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ICE-Neuling Ferencvaros: Die Mischung macht's - wie in der Küche

Bernd Freimüller wirft nach den ersten, durchaus brauchbaren Auftritten noch einmal genauer auf das neueste ICE-Team und hat auch mit dem General Manager gesprochen.

ICE-Neuling Ferencvaros: Die Mischung macht's - wie in der Küche Foto: © GEPA

Vor der Saison unbekannt und (daher) gering eingeschätzt, bis jetzt aber voll konkurrenzfähig und sogar unter den Top-10: Neuling Ferencvaros Budapest legte einen überraschend guten Einstand in der win2day ICE Hockey League hin.

LAOLA1-Scout Bernd Freimüller wirft einen genaueren Blick auf das Team und die Organisation, spricht auch mit General Manager Szabolcs Fodor:

Ein Sager aus Budapest machte vor der Saison die Runde: "Unser Saisonziel sind zehn Siege." Wurde das wirklich so gesagt und von wem? GM Szabolcs Fodor erinnert sich nicht an diese, aber eine andere Aussage: "Ich habe für Fehervar gespielt, als sie das erste Jahr in der Liga waren. Da hat es 17 Spiele gedauert, bis sie gewonnen haben. Ich habe gesagt, dass wir hoffentlich nicht so lange warten müssen."

Davon kann auch keine Rede sein – zwölf Punkte aus neun Spielen, darunter Siege in Bruneck, Graz (nach OT) und zwei hohe Erfolge gegen die erwarteten Nachzügler Innsbruck (6:2) und Pioneers (6:0). Die einzige klare Niederlage war ein 2:6 zuhause gegen den KAC, wo man allerdings auch mit 2:0 führte.

FTC-Telekom präsentiert sich bis jetzt als gut gecoachtes und kampfstarkes Team, das in den meisten Spielen bis zum Ende im Spiel bleibt. Das führte dann auch zu einem (glücklichen) Sieg in Bruneck, in Klagenfurt lief es umgedreht, als Nick Petersen kurz vor Schluss traf.

Nur die Streams machen gröbere Probleme

Fodors Erwartungen gingen bis jetzt auf: "Wir wollten uns als disziplinierte und hart arbeitende Mannschaft präsentieren, wobei wir eigentlich eine längere Anlaufphase in der Liga erwartet hätten." Der 46-jährige coachte das Team in den letzten sieben Jahren und nahm auch immer mehr administrative Aufgaben wahr.

(Text wird unterhalb fortgesetzt)

Von einer solchen Doppelfunktion riet auch die Liga ab, Fodor ist mit den Aufgaben als GM wahrlich ausgelastet: "Seit unserem Einstieg Ende April haben wir genug zu tun, um die Anforderungen der Liga neben dem Eis zu erfüllen."

Größere Probleme aus der Tüskecsarnok (zu Deutsch Stachelhalle wegen des markanten Dachaufbaus) waren bis jetzt keine zu verzeichnen. Allerdings leiden die Streams, die eigentlich gestochen scharfe Bilder liefen könnten, unter einer ziemlich wilden Kameraführung. Für Auswärtsfans ist die kleine, aber warme Halle mit guten Sichtverhältnissen sehr zu empfehlen.

Verletzungen sind ein Handicap

Unter dem neuen Coach Timo Saarikoski (zuletzt zwei Jahre in der DEL2 in Freiburg) präsentiert sich eine zähe Truppe mit einer Legionärsauswahl aus Finnland, Schweden und Kanada. Fodor zu dieser Mixtur: "Wir haben schon seit Jahren aufgrund guter Kontakte viele Finnen im Team, waren mit ihnen im Durchschnitt immer sehr zufrieden. Mit den Schweden haben wir auch Spieler dazu genommen, die bis jetzt auf einem hohen Niveau spielten. Mit Tyler Coulter und Brady Shaw haben wir bewusst zwei Spieler engagiert, die die Liga schon kennen. Wie in der ungarischen Küche macht die Mischung dann den Geschmack aus."

Eigentlich stand die bisherige Saison aber gar nicht unter einem guten Stern, die bisherigen Erfolge kamen daher noch unerwarteter als ohnehin schon. Zeitweise fielen bis zu vier Legionäre aus, derzeit stehen Saarikoski gleich drei Defender nicht zur Verfügung. Alexander Ytterell (mit Rasmus Bengtsson das Top-Paar) fällt noch länger aus, mit Zeteny Hadobas und Mate Seregely verletzten sich auch zwei Einheimische. Dazu kommt noch Center Topi Rönni, der sich bei einem Check von Jesper Jensen Aabo in Klagenfurt eine Gehirnerschütterung zuzog.

Trotz dieser Verletzungen überraschte die Tormannsituation: Zu Beginn der Saison sah es danach aus, dass der 35-jährige Bence Balizs ein großes Pensum schultern müsste. Backup Kristof Nagy bot sich bei seinen drei Einsätzen aber als gute Alternative an, führt derzeit (kleiner Sample Size) sogar die ICE-Goaliestatistik an.

In Zuschauer-Konkurrenz mit Fußball, Handball und Wasserpolo

24 Gegentreffer insgesamt zeugen davon, dass das Toreschießen gegen die Ungarn nicht so einfach von der Hand geht. 26 erzielte Treffer sorgen für ein positives Torverhältnis und lassen zukünftige Grind Games, die entweder 3:2 oder 2:3 ausgehen, erwarten.

Um in der Defensive nach den Ausfällen nicht ganz blank dazustehen, kam gestern mit Valtteri Koskela von Jukurit ein neuer Finne per Leihe, könnte heute schon sein Debüt im Heimspiel gegen Linz geben.

Am Eis sieht es bis jetzt sehr gut aus, auch die Zuschauerzahlen stiegen zuletzt von drei- auf vierstellige Zahlen, gegen die Pioneers fanden sich 1.600 Fans ein. Fodor zu diesem Thema: "Fußball, Handball und Wasserpolo sind bei Ferencvaros die Topsportarten. Aber wir sehen, dass Eishockey zuletzt angezogen hat und erwarten auch da einen weiteren Anstieg."

Das erste Heimderby gegen Fehervar steht erst am 28. November an, da erwartet Fodor auf jeden Fall ein volles Haus. Vor allem die hausinterne Konkurrenz mit dem Fußball gibt es immer zu beachten – beim KAC-Heimspiel zog der Fußball parallel einige poentielle Fans ab, am 26. November wurde das Spiel gegen Bozen um eine Stunde vorverlegt, um dem Fußball aus dem Weg zu gehen.

Wohin geht die Reise?

Noch hat der Liga-Neuling erst neun Spiele absolviert, da besteht noch Luft nach oben oder nach unten. Allerdings: Im Vergleich mit Teams wie Innsbruck und die Pioneers dürften das Goaltending sowie die Top-10 (bei allen Teams für das Scoring zuständig) Vorteile für FTC ergeben, die nur weitere Verletzungen eindämmen könnten.

Ein drittes Team zu finden, das man nach 48 Spielen hinter sich lassen kann, wird nicht leicht werden, ausgeschlossen ist das aber auch nicht. Immerhin fand man bis jetzt Mittel und Wege, wesentlich talentiertere Teams zu frustrieren und im Offensivbereich zeigte neben Coulter und Shaw zuletzt Jussi Tammela mit vier Treffern in drei Spielen auf.

Die Spiele gegen Linz (H) und VSV (A) an diesem Wochenende – also gegen Teams mit völlig unterschiedlichen Leistungskurven – sollten im Puzzle, das die bisherigen Leistungen von Ferencvaros ergaben, weitere Teile hinzufügen...

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