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Stockschlag und mehr: Das sind die neuen Vorgaben der ICE

In den letzten Tagen gab es in der win2day ICE Hockey League ungewöhnlich viele Strafen. LAOLA1-Scout Bernd Freimüller hat das nun aufgearbeitet.

Stockschlag und mehr: Das sind die neuen Vorgaben der ICE

Es gab 14 kleine Strafen – davon neun (!) wegen Stockschlags – bei Salzburg gegen die Vienna Capitals am Freitag.

Das hätte noch Zufall sein können. Aber nach dem ersten Drittel des Spiels VSV gegen Innsbruck gestern (sechs Strafen, fünf wegen Stockvergehen) war klar: Da gab es neue Vorgaben innerhalb der Liga. Eine Aufarbeitung der letzten Tage:

Zu oft in den letzten Wochen gesehen: Spieler stecken eislauftechnisch im Treibsand fest, verwenden stattdessen ihre Stöcke um den Gegner aufzuhalten oder vom Puck zu trennen.

Das führt nicht unweigerlich zu Verletzungen, auch wenn Graham Knott Linden Vey mit einem Stockschlag im Backcheck zumindest für ein Spiel ausschaltete.

Aber es verlangsamt das Spiel – die ICE ist ohnehin auch im Dunkeln nicht mit der SHL oder SL zu vergleichen – und gibt fußlahmen Spielern die Möglichkeit, mit talentierteren oder schnelleren Cracks mitzuhalten.

Neue Regeln

Montag ging daher ein Video (mit vielen Beispielen und Lyle Seitz als voice-over) an alle Teams: Ab sofort werden Vergehen wie Stockschlag, Haken, Beinstellen, Hoher Stock oder Crosschecking härter geahndet. Vor allem auf Vergehen gegen die Hände bzw. den Oberkörper soll geachtet werden.

Donnerstag folgte dann noch ein Videocall mit den Coaches, die Teams standen durchaus hinter diesen Maßnahmen.

Die Kriterien für und gegen Strafen:

  • Auswirkungen auf die Szene – ein Haken, das der Spieler kaum spürt, wird weniger geahndet werden als ein Stockschlag, wo der Stock entzweigeht
  • Gegen welchen Körperteil ist das Stockvergehen gerichtet und mit wie viel Wucht wird es durchgeführt? Attacken gegen die Hände werden eher geahndet werden als ein Antippen der Schlittschuhe.
  • Absicht und/oder Rücksichtslosigkeit?

Medien und Öffentlichkeit wurden nicht verständigt

Worauf natürlich – natürlich deswegen, weil aus der EBEL- und ICE-Vergangenheit wohlbekannt – völlig vergessen wurde: Die Medien und damit die Öffentlichkeit zu verständigen, Information ist seit jeher eine Hol- und keine Bringschuld in der Liga.

Kein Wunder, dass die Strafenorgie in Salzburg, die Christoph Sternat und Trpimir Piragic veranstalteten, damit auf den Tribünen für Unverständnis sorgte, auch wenn die Sportmanager, Coaches und Spieler darauf vorbereitet waren.

Die große Strafe gegen Thomas Raffl, die auch mit der ersten Sperre der Saison endete, hatte mit diesem Edikt allerdings nichts zu tun.

Goldener Mittelweg

Was wird also in den nächsten Wochen passieren? Spiele mit vielen Strafen können immer wieder vorkommen, bis sich die Spieler auf die strengere Regelauslegung eingestellt haben. Umgekehrt werden die Refs in ihrem Eifer auch wieder nachlassen.

Die gestrige große Strafe in Villach gegen Elias Wallenta war eine typische Überreaktion von Julia Kainberger und Milan Zrnic, die auf dem Eis nichts (so nämlich die Übersetzung der Ansage "The play is under review")  und vor dem Bildschirm zu viel gesehen hatten.

Egal ob in der NHL, Europa oder der ICE – das straffere Anziehen der Zügel folgt meist auf eine zu lasche Phase, die die Spieler nach und nach ausnutzen. Danach schlägt das Pendel in die andere Richtung aus, bevor wieder der goldene Mittelweg gefunden wird.

Ein Blick voraus

Was allerdings die ICE von besseren Ligen unterscheidet: Die qualitativ und quantitativ kleineren Kader, Coaches setzen ihre Spitzenspieler übermäßig ein.

Wenn etwa wie gestern nach der Wallenta-Strafe Innsbruck das Fünf-Minuten-Powerplay durchgehend fast mit den selben Spielern bestreitet (nur Kudla und Moberg wechselten als Pointmen durch), werden diese nicht kurze Zeit später hurtigen Fußes übers Eis flitzen können.

Die nächsten Spieltage in der ICE können also weiter etwas ruckelig ausfallen, Spiele mit vielen Strafen sind nur selten eine Freude für Fans, aber auch Referees.

Wenn das zu einem höheren Spielniveau bzw. -tempo beiträgt, wird der Zweck allerdings erfüllt. Spätestens in den Playoffs, wenn sich die Refs (wie noch vor Monaten) mehr als Zuseher denn als Spielleiter sehen, wird die jetzige Phase im Rückspiegel eine ähnliche kurzfristige Delle darstellen wie Covid-19 am Aktienmarkt...

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