Kommende Woche startet die ICE Hockey League in ihre neue Saison. Am Freitag messen sich die Black Wings Linz zum Auftakt mit den Pioneers Vorarlberg.
In der Vorsaison qualifizierten sich die Linzer als Vierte souverän für die Playoffs. In einer spannenden Serie kam erst im Halbfinale das Aus gegen den KAC.
Womit kann man heuer bei den Black Wings rechnen? LAOLA1-Scout Bernd Freimüller analysiert die sportliche Lage der Linzer vor dem Saisonstart.
Sommeraktivitäten
Nach dem Halbfinaleinzug der letzten Saison sah die sportliche Leitung um Phil Lukas and Rick Nasheim nicht viel Grund zur Änderung. Mit Luis Lindner kam ein interessanter, weil laufstarker, Defender aus Übersee, der in Wien nicht mehr erwünschte Aljaz Predan war einer der wenigen Center mit Österreicher-Status.
Sonst wurden die beiden abgegangenen Legionäre Ian Scheid und Brodi Stuart (beide Durchschnitt oder darunter) mit den beiden AHL-Veteranen Ryan MacKinnon (zuletzt in der Slowakei tätig) und – relativ knapp vor Saisonstart – Travis Barron ersetzt.
Ausrufezeichen des Kaders
Seit Phil Lukas das Ruder übernommen hat, erinnert sein Team manchmal an eine Sekte. Alle dem großen Ziel untergeordnet, selbst ICE-Ausnahmekönner wie Graham Knott oder Shawn St-Amant brechen selten bis nie aus dem Teamkonzept aus. Die Black Wings stellen das am schwersten zu bespielende Team der Liga dar.
Knott, St-Amant, Brian Lebler, den eine sehr gute Saison sogar wieder ins Nationalteam spülte, dazu noch Logan Roe, Greg Moro sowie an guten Tagen auch Goalie Rasmus Tirronen – Spieler, die über dem ICE-Schnitt stehen, dazu kommen noch Cracks wie Luka Maver, Ken Ograjensek, Niklas Würschl oder der wiedergenesene Emil Romig – das Gerippe der Black Wings kennt sich schon aus der vergangenen Saison und darüber hinaus. Sie wissen, was Lukas fordert und sollten das auch von Anfang an einbringen können.

Nach durch interne Streitereien ausgelöste schwierige Jahre, die noch dazu in die Covid-Zeit fielen, hat sich die Organisation wieder errappelt, die Zuschauerzahlen stiegen wieder in alte Höhen. Die Black Wings gehören nicht zu den Top-Zahlern der Liga, aber finanziell hat man die Talsohle überwunden und Fans und Team treten wieder als Einheit auf.
Fragezeichen des Kaders
Das 69-jähriges Goalieduo Tirronen und Thomas Höneckl kommt zwar nicht an die 76 Jahre der letztjährigen VSV-Combo Lamoureux/Swette heran, "long in the tooth", wie es im Englischen so schön heißt, sind sie trotzdem. Tirronen fing in den Playoffs lange stark, ehe auch er nachließ. Höneckl stand schon vor Leon Sommer und Benedikt Oschgan, jetzt verhinderte eine Schulterverletzung von Leon Reder ein eventuelles Nachrücken als Nr. 2. Eher früher als später muss die Organisation Traute zeigen und diese Position verjüngen.
Beide Seiten brauchten etwas länger, bevor sie zueinander fanden, mit 27 Jahren spielt der körperlich starke Center Travis Barron nun erstmals in Europa. Das könnte doch eine gewisse Anlaufphase bedingen. Als großer Dangler ist Barron nicht bekannt, kam auch in den letzten Jahren im Powerplay kaum zum Einsatz. Wird er ein jüngerer Sean Collins?
Ryan MacKinnon kennt das Eishockey aus Europa schon aus seinem Jahr in Spisska Nova Ves, wo er das erste Mal seit Jahren im Powerplay agierte und diese Rolle auch ordentlich ausfüllte. Aber sind er und Barron wirklich offensive Upgrades für ein Team, dem das Scoren nicht immer leicht von der Hand geht?
Der Kader wurde über den Sommer an den Rändern knapper, Nico Feldner, Marcel Witting, Niklas Bretschneider und Jakob Mitsch wurden nicht nachbesetzt. Hinter den ersten zwölf Stürmern kommen nur Stefan Gaffal, dessen Spielfitness ein großes Fragezeichen ist sowie Nachwuchskräfte. Die Black Wings verloren immer schnell an Spielstärke, wenn sie nicht in Vollbesetzung agieren konnten, das könnte heuer noch krasser ausfallen.
Hier könnte nachgerüstet werden
Die Zeiten, als man nach dem Grundsatz "heiliger als ihr" agierte, sind vorbei, auch die Black Wings schöpfen nun das Ausländerkontingent voll aus. Im Gegensatz zur letzten Saison können Legionäre also nur andere ersetzten, nicht wie nach dem schrecklichen Auftaktwochenende der Vorsaison noch dazugeholt werden.
Ausblick
Ohne große Verletzungsprobleme sollten die Black Wings wieder im Rennen um die Top-6 dabei sein, allerdings darf in puncto Goalies und Scoring nicht viel schiefgehen...