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Die ÖEHV-Brennpunkte vor dem Start in den Deutschland-Cup

Wer wird Bernhard Starkbaum beerben? Welche Debütanten sind dabei? Und mit welchen Zielen startet Österreich ins Turnier? LAOLA1 hat die Antworten.

Die ÖEHV-Brennpunkte vor dem Start in den Deutschland-Cup Foto: © GEPA

171 Tage sind vergangen, seitdem Österreichs Eishockey-Nationalteam bei der Weltmeisterschaft in Finnland und Lettland im abschließenden Gruppenspiel gegen Ungarn den Klassenerhalt schaffte.

Auch 2024 nimmt die Truppe von ÖEHV-Teamchef Roger Bader also an der Endrunde der Top-Division teil, der Startschuss für den Weg nach Prag erfolgt wie schon im Vorjahr in Deutschland.

In Landshut wird der Deutschland-Cup ausgetragen, bei dem Österreich 2022 bei der erstmaligen Teilnahme prompt den zweiten Platz erreichte und Siege gegen die Slowakei sowie Dänemark einfuhr - mit beiden Teams misst sich das ÖEHV-Team neben Deutschland auch heuer wieder.

Donnerstagmittag steht das erste Spiel gegen die Slowakei an, ab 12:30 Uhr im LIVE-Ticker >>>

LAOLA1 geht vor dem Start des Deutschland-Cups auf die wichtigsten Brennpunkte rund um das ÖEHV-Team und das Turnier ein:

DIE TORHÜTER:

Eine Nationalmannschaft ohne Bernhard Starkbaum war jahrelang undenkbar, ist nun aber Realität.

Der 37-jährige Wiener erklärte im Sommer seinen Rücktritt, damit muss eine neue Nummer eins auserkoren werden. Der designierte Nachfolger, David Kickert, musste für den Deutschland-Cup krankheitsbedingt absagen.

Dadurch schlüpft David Madlener in die Pole-Position. Der 31-jährige Keeper hat sich heuer bei den Pioneers Vorarlberg einen Stammplatz erarbeitet und zeigt dort mit guten Leistungen auf. 13 Einsätze stehen bisher zu Buche, eine Save Percentage von 91,6 weist ihn im Liga-Vergleich auf Platz sechs auf.

Im ÖEHV-Team hatte der Feldkircher in den letzten Jahren hinter Starkbaum und Kickert einen schweren Stand, doch bei der vergangenen A-WM überzeugte Madlener mit einer lupenreinen Leistung gegen Gastgeber Finnland, die sein Ansehen bei Teamchef Roger Bader definitiv steigern ließ.

Für den erkrankten Kickert rückte Florian Vorauer vom KAC nach, der 23-Jährige profitierte in dieser Saison lange vom verletzungsbedingten Ausfall der etatmäßigen Nummer eins Sebastian Dahm und, dass Ersatzlösung Christian Engstrand einige Zeit nicht bei 100 Prozent war.

Stefan Müller
Foto: © DEB / City-Press GmbH

Der Klagenfurter kam dadurch auf zehn Einsätze für den Rekordmeister, und auch wenn es die Statistik (SV% 88,8, GAA 2,89) vielleicht nicht vermuten lässt, bewies Vorauer, durchaus eine gute Alternative zu sein.

Klammert man Kickert und Madlener, die für die nächstjährige WM in Prag gesetzt scheinen, aus, dann entwickelt sich dahinter ein offener Kampf um die dritte Torhüter-Position im Team. Neben Vorauer hat auch Stefan Müller, der sich beim Deutschland-Cup beweisen darf, gute Karten.

Der 27-jährige Vorarlberger steht in der zweiten Schweizer Liga beim EHC Visp unter Vertrag und wartet bis dato noch auf seinen ersten Nationalteam-Einsatz. Die letzte ÖEHV-Einberufung liegt mit der Saison 2018/19 schon länger zurück, umso mehr wollte sich Roger Bader ein genaueres Bild vom Stammgoalie in der NLB machen.

Dort kam Müller übrigens bisher in 18 von 19 möglichen Spielen zum Einsatz, ist also die unumstrittene Nummer eins in Visp. Mit einer Fangquote von 90,9 Prozent sowie einem GAA von 2,54 liegt er jeweils im oberen Mittelfeld. Beachtlich deshalb, weil Visp nur den vorletzten NLB-Platz einnimmt.

DIE DEBÜTANTEN:

Von denen gibt es zwei, die noch auf ihr erstes A-Länderspiel warten: Maximilian Rebernig und Vinzenz Rohrer.

Rebernig, im September 2000 geboren, wurde beim EC Red Bull Salzburg ausgebildet und läuft seit 2021 für den VSV auf. Nach jeweils zwölf Scorerpunkten in seinen ersten beiden Spielzeiten an der Drau, hält der Winger heuer schon zehn Torbeteiligungen - bei erst 18 Partien.

