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Jede Menge Probleme: Wie der ICE-Spielplan zustande kommt

Die Erstellung des Spielplans ist hohe Kunst. LAOLA1-Scout Bernd Freimüller hat mit dem Hauptverantwortlichen gesprochen, der alle Faktoren erklärt.

Jede Menge Probleme: Wie der ICE-Spielplan zustande kommt Foto: © GEPA

So spät wie noch nie veröffentlicht die win2day ICE Hockey League heuer ihren Spielplan.

Nach einem Teaser mit den Paarungen des Auftaktwochenendes folgt die vollständige Version am 24. Juli.

Warum das so ist und welche besonderen Terminprobleme eine internationale Liga wie die ICE hat:

Hauptsächlich mit der Erstellung des Spielplans betraut: Ulrich Erd, der 2015 nahtlos von der Head-Referee-Rolle ins Liga-Büro wechselte.

Neben seinen anderen Tätigkeiten – darunter etwa die technische Ausstattung der Hallen – wird dem 45-Jährigen im Frühjahr und Sommer auch nicht fad, gilt es doch einen Spielplan zu erstellen, der Teilnehmer, Medien und Fans befriedigen kann.

Ein unmögliches Unterfangen angesichts von Parametern, die andere Ligen so nicht oder nur beschränkt vorfinden. Einige Beispiele:

Der zeitliche Ablauf

"Die ersten Vorarbeiten beginnen schon im Jänner oder Februar – da sollten eigentlich die Teilnehmer feststehen, dazu bekommen wir eben Rahmentermine der Fußball-Ligen. Ab Februar sollen die Teams dann ihre Hallen-Nichtverfügbarkeiten bekanntgeben, Deadline dafür ist dann März. Danach müssen wir aber für den Rahmenspielplan erst die A- und B-WMs abwarten. Im Kooperationsvertrag mit dem ÖEHV ist festgehalten, dass die ICE zwei Wochen vor dem ersten WM-Spieltag beendet sein muss, bei den anderen Nationen genügt die IIHF-Frist von einer Woche vor dem Turnier.

Danach gehen die Wünsche der Teams mit den Sperrterminen an die Firma Ligalytics in Bad Homburg. Von dort kommt dann ein erstellter Spielplan zurück, über den wir aber noch mehrmals drübergehen müssen. So sollen etwa alle Teams ungefähr die gleiche Anzahl an Freitags- und Sonntags-Heimspielen bekommen, auch der Heim-Auswärtsrhythmus sollte einigermaßen gewahrt sein.

Danach gibt es noch einige Versionen (zwölf etwa heuer), bevor die Teams ihn erhalten, Lyle Seitz checkt auch noch einmal auf Auffälligkeiten. Sie haben dann noch zwei Wochen Zeit, etwaige Korrekturen einzufordern, danach sollte es passen und er kann an die Öffentlichkeit gehen."

Was zu berücksichtigen ist

"Beginn- und Enddaten sind durch die CHL und eben die Weltmeisterschaften vorgegeben. Die Teams wollen so wenig Wochentagsrunden wie möglich, was uns mit den Nationalteam-Breaks eine gewisse Anzahl an Wochenenden übriglässt.

Die Hallenverfügbarkeiten sind das größte Problem: Vor drei Jahren war es am ärgsten, wir haben dann die Teams darüber verständigen müssen, dass es so nicht weitergehen kann.

Danach war es eine Saison besser, jetzt haben die Nichtverfügbarkeiten wieder stark zugenommen. Die Gründe sind verschieden: Das können Konzerte, Messen oder Kunstlauf-Events sein, aber auch Sicherheitsfragen. In Ljubljana etwa sind keine Eishockeyspiele erlaubt, wenn nebenan internationale Handball- oder Volleyballspiele stattfinden. In Graz kann bei Hochrisikospielen im Fußball nicht gleichzeitig Eishockey gespielt werden.

Dazu kommen noch kleinere Wünsche: Die Capitals wollen verständlicherweise kein Heimspiel austragen, wenn gleichzeitig ein Fußballderby ansteht. Es gibt auch Fälle, wo Teams ihre VIP-Räumlichkeiten vermietet haben, daher kein Spiel austragen können. Bis auf ein Team sind alle Hallen in der Liga im öffentlichen Besitz, was die Sache auch nicht einfacher macht. So kommen wir dann schon leicht auf über 100 Sperrtermine im Grunddurchgang, wo keine Heimspiele ausgetragen werden können. Ebenfalls ein Thema: Die Teams in Ungarn und Slowenien spielen während der Saison noch ihre nationalen Titel aus, auch das erfordert Verschiebungen.

Die jeweilig verschiedenen Feiertage sind da kein ganz so großes Problem, aber auch die müssen berücksichtigt werden, da dann ab und zu keine Sportevents zugelassen sind.

