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Vienna Capitals: Noch viel Stückwerk, aber Potenzial

Nach dem Debakel in Ljubljana haben sich die Wiener gegen FTC Budapest etwas erfangen. Dennoch bleibt noch viel zu tun für Gerry Fleming und Co.

Vienna Capitals: Noch viel Stückwerk, aber Potenzial Foto: © GEPA

Es war sicher kein Leckerbissen, den die Vienna Capitals und FTC Budapest im Duell der Hauptstädte angeboten haben.

Doch das wird den Wienern herzlichst "wurscht" sein, nachdem die 1:8-Klatsche zum Auftakt in Ljubljana zumindest ergebnistechnisch ausgemerzt wurde. 3:2 wurde der Neuling der win2day ICE Hockey League daheim bezwungen, wohlgemerkt nach Verlängerung und mit viel Mühe.

So herrschte statt Kater- doch Jubelstimmung, das erste Wochenende der jungen Saison wurde nicht völlig in den Sand gesetzt. Das hätte der Euphorie, die im Umfeld herrschte, wohl gleich wieder den Garaus gemacht.

Budapest darf kein Gradmesser sein

Alles eitel Wonne also? Mitnichten. 

Budapest zählt im Gegensatz zu Ljubljana nicht zu jenen Teams, mit denen sich die Caps in dieser Saison messen wollen. Ohne den unangenehm zu bespielenden Ungarn zu nahe treten zu wollen, würde dies nämlich bedeuten, dass die Schwarz-Gelben im dritten Jahr in Folge kein Wörtchen um die Top 6 mitreden.

Dass die Donaustädter sehr wohl das Potenzial dazu hätten, zeigte sich an jenem Abend, an dem Mario Fischer für seine Verdienste im Caps-Dress geehrt wurde, zumindest in Ansätzen.

Vey und Hults überzeugen

Allen voran Linden Vey: Der neue Starspieler in Wien wird seinen Vorschusslorbeeren bislang gerecht. Sowohl beim 1:0 durch Mitch Hults als auch beim 2:2-Ausgleich von Carter Souch bewies der 34-Jährige großartige Übersicht, auch sonst kurbelte er das Offensivspiel unermüdlich an. Alleine für ihn lohnt sich eine Eintrittskarte.

Mitch Hults, mit Tor und Assist zum siegbringenden 3:2, ist ebenso eine offensive Bereicherung. Im Powerplay wird der US-Amerikaner als Abschluss-Spieler gesucht, in der Overtime tankte er sich sehenswert von der eigenen Torlinie bis in die gegnerische Zone durch und hatte dann sogar noch das Auge für Simon Bourque, der erfolgreich abschloss.

Mitch Hults zählt zu den frühen Lichtblicken
Foto: © GEPA

Früh wird klar, warum der Bruder des ebenfalls bei den Capitals tätigen Cole Hults bei seinen früheren Liga-Gastspielen in Bratislava und Bozen im Schnitt einen Scorerpunkt pro Spiel verbucht hatte. 

Tormann Sebastian Wraneschitz machte nur beim 1:2 einen unglücklichen Eindruck, agierte sonst aber solide. "Das zweite Gegentor wird ihn wahrscheinlich ein wenig ärgern", meinte Head Coach Gerry Fleming. "Dafür hat er sonst einige wichtige Saves produziert."

Wackelige Defensive

Diese waren auch notwendig, ansonsten hätten die Capitals mit null Punkten aus dem Auftakt-Wochenende gehen können. Denn die Defensive ist zu diesem Zeitpunkt das größte Sorgenkind - und in dieser Form nicht tauglich für die Top 6, das anvisierte Saisonziel.

Das liegt weniger an der Qualität der Abwehr, die heuer in jedem Fall eher gegeben sein sollte als in den letzten zwei Spielzeiten. Viel mehr liegt es am Verhalten in der Rückwärtsbewegung und der eigenen Zone.

Ein wichtiger Punkt in dieser Hinsicht ist die "gap control", also der Abstand zwischen dem Verteidiger und dem attackierenden Spieler. Damit war Fleming in Ljubljana höchst unzufrieden und sah darin die Ursache für das Debakel. Gegen Budapest erkannte er zumindest einen kleinen Fortschritt, wenngleich noch viel Luft nach oben ist.

"Natürlich ist der Sieg gut für unser Selbstvertrauen. Wir haben insgesamt auch viel besser gespielt als in Ljubljana, das ist viel wichtiger. Wir müssen aber noch einen weiten Weg gehen."

Coach Gerry Fleming

Dazu gehören die Abstimmung unter den Spielern und die Chemie, die sich nach dem großen Umbruch mit Fortdauer verbessern wird. Einfache Fehler wie vor dem 1:1, als Lorenz Lindner im eigenen Drittel herumirrte und kollektiv die Zuordnung verloren wurde, müssen tunlichst vermieden werden, wenn der Blick langfristig Richtung Top 6 gehen soll. 

Ob sich die Frage der fehlenden Kaltschnäuzigkeit auch nach der Rückkehr der aktuell verletzten Jeremy Gregoire und Senna Peeters stellt, wird indes sich erst zeigen.

Noch ein weiter Weg zu gehen

Viel Stückwerk noch in Wien, zumindest der erste Erfolg steht auf dem Habenkonto.

Auf Coach Fleming und sein Team wartet noch viel Arbeit. Das wusste der Kanadier und betonte: "Natürlich ist der Sieg gut für unser Selbstvertrauen. Wir haben insgesamt auch viel besser gespielt als in Ljubljana, das ist viel wichtiger. Wir müssen aber noch einen weiten Weg gehen."

Mit Vorjahres-Halbfinalist Black Wings Linz (Freitag) und Serienmeister EC Red Bull Salzburg (Sonntag) warten bereits die nächsten echten Gradmesser.


Die Highlights des Spiels:

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