Kommende Woche startet die ICE Hockey League in ihre neue Saison. Am Freitag gastiert der HC Pustertal bei den Haien aus Innsbruck.
Womit kann man heuer bei den Südtirolern rechnen? LAOLA1-Scout Bernd Freimüller analysiert die sportliche Lage des HC Pustertal vor dem Saisonstart.
Sommeraktivitäten
Zum dritten Mal in seiner vierjährigen ICE-Geschichte gelang dem HC Pustertal der Einzug in die Playoffs, der KAC war dann aber eine zu große Hürde. Ungewohnt: Zum ersten Mal knickte die Vereinsführung beim ersten Gegenwind nicht ein, Coach Jason Jaspers durfte die Saison beenden und seinen CV mit der Fußnote „1 Jahr HCP = 5 Jahre bei einem anderen Klub“ ergänzen.
Nachdem man im Sommer offenbar ins Geld kam (die Hotelkette von Präsident Erich Falkensteiner ist nun auch Hauptsponsor), wurde ein anderer Grundsatz flugs über den Haufen geworden: Wo im Vorjahr noch der „Pusterer Weg“ ausgerufen wurde und Doppelstaatsbürger zu gefährlichen Weglagerern erklärt wurden, finden sich heuer statt einem (Alex Petan) gleich vier Zwei-Flaggen-Spieler (Greg DiTomaso, Mikael Frycklund, Alex Ierullo und Nick Saracino) im Aufgebot.
Dazu kommen gleich sieben neue Legionäre, einige davon mit interessanten Namen. Der HCP zeigt sich also über den Sommer wieder einmal runderneuert.
Ausrufezeichen des Kaders

Jonathan Blum und Markus Lauridsen sind zwei über Jahre in Europa erprobte Defender, wobei Lauridsen jedes Jahr bei der WM eine Leaderrolle einnimmt. Beide sind natürlich schon etwas ergraut (36/34), sollten aber im Powerplay gesetzt sein, was Lauridsen aber für Dänemark besser gelang als für Frankfurt. Blum – wiewohl nicht mit einem Bombenschuss ausgestattet – war in seiner Karriere in Überzahl immer gesetzt. Dazu kommt noch der aus Cortina gekommene DiTomaso, sodass Kapitän Luca Zanatta, der sich mit dieser Rolle im Vorjahr schwer tat, nicht mehr im PP benötigt wird.
JC Lipon kombinierte über Jahre in der KHL und DEL gute Offensivqualitäten mit physischem Spiel, was allerdings in der letzten Saison zu einer Sieben-Spiele-Sperre führte. Er könnte auch hier ab und zu mit dem DOPS anecken. Henry Bowlby war zuletzt trotz sehr überschauberer Scorerwerte bei Rögle ein beliebter Mann, weil er bei jedem Shift 100 % gab.
Dazu kommen noch der Netfront-Player Saracino, PK-Experte Matthis Mantinger und Center Raphael Andergassen, sodass es an Rollen- und Charakterspielern nicht mangeln sollte. Tommy Purdeller steht ohnehin aufgrund seiner Skills über dem Rest der Einheimischen, für eine Auslandskarriere muss er aber noch seine Arbeit im eigenen Drittel verbessern.
Schon aufgrund seiner Statur interessant: Winger Austin Rueschhoff. Der Zwei-Meter-Mann spielte die letzte Saison in Oulu. Natürlich kommt er etwas steifbeinig daher, aber als ich ihn gesehen habe, agierte er fast basketballähnlich, deckte die Scheibe mit seinem Körper und seiner Reichweite so gut ab, dass Pokechecks völlig sinnlos waren. Natürlich wird seine Rolle auch dahin gehen, vor allem im PP dem Goalie die Augen wegzunehmen.
Fragezeichen des Kaders
Insgesamt standen schon zehn Ü30-Spieler im Kader, ehe noch relativ überraschend Rok Ticar dazustieß. Der slowenische Center gehörte über Jahre zu den ICE-Größen, zuletzt merkte man ihm in Graz seine 36 Jahre doch mitunter an. Bowlby ist zwar erst 28, hat diese Saison aber auch schon zu seiner letzten ausgerufen. Der HCP muss hoffen, dass alle Spieler im höheren Alter den Aufenthalt in Bruneck nicht als letzte Reise sehen und gleichzeitig auch noch genug Benzin im Tank haben.
Zu den älteren Spielern gehört auch Goalie Eddie Pasquale, der 34-jährige löste während der letzten Saison Oliver Roy ab und überzeugte so, dass eine Vertragsverlängerung nur Formsache war, auch wenn sein Agent Graz als fiktives Druckmittel verwendete.
Andreas Bernard konnte Pasquale die eine oder andere Pause gönnen, mit Jakob Rabanser kam jetzt ein Backup, der letzte Saison genau ein Spiel in der Drittklassigkeit absolvierte. Pasquale wird also ebenso wie Joe Cannata in Villach durchspielen müssen und auch hier stellt sich dann die Frage, wie seine Beinarbeit im Verlaufe der Saison darunter leidet.
Nicht einmal von finanzschwachen Mitläufern in der EBEL/-ICE-Geschichte bekannt: Der HCP geht mit nur sechs Defendern in die Saison, dahinter ist Schweigen im Walde. Klar, dass das nicht durchzuhalten sein wird...
Hier könnte nachgerüstet werden
Durch die vier Doppelstaatsbürger – Frycklund dabei als Rarität eines Italo-Schweden – kommt der HCP derzeit mit neun Ausländerlizenzen aus.
Anzunehmen, dass die zehnte früher oder später an einen Defender geht...
Ausblick
Der HCP geht mit einer interessanten Mischung von neuen Legionären, altbekannten Doppelstaatsbürgern und etablierten Einheimischen an den Start.
Sollte das routinierte Team mit dem Herzen bei der Sache sein und die Beine über eine Saison durchhalten, sollte es von Beginn an um die Top-6-Plätze mitmischen...