Aber nicht nur die Teams, sondern auch die TV-Stationen haben Wünsche: Bei Puls24 mussten an Sonntagen immer zwei rein österreichische Paarungen stattfinden. Der ORF hat heuer für seine vier Übertragungen auf ORF1 vier konkrete Spielwünsche geäußert."

Parameter

"So wenig Wochentagsspiele wie möglich, das hat uns der Aufstieg von Italien und Slowenien in die A-Gruppe sehr geholfen, vor allem da ja Olympia stattfindet. Wir können eine Woche später mit der Liga aufhören, ersparen uns zwei frühe Spieltage unter der Woche. Die erste Wochentagsrunde findet erst Ende Oktober statt. An CHL-Terminen kann keine Runde angesetzt werden, daher spielen wir jetzt unter der Woche immer Mittwoch statt Dienstag, auch um nach IIHF-Breaks noch einen Tag nach hinten zu gewinnen.

Es gibt auch Kilometergrenzen bei Heim- und Auswärtsspielen sowie zu Weihnachten. Da können Details schon viel ausmachen: Bei einer Grenze von 275 Kilometern komme ich nach Weihnachten auf 48 mögliche Spiele, bei 439 Kilometern so wie jetzt auf 104 mögliche Paarungen. Es soll ja auch nicht Wien gegen Fehervar spielen, zwei Tage später das gleiche Spiel umgekehrt stattfinden.

Die CHL-Termine während der Saison müssen freigehalten werden, auch wenn einmal kein ICE-Team aufsteigen würde. Gegen Ende der Saison könnte es mit Nachtragsterminen bei kurzfristigen Absagen oder Verschiebungen dann knapp werden. Eine Beginnzeitänderung wegen eines Family Days ist kein so großes Problem, eine Spielverschiebung, weil die Gemeinde doch noch ein Sperrdatum reklamiert oder es Konflikte mit dem Fußball gibt, dagegen schon."

Roadtrips

Eine Besonderheit der ICE: Die Roadtrips mit zwei Spielen innerhalb von 48 Stunden. Das gibt es in anderen europäischen Ligen gar nicht, in Deutschland etwa muss sich Bremerhaven öfters damit abfinden, für nur jeweils ein Spiel nach Bayern zu gondeln, auch in anderen Ligen werden keine Spiele gebündelt.

Erd: "Die Teams im Osten (Ferencvaros, Fehervar, Capitals) wollen zwei Spiele im Westen absolvieren, die im Westen (Pustertal, Bozen, Pioneers, Innsbruck) wiederum en bloc im Osten antreten. Dazu kommen noch einige wenige Roadtrips heuer etwa für Graz und Ljubljana. Ab November wären solche Doppelspiele in Klagenfurt nicht möglich, weil dort Samstag immer die Eisdisco stattfindet.

Heuer wollten fast alle Teams ihre Spiele in Ungarn hintereinander austragen, ein Ding der Unmöglichkeit. Wir haben nur 22 Wochenendtermine, die Weihnachtszeit und das letzte Grunddurchgangs-Wochenende müssen ohne Roadtrips stattfinden."

Warum der Spielplan heuer länger auf sich warten lässt

"Mehrere Gründe: Erst ist das Teilnehmerfeld länger nicht festgestanden, es macht natürlich einen Unterschied, ob Asiago oder Ferencvaros mitspielt. Hauptgrund ist aber, dass der österreichische TV-Partner erst spät festgelegt wurde und dessen Wünsche bezüglich des Spielplans erst seit einigen Tagen feststehen."

Besonderheiten der heurigen Saison

"Es spielen eben erstmals alle Nationen in der A-Gruppe, dafür müssen wir eine längere Pause wegen Olympia einplanen. In der ersten Olympiawoche haben wir mögliche Ersatztermine für Nachtragsspiele offengelassen, dann folgt der übliche Februar-Break.

Die Hallen-Nichtverfügbarkeiten sind heuer wieder angestiegen. In Villach etwa kann durch den Bau der zweiten Halle an fünf Wochenenden nicht gespielt werden. Der VSV und Ljubljana haben heuer die meisten Sperrtermine, Pustertal, Wien, Salzburg, die Pioneers oder Bozen wie meist die wenigsten."

Kritik am Spielplan

"Die gab es vor allem dann, wenn ein Team gegen ein anderes schon dreimal gespielt hat, gegen andere noch gar nicht. Grundsätzlich soll die erste Hin- und Rückrunde mit einer Überlappungsfrist von 14 Tagen beendet sein, bevor es zum dritten Duell kommt. Ganz auszuschließen ist das durch die Hallen-Sperrtermine aber nicht. Meist beschweren sich die gleichen zwei oder drei Teams jedes Jahr, heuer war das bisherige Feedback aber positiv. "

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