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Showdown! Worauf es in Spiel 7 ankommen könnte

Spielt König Zufall wieder eine Rolle? Sorgt ein Unsung Hero für die Meister-Entscheidung? LAOLA1-Experte Bernd Freimüller analysiert:

Showdown! Worauf es in Spiel 7 ankommen könnte Foto: © GEPA

Showdown in der win2day ICE Hockey League: Final-Spiel 7 zwischen dem KAC und Red Bull Salzburg, mehr geht nicht.

Die Meisterschafts-Entscheidung am Freitag, 19:30 Uhr im LIVE-Ticker >>>

Auch wenn das ganze ein Glücksspiel wird - ein Blick auf mögliche Brennpunkte:

König Zufall

Finale 5, Sekunden vor Schluss: Benjamin Nissner taucht an der blauen Linie auf, tanzt Lukas Haudum aus. Sein Schuss prallt vom Plexiglas zurück, genau zu Ryan Murphy (beide Spieler also eigentlich in vertauschten Positionen). Murphy fetzt die Scheibe durch die Millimeter zwischen Pfosten und Sebastian Dahm, die trifft dann Thomas Raffl am Schlittschuh, von wo die Scheibe in den Kasten springt. Mehr Zufall geht nicht und bringt eine Overtime, die dann an Salzburg geht.

Finale 6, die Roten Bullen haben die Zwei-Tore-Führung des KAC um die Hälfte gekappt. Bei einem Rim verspielt Dahm hinter dem Tor die Scheibe, die zu Nicolai Meyer springt. Der hat den gähnend leeren Kasten vor sich, bringt aber mit der Rückhand wenig Druck auf die Scheibe und trifft genau die Fanghand von Dahm, die geschätzt fünf Prozent des Tores abdeckt. Kurz darauf trifft Nick Petersen zum 3:1, die Meisterfeier im Volksgarten muss abgeblasen werden.

Nur zwei Beispiele für König Zufall, der in einer so engen Serie natürlich ein eifriger Mitspieler ist. Wenn Freitag nicht ein Erdrutschsieg folgt, geht die übliche Reporter-Frage "Was hat Team X falsch gemacht?" noch mehr ins Leere als sonst. Es muss ein Sieger überbleiben und das in einer Serie, die mit der Unausweichlichkeit einer griechischen Tragödie auf Spiel 7 hinauslief.

Potentielle Gamewinner (oder -loser) herauszufiltern ist daher eine überflüssige Aufgabe, aber warum soll uns das hindern, es trotzdem zu tun?

Die Goalies

Sowohl Sebastian Dahm als auch Atte Tolvanen sind das, was man als Arbeitstiere bezeichnet. Beide Coaches haben keinerlei Vertrauen zu den Backups Florian Vorauer bzw. David Kickert, deren letzte Einsätze vom 26. bzw. 21. Februar datieren.

Aufgrund dieser Arbeitslast kann sich schon einmal ein kleiner Fehler oder eine Unkonzentriertheit einschleichen, allerdings immer noch auf immens hohem Niveau: Zapruder-artig könnte man natürlich fragen, warum Dahm beim obengenannten Raffl-Treffer den kurzen Pfosten nicht schneller abdeckte. Oder warum Tolvanen seinen Körper doch etwas öfters zu öffnen scheint als gewohnt?

Nur: Diese Goalies zu kritisieren heißt ein Soufflé mit dem Spaten zu essen - selbst so starke Teams brauchen herausragende Schlussmänner und das sind die beiden allemal, ohne seitenweise Statistiken hervorzuholen. Das Alter weggelassen würde ich Dahm haarscharf bevorzugen, wenn es um ein Spiel 7 oder den Transfermarkt ginge.

Die Männer mit den weißen Bärten

Fußball-Coach Otto Rehhagel hat einmal angemerkt, warum er im Zweifelsfall Routiniers vor jungen Spielern bevorzugt: "Wenn das Schiff leckt, gehen auch die Matrosen mit den weißen Bärten voran."

Gesichtsbehaarung ist in den Eishockey-Playoffs immer der letzte Schrei, obwohl ich noch nichts Weißes in den Knasterbärten von Leuten wie Paul Postma, Raffl oder Petersen gesehen hätte.

Sie alle sind nicht unbedingt Kandidaten dafür, noch 60 Minuten hohes Tempo gehen zu können, für wichtige Tore und Akzente aber allemal. Während Raffl (immer ein Playoff-Monster, auch für den ÖEHV) auf eine weitere Saison in Salzburg zusteuert, wurden Petersen und Postma in den letzten Wochen von ihren Agenten am Markt angeboten.

