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Frühe Trainerwechsel: Was wird in Wien, Graz und Fehervar besser?

Drei Teams haben früh in der Saison bereits die Reißleine gezogen und erwarten sich neue Impulse. Kann die Lage dadurch aber wirklich erfreulicher gestaltet werden?

Frühe Trainerwechsel: Was wird in Wien, Graz und Fehervar besser? Foto: © GEPA

Die Länderspielpause in der win2day ICE Hockey League ist beendet, am heutigen Mittwoch geht's weiter.

Bei drei Teams stand oder steht ein Trainerwechsel an - was soll dort besser werden?

LAOLA1-Scout Bernd Freimüller analysiert:

Fehervar AV19

Der Trainerwechsel

Viel zu spät vorgenommen, aber erklärbar: David Kiss war quasi ein Eigengewächs, menschlich unantastbar. Aber schon letzte Saison ging das Team gegen Saisonende unter ihm wie eine Primel ein.

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Heuer kam Fehervar überhaupt nicht in die Gänge, präsentierte sich kraftlos und ohne offensiven Esprit. Das 3:6 gegen die Vienna Capitals sollte das letzte Spiel für Kiss bleiben, unter Interimstrainer Tyler Dietrich folgte eine klare Niederlage in Bruneck einem Sieg in Feldkirch.

Was sich ändern muss

Das Team braucht weit mehr Speed und Feuer – schwierig, das mit besseren Trainings in einer spielintensiven Phase hinzubringen. Die Frage bleibt aber, ob nicht schon einige Spieler zu lange im Team oder über den Zenit sind bzw. wie Janos Hari zu viele Freiheiten hatten.

Die Defensive und die Goalies – auch wenn diese ebenfalls schwächelten – sollten gut genug sein, fraglich aber wie die jämmerliche Torausbeute (31 Treffer) entscheidend gesteigert werden kann. Es wirkte alles sehr verharzt zuletzt...

Der neue Mann

Mit Ted Dent kam ein langjähriger AHL-Coach, der aber seit seinem Kurzzeitengagement in Augsburg, wo er nach Anfangserfolgen nach zehn Niederlagen in Serie im letzten November gehen musste, ohne Job war.

Für ihn ist es der zweite, aber vielleicht auch letzte Versuch, sich in Europa zu etablieren. Bei den Panthern legte er eher Wert auf eine solide Defensive, die dann aber eben nicht so solide ausfiel. Kann der 56-Jährige Fehervar wieder neues Leben einhauchen?

Vienna Capitals

Der Trainerwechsel

Wie in Szekesfehervar dauerte die Entscheidung, sich von Gerry Fleming zu trennen, viel zu lange, wurde erst nach dem 2:3 gegen den KAC getroffen.

Unter Interimscoach Fabian Scholz gelangen erst zwei Siege, dann zwei Niederlagen gegen Linz und Villach, besser wurde es nur in Spurenelementen.

Was sich ändern muss

Die Vorbereitung (mit einem 0:7 in Bratislava) war die Fortsetzung der Vorsaison, die Spiele der heurigen Saison wiederum die Fortsetzung der Vorbereitung.

Das Team trat meist völlig zusammenhanglos auf, hinterließ viel zu viele Defensiv-Löcher und die Offensive war nur auf Linden Vey ausgerichtet.

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Träge die Offensivlast auf seinen Schultern: Linden Vey
Foto: ©GEPA

Sowohl Fleming als auch Scholz nahmen Maßnahmen vor, die auch auf personelle Fehlgriffe hinwiesen: Mit Mitch Hults, Vey und Jeremy Gregoire fanden sich gleich mehrere Center im Topsturm, was zu einer kopflastigen Offensive führte.

Randy Gazzola erwies sich wie erwartet als eisläuferisch und defensiv zu schwach, purzelte im Lineup weit nach unten und wurde auch aus dem Top-PP-Unit abgezogen. Mit Dominic Hackl und Nelson Nogier bekamen auch bei Rückständen zwei Defensivverteidiger die meiste Eiszeit.

