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David Reinbacher: Der bescheidene Stern am ÖEHV-Himmel

Dass ihn das ganze Jahr schon NHL-Scouts folgen, lässt Reinbacher kalt. Der Verteidiger besinnt sich lieber auf seine Stärken - von denen es einige gibt:

David Reinbacher: Der bescheidene Stern am ÖEHV-Himmel Foto: © GEPA

David Reinbacher ist keineswegs ein großer Sprücheklopfer.

Jede Antwort ist wohlüberlegt, kritische Worte wird man vom ÖEHV-Youngster kaum hören. Viel mehr Lösungsansätze, denn der Vorarlberger kann jeder Situation etwas Positives abgewinnen. Eine Eigenschaft, die er sich während seiner Zeit in Kloten angeeignet haben dürfte.

Dort wurde es dem 18-Jährigen erlaubt, auch einmal Fehler zu machen. Passierte ihm ein solcher, sollte er nur kein zweites Mal vorkommen. So konnte Reinbacher in den letzten Jahren eine Entwicklung nehmen, die selbst ÖEHV-Teamchef Roger Bader erstaunt hat.

Danksagung an Kloten

"Dass er Talent und Potenzial hat, hat man immer gewusst. Aber die Art und Weise, wie er sich entwickelt hat, ist in einem Tempo vorgegangen, das vermutlich niemand erwartet hätte", schwärmt der sonst eher pragmatische Schweizer. Besonders in den letzten zwei Jahren seien seine Fortschritte "unglaublich" gewesen.

"Spielerisch ist es sicher am meisten bergauf gegangen", meint Reinbacher selbst. "Ich habe sehr viel Vertrauen vom Trainer bekommen, wofür ich sehr dankbar bin und Kloten ein großes Lob aussprechen muss. Sie haben mich spielen lassen und weiterentwickelt."

Jener Trainer, der auf die Dienste des Österreichers schwörte, ist Jeff Tomlinson. Der 53-jährige Kanadier ließ seinen Sprössling gedeihen, schenkte ihm die für einen jungen Spieler immens wichtige Eiszeit. Im Schnitt stand Reinbacher in der vergangenen NLA-Saison rund 19 Minuten pro Spiel auf der Platte, zwei Minuten davon in Überzahl.

"Natürlich tut es gut, wenn man Lob hört. Man muss es aber ausblenden und sich auf den Moment konzentrieren können. Auch als jüngster Spieler muss ich meine Leistung bringen und zeigen, dass ich meinen Platz hier verdient habe."

David Reinbacher

"Das wäre bei einem anderen Coach nicht passiert, er hat ihm sehr geholfen", sagt Bader, der Tomlinson ebenfalls ein großes Kompliment macht.

Bader sieht sich ebenfalls als Förderer

Und dem Talent im Rahmen des Deutschland-Cups im November 2022 zu seinem ÖEHV-Debüt verhalf.

Deshalb sieht sich Bader ebenso als Förderer des Juwels. "Ich bin dann derjenige, der ihn beim Deutschland-Cup ins Team nimmt, gleich in den ersten Block und ins Powerplay reinsteckt - solche Aktionen kennt man von mir. Ich werfe gerne Spieler ins kalte Wasser und schaue, ob sie schwimmen können."

Bei der Weltmeisterschaft werde der Defender diese Rolle wieder bekommen. "Das ist wichtig für junge Spieler", befindet der Teamchef. "Es gibt viele Spieler, die solche Coaches leider nicht haben und ebenfalls gut werden hätten können, diese Entwicklung aber nicht machen, weil man es ihnen nicht zutraut."

Reinbacher weiß Lobeshymnen richtig einzuschätzen

Von Reinbacher kann man dies absolut nicht behaupten, innerhalb eines Jahres spielte sich der Vorarlberger von einem möglichen Erstrunden-Pick im NHL-Draft 2023 zu einer potenziellen Top-10-Wahl. Sogar als bester Verteidiger des Drafts wird der Rechtsschütze, der in der Schweiz mit NHL-Star Roman Josi verglichen wird, gehandelt.