Man darf also getrost von einem Karriere-Jahr des Oberndorfers sprechen, der vertraglich bis 2026 an den VSV gebunden ist und eine Komponente ins ÖEHV-Team einbringen kann, von der es nach wie vor zu wenige gibt: Wucht.

1,91 Meter misst der 23-Jährige, der 87 kg auf die Waage bringt. Perfekte Maße, um sich den Gegner vom Leib zu halten, dazu ist der Linksschütze auch torgefährlich. Im Frühjahr war Rebernig schon beim ersten WM-Teamcamp dabei, erlitt dabei aber eine schwere Schulterverletzung und kam daher nicht zu seinem A-Debüt.

Rohrer hingegen ist zum allerersten Mal im Kreise des A-Nationalteams. Der 19-Jährige aus Rankweil, seit dieser Saison wieder bei den ZSC Lions unterwegs, wurde im NHL-Draft 2022 in der dritten Runde an 75. Stelle von den Montreal Canadiens gewählt.

Entsprechend groß ist sein Talent und Potenzial einzuschätzen, nach zwei Jahren in der Ontario Hockey League (OHL) bei den Ottawa 67's bestreitet der Flügelstürmer 2023/24 seine erste Profi-Saison.

Seine Zahlen lesen sich mit fünf Scorerpunkten aus 19 Spielen passabel, bei den Lions ist er zumeist in der dritten Linie gesetzt, wo er unter anderem den 446-fachen NHL-Spieler Derek Grant neben sich hat.

Auf eines der größten Juwele, das Eishockey-Österreich aktuell hat, werden beim Deutschland-Cup entsprechend viele Augen gerichtet sein. Man darf gespannt sein, in welcher Linie der Rechtsschütze von Teamchef Bader aufgeboten wird und ob er sich eventuell für die A-WM in Prag empfehlen kann.

(Artikel wird unterhalb fortgesetzt)



DIE ROUTINIERS:

Bevor Teamchef Roger Bader eine große Absagenwelle mit gleich zehn Spielern ereilte, wäre das ÖEHV-Team mit 16 der 25 Spieler nach Deutschland gereist, die auch beim WM-Klassenerhalt in Tampere mitwirkten.

So sind es nach zahlreichen Nachnominierungen nur mehr deren "zehn": David Madlener, David Maier, Philipp Wimmer, Bernd Wolf, Kilian Zündel, Oliver Achermann, Mario Huber, Paul Huber, Henrik Neubauer und Dominic Zwerger.

So können sich viele junge Gesichter für größere Aufgaben beweisen - im Umkehrschluss stehen aber die Routiniers mehr denn je in der Pflicht, eben jene auf Nationalteam-Ebene eher unerfahrene Spieler zu führen.

Zu den etablierten Kräften zählt etwa Clemens Unterweger, der das Nationalteam als Kapitän anführen wird. "Das ist natürlich großartig und das erste Mal, dass ich beim Nationalteam das C auf der Brust tragen darf. Ich versuche, das Beste daraus zu machen", sagt der KAC-Verteidiger vor Beginn des Deutschland-Cups über seine neue Rolle.

Neben ihm komplettieren Salzburg-Stürmer Mario Huber und Ambri-Forward Dominic Zwerger die Kapitänsriege, alle drei zählen zu den Spielern mit den meisten Länderspiel-Einsätzen des ÖEHV-Teams und tragen bei ihren jeweiligen Teams das "A" am Trikot.

An die 73 A-Spiele von Bernd Wolf kommt jedoch niemand von ihnen heran, der 26-jährige Verteidiger spielt aktuell schon seine vierte Saison beim HC Lugano aus der Schweizer National League und ist auch im Nationalteam stets gesetzt.

Torgefährlichster Spieler im Kader für den Deutschland-Cup ist indes Zwerger mit 14 Treffern im ÖEHV-Dress, dahinter folgt Mario Huber mit sechs Toren.

DIE GEGNER:

Die Kontrahenten sind im Vergleich zum Vorjahr ident und setzen sich aus Gastgeber Deutschland, die Slowakei sowie Dänemark zusammen.

Die Hausherren streben in Landshut die Titelverteidigung an und sind als WM-Finalist auch in der Favoritenrolle. Beim Turnier 2022 verlor Österreich mit 0:3, bei der WM gab es eine 2:4-Niederlage gegen eine keineswegs übermächtige deutsche Mannschaft.

Viele Silbermedaillengewinner wird es beim DEB nicht zu sehen geben, Bundestrainer Harold Kreis vertraut vorwiegend auf einen Mix aus DEL-erprobten Spielern und ein paar Legionären. Dazu zählen etwa Ex-NHL-Stürmer Tobias Rieder oder der in der Schweiz tätige Marc Michaelis, der zu den NLA-Topscorern gehört.

