeigte, in einem klubeigenen Interview mit perfektem Schwedisch.

"Mir war es wichtig, die Sprache schnell zu lernen", erklärt der NHL-Prospect. "Perfekt kann ich die Sprache noch nicht, ich probiere allerdings so oft wie möglich, Schwedisch zu sprechen - egal ob in der Schule oder im Gymnasium."

Bei Rögle BK wird aber nicht nur Schwedisch gesprochen, denn in den letzten beiden Jahren bildete sich eine Österreicher-Connection beim aktuellen Tabellen-Zweiten der SHL. Neben Kasper heuerte auch Thimo Nickl im Sommer 2020 in Angelholm an, der erst 16-Jährige Ian Scherzer - Jahrgang 2005 - machte aus dem Duo ein Trio.

Im Profi-Team ist Kasper jedoch der einzige Österreicher, da Nickl derzeit in die HockeyAllsvenskan zu AIK ausgeliehen ist und Scherzer, der vom KAC-Nachwuchs kam, noch in der U18 bzw. U20 eingesetzt wird. "Ich finde es cool, dass sie ebenfalls da sind", meint Kasper dennoch.

"Ich habe speziell mit Ian (Scherzer, Anm.) viel Kontakt, wir gehen oft gemeinsam Essen. Natürlich auch mit Thimo (Nickl, Anm.), sofern er einmal da ist." Das ÖEHV-Juwel gibt auch einen kleinen Vorgeschmack auf den gebürtigen Villacher Scherzer, dem er eine große Zukunft voraussagt.

"Ian hat einen hohen Hockey-IQ, überragt mit seinen Händen und seiner Technik", beschreibt Kasper seinen Landsmann. Für den der NHL-Draft noch in weiter Ferne liegt, für Kasper aber immer näher rückt. Noch rund neun Monate sind bis zum NHL-Draft 2022 in Montreal zu absolvieren, der Linksschütze erhält aber von Tag zu Tag mehr Aufmerksamkeit.

"Gespräche mit NHL-Scouts" lassen Kasper kalt

Es gab bereits paar Gespräche mit Scouts von NHL-Teams.

So auch beim Vier-Nationen-Turnier in Jesenice, dort werden zahlreiche NHL-Scouts zugegen sein. Kasper blendet den Draft aber gekonnt aus: "Ich beschäftige mich mit dem NHL-Draft noch nicht, der liegt noch in weiter Ferne." Er konzentriere sich lieber auf sich selbst, wolle täglich besser werden.

"Natürlich habe ich die CSS-Listen gesehen, habe mitbekommen, dass ich als Erstrunden-Pick gehandelt werde." Druck legt er sich deshalb jedoch keinen auf. "Mir ist es aber egal, ich will einfach nur weiter an mir arbeiten." Wenngleich Scouts von NHL-Teams schon bei ihm vorfühlten, wie er bestätigt.

"Es gab bereits paar Gespräche mit Scouts von NHL-Teams", ein Wunschziel habe er aber keines. "Ich würde mich einfach freuen, gedraftet zu werden - egal an welcher Position", fügt der bodenständige Kasper an. 

Derzeit liegt sein Fokus ohnedies in Schweden, wo er im September seinen ersten Profi-Vertrag erhielt. Dieser hat eine Gültigkeit über zwei Jahre, also bis 2023. Und wenn sich sein NHL-Traum bereits im kommenden Sommer bewahrheiten sollte? Auch dann würde der Youngster vorerst in Schweden bleiben, seinen Vertrag erfüllen und das Eishockey-Gymnasium zudem mit der Matura abschließen.

Sein erstes Mal im A-Nationalteam

Nun heißt die Realität erst einmal: ÖEHV-Nationalteam. Seine erstmalige Einberufung in den A-Kader machte ihn "sehr stolz. Das ist eine coole Sache, die ich locker und ohne Druck angehen will. Ich will einfach spielen, mein Bestes geben."

Mit Teamchef Roger Bader machte er bereits bei der letztjährigen U20-WM Bekanntschaft, schon dort zeigte der Underager auf. "Er meinte schon damals, ich solle einfach weitermachen, hart an mir arbeiten und immer dranbleiben", erzählt Kasper.

Bader meinte erst unlängst im LAOLA1-Gespräch über den 17-Jährigen: "Marco war schon in Klagenfurt ein sehr guter, talentierter Spieler, was er auch stets in den Nachwuchs-Nationalteams gezeigt hat. Er ist dann im richtigen Moment nach Schweden gewechselt und hat früh die Chance bekommen, in Rögles Kampfmannschaft zu spielen. Er hat eine irrsinnig gute Entwicklung gemacht."

Volle Vorbereitung auf die NHL

Diese Entwicklung setzt er in dieser Spielzeit nahtlos fort, hält bewerbsübergreifend bei 17 Scorerpunkten aus 26 Begegnungen - für einen möglichen NHL-Erstrunder in seiner ersten vollen Profi-Saison beachtliche Zahlen. 26 Pflichtspiele in gerade einmal zweieinhalb absolvierten Monaten sind allerdings auch nicht ohne. 

In der SHL mit Rögle bestritt der Stürmer zuletzt ein Monsterprogramm, alle zwei Tage stand eine Partie an. Kasper sieht dieser Tatsache gelassen entgegen, es bestehe keine Gefahr, "dass ich mich überspiele. Für mich ist das kein Problem." Nachsatz: "In der NHL ist das Programm nicht anders."

Und da ist sie wieder, die NHL. Schlussendlich DAS Ziel von Marco Kasper, wenngleich er sich offiziell noch nicht damit beschäftigt. Denn in Schweden fühlt er sich pudelwohl und bestens aufgehoben.

Trotzdem sei gesagt: Das ÖEHV-Erstrunden-Draft-Trio bestehend aus Thomas Vanek, Michael Grabner und Marco Rossi wird im kommenden Sommer zum Quartett erweitert. Nämlich dann, wenn das nächste österreichische Eishockey-Juwel namens Marco Kasper unter den besten 32 Prospects des NHL-Drafts 2022 gezogen wird.

 

VIDEO: Marco Kasper spricht in fließendem Schwedisch über den Sieg gegen Red Bull München


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