Alles erklärbar, weist aber auf große Schieflagen hin. Vordringlich muss jedenfalls wieder eine Defensivstruktur her, die läuferisch schwächere Leute wie Raphael Wolf oder Cole Hults (kann auch nur mehr die Fläche bespielen, auf der er sich gerade befindet) wieder besser aussehen lässt.

Der neue Mann

Mit Kevin Constantine kam ein dreifach in der Wolle gegerbter Trainerroutinier, der die Liga aus seiner Zeit bei Fehervar kennt.

Jetzt waren einmal lange Videosessions mit den Spielern anberaumt, die diese wohl ober übel aufsaugen müssen. Dem 66-Jährigen ist es zuzutrauen, das Team defensiv solider auftreten zu lassen.

Zur Behebung der Kaderlöcher muss Sportmanager Christian Dolezal noch einen Ersatz für den langzeitverletzten Goalie Sebastian Wraneschitz sowie (nach einer Absage eines früheren ICE-Goalgetters) noch einen Chancenverwerter für Veys Vorlagen finden. Dieser scheint von Spiel zu Spiel die Scheibe länger zu halten...

Graz99ers

Der Trainerwechsel

Waren die Ablösen in Wien und Szekesfehervar noch unausweichlich bzw. zu spät, ist die in Graz als aktionistisch einzustufen. Präsident Herbert Jerich setzte Harry Lange nach einer Overtime-Niederlage in Linz vor die Tür. Die One-Man-Show bei den Graz99ers >>>

Sportdirektor Philipp Pinter musste als Interimscoach übernehmen, tat dies mit sieben Punkten aus vier Spielen mittelprächtig.

Was sich ändern muss

Rational ist die Trainerablöse nicht zu erklären, allerdings: Dass gegen Teams wie FTC, Innsbruck und die Pioneers kein einziger Dreier heraussprang, kostete Punkte und Nerven und sollte angesichts der bestehenden Mittel auch nicht passieren. Zwischen 6:1-Siegen oder den auch heuer wieder unzähligen Overtimes muss es doch einen Mittelweg geben.

Verglichen mit den Caps und Fehervar sind die Probleme natürlich wesentlich geringer, allerdings: Zu oft scheint das Team etwas beamtenhaft aufzutreten, die Schussausbeute ist weiter mangelhaft, allerdings auch vielen Abschlüssen aus ungefährlichen Lagen zuzuschreiben.

Spieler wie Kevin Roy oder Lukas Haudum bauen gerne einen Schlenker zuviel ein. Cracks wie Nick Bailen oder Josh Currie fielen nach gutem Saisonbeginn zurück, bei Anders Koch bleibt weiter die Frage, ob er außer seiner Beinarbeit wirklich einen großen Mehrwert – vor allem im PP – einbringt.

Verletzungen wie die von Top-Defender Frank Hora, Nico Feldner oder Lenz Moosbrugger sorgen jetzt allerdings dafür, dass sich das Team selbst aufstellt.

Der neue Mann

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Dürfte der neue Coach in Graz werden: Dan Lacroix
Foto: ©GETTY

Im Gegensatz zu Dolezal oder Viktor Szelig in Szekesfehervar, die den Trainermarkt schon lange vor den jeweiligen Ablösen durchforsteten, konnte Pinter erst nach Langes Abschied aktiv werden und das auf einem Markt, der jetzt noch weniger aufregende Namen hergibt als in der Offseason.

Mit Dan Lacroix gilt ein Mann als Favorit, der auf lange Jahre als NHL-Assistant bzw. Headcoach im Juniorenbereich zurückblickt.

Seine einzige Station in Europa waren einige Monate bei den Kölner Haien, die er 2018/19 während der Saison übernahm. Menschlich und fachlich wurde ihm damals nur Gutes nachgesagt, trotzdem kehrte er nach Übersee zurück.

Seine letzte Tätigkeit: Assistant Coach beim litauischen Nationalteam. Wird er der angestrebte Kapuzunder oder folgt noch eine unerwartete Volte?

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