Gegen die Slowakei war die Bilanz im vergangenen Länderspiel-Jahr positiv: In Krefeld siegte Österreich 3:2 nach Overtime, im Zuge der WM-Vorbereitung gelang in Kapfenberg ein 6:3-Sieg - ehe zwei Tage später in Trencin die Revanche folgte und die Slowakei 4:3 gewann.

Dennoch ein klarer Aufwärtstrend im Vergleich zur Vergangenheit, denn die Länderspiel-Bilanz gegen den östlichen Nachbarn ist durchwegs negativ: In 42 Spielen verlor Österreich 32-mal, holte acht Siege und zweimal trennte man sich remis.

Die Slowakei beendete die letzte A-WM auf dem neunten Rang, das deckt sich mit ihrem aktuellen IIHF-Ranking.

Madlener und Zündel beim Deutschland-Cup 2022 gegen Dänemark
Foto: © GEPA

Mit Dänemark wurde in Tampere unliebsame Bekanntschaft gemacht, da setzte es eine deutliche 2:6-Pleite. Ein Makel in einer sonst guten Bilanz gegen das Team aus dem Norden Europas - 29 Siege, ein Unentschieden und zehn Niederlagen sprechen für Österreich.

Beim Blick auf den Kader sticht einem sofort der erst 18-jährige Torhüter Kristers Steinbergs ins Auge, der zwar in Riga geboren wurde, aber für Dänemark spielt. Der 1,94 Meter große Keeper spielt für das U20-Team von Brynäs IF und war schon in der Vorsaison bei einem Lehrgang dabei.

Da Dänemarks Teamchef Mikael Gath neben dem 2005 geborenen Schlussmann nur Mathias Seldrup nominiert hat, wird Steinbergs bestimmt zu mindestens einem Einsatz kommen. Auch Angreifer Oskar Fisker Molgaard zählt erst 18 Lenzen.

Bekannte Spieler gibt es einige, darunter finden sich u.a. die ehemaligen ICE-Spieler Phillip Bruggisser (KAC) und Nicolai Meyer (Vienna Capitals, EC Red Bull Salzburg).

DIE EINDRÜCKE VOM TEAM:

"Schaut ganz gut aus", meint Kapitän Clemens Unterweger auf die Frage, wie die ersten Eindrücke von der Mannschaft sind.

Das Teamgefüge war in den letzten Jahren stets ausgezeichnet, da spielen die jüngsten Erfolge mit dem zweimal in Folge geschafften Klassenerhalt und das eine oder andere Ausrufezeichen eine Rolle.

Die Intensität in den Trainings sei gut gewesen, die Stimmung in der Kabine ebenfalls, erklärt Unterweger.

Auch Teamchef Bader hat bisher einen guten Eindruck erhalten: "Die Mannschaft präsentiert sich sehr motiviert und leidenschaftlich. Sie freuen sich auf das Spiel (gegen die Slowakei, Anm.)."

Auch beim Schweizer steigt bereits die Spannung vor dem Turnier-Auftakt, er hätte in den ersten Tagen "sehr viel Freude an der Mannschaft" gehabt. Das kann als gutes Zeichen ausgelegt werden.

DAS TURNIER-ZIEL:

"Wir wollen drei sehr gute Spiele spielen, zeigen, dass wir zurecht zu diesem Turnier eingeladen sind", gibt Teamchef Bader die Devise vor und fügt hinzu: "Wir wollen mit unserer Leistung dem Veranstalter zeigen, dass ein Deutschland-Cup ohne Österreich nicht mehr denkbar ist."

"Wir können lernen, das Tempo und die Intensität von ihnen mitzugehen - und auch lernen, sie zu schlagen."

Teamchef Roger Bader

Das soll mit einem "jungen und hungrigen" Auftritt gelingen, so Unterweger. "In erster Linie wollen wir so spielen, wie das Team Österreich in der näheren Vergangenheit aufgetreten ist. Wir wollen eine gute Leistung aufs Eis bringen, wie die Ergebnisse aussehen, werden wir dann sehen."

Drei Spiele stehen in vier Tagen an, den Auftakt macht am Donnerstag die Partie gegen die Slowakei (12:30 Uhr im LIVE-Ticker >>>). Nach einem Ruhetag folgen am Samstag gegen Deutschland (18 Uhr im LIVE-Ticker >>>) sowie am Sonntag gegen Dänemark (11 Uhr im LIVE-Ticker >>>) zwei Spiele binnen weniger Stunden.

"Für uns ist es auch das Ziel, dass wir möglichst oft gegen gute Gegner spielen, die im Ranking vor uns liegen", meint der Schweizer dahingehend. Aus diesen Kräftemessen könne man nämlich viel mitnehmen.

Bader: "Wir können lernen, das Tempo und die Intensität von ihnen mitzugehen - und auch lernen, sie zu schlagen."


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