Von allen Seiten prasselt Lob auf den Hohenemser ein, der damit jedoch umzugehen weiß. "Natürlich tut es gut, wenn man Lob hört. Man muss es aber ausblenden und sich auf den Moment konzentrieren können. Auch als jüngster Spieler muss ich meine Leistung bringen und zeigen, dass ich meinen Platz hier verdient habe", erklärt Reinbacher.

Der erst beim vorletzten Vorbereitungscamp in Wien zum ÖEHV-Team gestoßen ist, eigentlich schon von Anfang an dabei hätte sein sollen. Eine beidseitige Patellasehnen-Entzündung verhinderte dies. "Ist wahrscheinlich noch vom Wachsen", lächelt Reinbacher, der "eine mega Freude" hat, im Kreise des Nationalteams zu sein.

NHL-Scouts lassen den Youngster inzwischen kalt

In Tampere werden, wie schon die gesamte Saison über, viele Augen aus der NHL auf ihn gerichtet sein. In der Schweiz lockte er bereits eine Unzahl an Scouts in die Hallen, beim WM-Test gegen Tschechien in Wien waren die Detroit Red Wings mit General Manager Steve Yzerman und Kris Draper (Director of Amateur Scouting) zugegen.

Die Traditionsfranchise, die im letzten Draft mit Marco Kasper bereits einen Österreicher wählte und dem Kärntner sogar schon zu seinem NHL-Debüt verhalf, ist ein möglicher Abnehmer für den Defender. Wirklich beschäftigt Reinbacher dies aber noch nicht.

Dass ihm nach wie vor viele Talente-Beobachter auf die Kufen schauen, lässt den Vorarlberger kalt. "Man weiß, sie sind hinter dir nach, aber man muss das so gut wie möglich ausblenden und im Moment bleiben. Schlussendlich wird man sehen, was im Juni rauskommt - ich kann nur das entscheiden, was ich mache. Der Rest liegt nicht in meiner Hand."

"Der Klub, der ihn draftet, wird einen Spieler mit dem gesamten Paket bekommen."

Roger Bader über David Reinbacher

Dass er in den letzten Wochen und Monaten einen großen Sprung im Draft-Ranking gemacht hat, habe er nicht unbedingt wahrgenommen. "Kollegen haben es mir geschickt, sonst mache ich mir keinen großen Kopf darum. Es sind auch Spekulationen, ist aber das Resultat guter Leistungen", gibt er sich selbstbewusst.

Es sei natürlich "eine große Freude" gewesen, "so weit vorne zu sein, nachdem ich mich so hochgekämpft habe. Es ist nicht ganz unverdient, ich habe viele Minuten gespielt und viel gezeigt. Aber ich muss das natürlich wieder zeigen und beweisen, damit ich das Level heben kann", so Reinbacher.

"Er bringt das ganze Paket mit"

Für den ÖEHV-Teamchef ist er ein Spieler, der "das ganze Paket mitbringt. Er ist ein großer Verteidiger, wird scheinbar sogar noch wachsen. Er hat den Schläger rechts, das ist gesucht. Er ist sehr gut im Zweikampf, obwohl ein paar Kilo Muskeln noch dazukommen müssen", sieht Bader in diesem Punkt noch Luft nach oben.

Ansonsten adelt der Schweizer aber den jungen Mann aus Hohenems: "Er spielt hervorragend von hinten raus, die Plays sind gut. Er ist an der Blauen Linie stark, kann Scheiben verteilen, ist klug, schießt gut. Er ist läuferisch gut, hat gute Hände, ist aber sehr bescheiden und hat einen tollen Charakter."

Daher legt sich Bader fest: "Der Klub, der ihn draftet, wird einen Spieler mit dem gesamten Paket bekommen. Wir können in Österreich stolz sein, dass wir wieder so einen Spieler haben, der uns noch lange viel Freude machen wird."

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