Nur logisch, solange sie keine neuen Kontrakte haben und ein Siegestreffer in Spiel 7 wären gewichtige Argumente für noch ein Jährchen (zuviel?) am Wörthersee…

Wenn die Meister-Entscheidung erst im letzten Spiel fällt

The Unsung Heroes

Ich bilde mir ein, zumindest einmal (sicher nicht öfters, schon gar nicht jedes Spiel) auf Puls24 gehört zu haben, dass Simeon Schwinger noch auf sein erstes Playoff-Tor wartet. Wäre er nicht der logische Kandidat für einen Spieler, der Petr-Klima-mäßig so ein Spiel entscheidet? Klubkollege Marcel Witting, der sich über die Jahre im KAC-Kader festgekrallt hat?

Vielleicht auf der anderen Seite Flo Baltram, der mittlerweile schon zum Inventar der Roten Bullen gehört? Oder kommt einem Defensiv-Defender wie Tyler Lewington, Paul Stapelfeldt oder Thomas Vallant ein Schüsschen aus?

Ihre Gelegenheit, aus dem Schatten hervorzutreten, hängt natürlich auch von ihren Coaches ab: Kürzen Kirk Furey oder Oliver David bei einem knappen Spielstand ihre Bänke oder setzen sie eher auf frische Beine? Sie verfügen durch ihre tiefen Kader über vierte Linien, die nicht unbedingt ins eigene Drittel gedrängt werden müssen.

Verletzungen finden nicht mehr statt

Die Käseglocken wurden immer mehr - Jan Mursak, Chay Genoway, Troy Bourke oder Benjamin Nissner spielen inzwischen mit Gesichtsschutz, nachdem der Puck in ihrem Gesicht oder Banden bzw. Fäuste in ihren Visagen einschlugen.

Der eine oder andere Klagenfurter hätte sicher auch nichts dagegen, wenn Peter Hochkoflers provokantes Grinsen (ein Shift Disturber vor dem Herrn) neu arrangiert hinter einem Gitter verschwinden würde.

Benjamin Nissner jubelt mit Vollvisier
Foto: © GEPA

Diese Vollvisiere deuten auf Handicaps hin, die Tapes bei Peter Schneider sieht man unter der Uniform nicht, doch gerade bei ihm weisen die kaum vorhandenen Schüsse darauf hin, dass er alles andere als fit ist.

Einer dieser Kriegsveteranen böte sich doch direkt als Serien-Entscheider an, das Visier könnte dann im Vereinsheim neben dem Meisterpokal ausgestellt werden. ÖEHV-Coach Roger Bader wird egal sein wer, er muss nur darauf hoffen, dass das siebte Spiel (drei mehr als ihm konvenieren müsste) nicht noch einen WM-Kandidaten (dazu gehören eben Schneider oder Nissner) ausknockt.

Die Referees

Natürlich wird in einer solchen Serie jeder Pfiff zerpflückt, jede Strafe auf ihre Rechtmäßigkeit untersucht. Dazu kommen noch die Lokalmedien - eine Seite sieht Schwalben im April, die andere sucht trotz Leuten wie Lewington oder Hochkofler die Übeltäter immer auf der anderen Seite.

Alles nicht so ernstzunehmen - die Refs werden Spiel 7 (hoffentlich) nicht entscheiden. Denn die großen Situationen sind meist zwei oder dreifach abgesichert - mittlerweile wird gefühlt jede Strafe zu einer großen erhoben, um so vor den Bildschirm stiefeln zu können.

Und Torentscheidungen werden mittlerweile per Quorum beschlossen - die Standby-Refs und Ebensee über den Fernsprecher mischen mit. Angeblich soll bei Stimmenparität Alexander Van der Bellen in Bereitschaft stehen.

Die Eishockeygötter

Das sind die, die Ex-Caps-Coach Kevin Gaudet schon seit Jahrzehnten auf dem Kieker haben. Sie haben in der ICE aber für ein siebtes Spiel gesorgt - eine Wohltat für die Eishockeyfans und den scheidenden TV-Partner Puls24, der Rekordquoten vermeldet.

Sollten sie aber nicht jetzt ein bisschen Gerechtigkeit einkehren lassen? Der KAC beendete den Grunddurchgang 12 Punkte vor den Salzburgern, entledigte sich auch seiner Playoff-Gegner weit leichter (10 Spiele gegen die Pioneers und Pustertal) als die Roten Bullen (12 Spiele gegen Linz und Bozen).

Auch die Finalserie spricht für den KAC: Salzburg brauchte jeweils die Overtime für ihre Siege, die KAC-Erfolge fielen mit 5:2, 4:2 und 4:1 ungleich kommoder aus. Ein Finalsieg der Klagenfurter wäre damit mehr als nur gerecht, aber Playoffs haben für solchen Rechenspiele oft kein Verständnis.


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