Premieren-Saison für Ferencvaros Budapest!
Der Klub aus Ungarn ist der einzige neue Vertreter in der kommenden Saison in der win2day ICE Hockey League.
Doch was ist für den Hauptstadtklub möglich? LAOLA1-Scout Bernd Freimüller gibt einen Einblick:
Sommeraktivitäten
Ferencvaros Budapest statt Asiago – so lautete das Netto-Ergebnis eines Sommers in der ICE, in der die Liga und ihre Vereine wieder einmal sämtliche selbst festgelegten Deadlines souverän ignoriert hatten.
Es sollte bis zum 18. April dauern, bis die Aufnahme des zweiten ungarischen Teams per Abstimmung feststand, von den Stadion-Faxen in Asiago hatten die Team hingegen genug.
Die Vorbereitungszeit auf die erste Saison in der internationalen ICE war knapp bemessen, doch der Kader hat wenigstens quantitativ Liganiveau. Der Sommer brachte 17 neue Spieler.
Ausrufezeichen des Kaders

Vor drei Jahren noch Liga-MVP, danach aber ein abrupter Abgang aus Innsbruck und eineinhalb Saison in Frankreich: Brady Shaw ist sicher der bekannteste Name im FTC-Kader. Der Winger scorte auch in Angers fast nach Belieben, ist sicher die größte Offensivhoffnung in Budapest. Mit Tyler Coulter sollte er einen soliden Zwei-Weg-Center an seiner Seite haben, auch wenn dieser in Bruneck in der letzten Saison erst spät in die Gänge kam.
Die Legionärsauswahl ist eine bunte Mischung - vier Finnen, jeweils drei Kanadier und Schweden. Jedenfalls schöpft Ferencvaros das Legionärskontingent von Beginn an aus. Von den letztjährigen Gastarbeitern wurden Defender Paavo Tyni und Forward Aku Kestilä (geht in seine vierte Saison für FTC) bestätigt, bei ihnen wird sich zeigen, wie sehr Leistungen und Scorerzahlen aus der ungarisch/rumänisch Erste Liga auf die ICE zu übertragen sind.
Landsmann und Winger Top Rönni ist nach Michalovce in der Slowakei nun schon das zweite Jahr als Legionär tätig und das mit 21 Jahren. Ungewöhnlich und keineswegs mangelndem Talent geschuldet, in seiner Heimat ist er nach einer (Bewährungs-)Strafe wegen Vergewaltigung nicht mehr vermittelbar.
Die Scouting-Reports für die drei schwedischen Defender Rasmus Bengtsson, Jesper Lindgren und Alexander Ytterell unterscheiden sich kurioserweise nur in Marginalien: Alle offensiv besser als defensiv, vor allem Bengtsson (mit dem besten Lebenslauf) und Ytterell sollten brauchbare Pointmen für das PP abgeben können. Allsvenskan-Spieler in der ICE (und das sind alle drei mehr oder weniger) überragen oder versagen eher selten, finden sich oft in der Mitte des Leistungssprektrums ein.
Die Ligaleitung gab durch die Blume zu verstehen, dass eine Doppelfunktion Manager/Coach in der ICE eher nicht anzuraten wäre. Fodor Szabolcs blieb nur als GM, holte mit Timo Saarikoski einen finnischen Headcoach aus der DEL2. Dazu kommt mit Yul Hennelly ein Assistent und Teemu Tolvanen ein Goaliecoach – Letzteres war etwa in Bozen bis heuer ein ungewünschter Luxus.
Fragezeichen des Kaders
Das größte Fragezeichen betrifft nicht den Kader, sondern das Gesamtgebilde: Macht Ferencvaros die Liga attraktiver? Gut, Asiago hat hier im Vergleich die Latte nicht gerade hochgelegt, aber kommen Leute zu den Spielen? Zweifel sind angesagt: Der Zuschauerschnitt in der letzten Saison betrug knapp 500 und ein Gastspiel eines anderen Budapester Teams (MAC) in der slowakischen Extraliga vor Jahren lockte so gut wie niemand hinter dem Ofen hervor.
Es würde überraschen, wenn die Tüskecsarnok-Arena mit ihren knapp 1600 Plätzen (warm und mit guten Sichtverhältnissen) an ihre Grenzen gelangen würde.
Die besten ungarischen Cracks spielen im Ausland oder bei Fehervar – was bleibt da über? Mit Zeteny Hadobas (zuletzt in der ECHL tätig) ein solider Nationalteam-Defender, auch Milan Horvath kennt die Liga aus vergangenen Jahren. Der Rest der Heimischen spielte bereits für FTC oder wurde von anderen Erste-Liga-Teams dazugeholt, Istvan Sofron darf es mit 37 Jahren auch noch einmal probieren. Tiefe ist da, Klasse auch?
Ohne guten Torhüter geht für schwächere Teams gar nichts. Szabolcs gab aber keine Legionärs-Lizenz für diese Position her, holte stattdessen Nationalgoalie Bence Balizs aus Norwegen zurück. Kann der 35-Jährige gemeinsam mit den letztjährigen Startern Kristof Nagy und Gergely Arany (auch beides keine Jungspunde mehr) für die notwendigen Saves sorgen?
Hier könnte nachgerüstet werden
Die Eishockeysparte von Ferencvaros wird von der des Fußballs mitfinanziert – die Konstellation eines Mehr-Sparten-Vereins ist in der ICE ein Novum, über die genauen finanziellen Hintergründe kann nur spekuliert werden.
Weder die Zuzüge von heimischen Spielern noch der eine oder andere Legionärstausch sollte aber die Kassa sprengen...
Ausblick
Man gibt sich bescheiden in Budapest, Manager Szabolcs visierte in einem Interview lediglich zehn Saisonsiege an.
Ein Top-6-Platz ist sicher kein Thema, aber es würde mich nicht überraschen (reines Bauchgefühl), wenn sich FTC zu einem unangenehmen Gegner entwickelt und vor allem gegen die schwächeren Gegner punkten kann...