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Die ICE ist gestartet! Das sah unser Scout Bernd Freimüller

Die ersten beiden Spieltage sind absolviert. Unser Experte war in zwei Hallen - und hat auch hinsichtlich des Streamings etwas zu sagen.

Die ICE ist gestartet! Das sah unser Scout Bernd Freimüller Foto: © GEPA

Das erste Wochenende der win2day ICE Hockey League 2025/26 ist Geschichte.

Zeit für die ersten losen Eindrücke unseres LAOLA1-Scouts Bernd Freimüller, insbesondere von zwei Spielen.

 

Linz - Pioneers Vorarlberg

Es ist ein Stochern mit der Stange im Nebel, wenn man die neuen Legionäre nach einem Spiel einschätzen will. Bei den Black Wings zeigte Travis Barron das, was man erwarten konnte: Körperlich stabil, kann sich durch die Abwehr powern und sucht den Platz vor dem Tor. Spielerisch gilt für ihn die neutrale Scouting-Phrase: "Makes the plays you expect him to make."

Hat je ein Legionär einen unglücklicheren Liga-Einstand gehabt als Julius Reini von den Pioneers? Bei seinem ersten Shift fiel der Defender rücklings über die blaue Linie, was Shawn St-Amant freie Fahrt zum 1:0 ermöglichte. Linienpartner Louie Roehl zeigte gute Beine und Ansätze, offensive Löcher zu finden - kann er aber defensiv körperlich dagegenhalten?

 

Der beste der sieben neuen Pioneers-Legionäre: Cole Gallant, ein irrsinnig dynamischer und explosiver Skater. Wie bei allen seinen Kollegen wird die Frage sein, wie viel Scoring er beitragen kann, immerhin traf er zwei Tage später gegen Innsbruck.

Wenig überraschend konnte der 17-jährige Jonathan Oschgan bei den Black Wings gut mithalten. Natürlich muss er noch körperlich zulegen (ein Null-Satz bei jungen Spielern), aber seine Beinarbeit wird immer eine Stärke sein. Im Gegensatz zu Rafael Aigner (20), der der nächste Linzer Nachrücker wäre, hat er das Potential über einen Viertlinien-Arbeiter hinaus.

Vienna Capitals - Ferencvaros

Nach dem 1:8-Debakel zum Auftakt in Ljubljana mühten sich die Caps zu einem Overtime-Sieg gegen den Liganeuling, Kapitän Linden Vey präsentierte sich wie erwartet als brillanter Passgeber. Ob seine Nebenleute seine Vorlagen verwandeln können, wird die große Frage während der Saison sein, vor allem gegen stärkere Gegner als die Ungarn.

In Österreich heißt es ja immer, dass die Einheimischen nur in den hinteren Linien eingesetzt würden, Qualitäts-Eiszeit den Legionären vorbehalten wäre. Ein Blick auf das FTC-Lineup: Mit der Ausnahme von Aku Kestila presste Coach Timo Saarikoski die restlichen neun Ausländer in die ersten zwei Blöcke, die nur vom 37-jährigen Istvan Sofron ergänzt wurden. Sie präsentierten sich jedenfalls als ein aufsässiger Gegner, wobei auch bei ihnen im Laufe der Saison die Tiefe im Kader sowie die offensive Ausbeute ein Fragezeichen sein wird.

Streaming und Stats

Wie erwartet (und auch angekündigt) gab es in puncto Streaming und Stats noch einige Anlaufschwierigkeiten. Positiv beim neuen Streaming-Partner Sporteurope die zeitnahe Bereitstellung der Highlights nach dem Spiel, vielleicht könnten diese am Folgetag mit den kommentierten Versionen ausgetauscht werden.

In puncto Übertragungsqualität musste Sporteurope die hiesigen Gegebenheiten aber kennenlernen: Aus Muss-Bestimmungen wurden vor Saisonbeginn auf Betreiben einiger Klubs Kann-Bestimmungen. Das zeigte sich dann krass: Bozen, Salzburg, Klagenfurt und vor allem Pustertal, wo man glaubte, in eine NHL-Übertragung einzuschalten, erreichten höchste Standards. Die Bilder aus Ljubljana und vor allem Wien sollten Zusehern dagegen nicht zugemutet werden, da war es schon schwer, Spielernummern auszumachen.

 

VIDEOS: Alle Highlights des Wochenendes

(Artikel wird unterhalb fortgesetzt)

Aber allgemein steht die Liga mit Sporteurope vor einer moderneren Zukunft, die Kinderkrankheiten sollten in den nächsten Wochen behoben sein. Am TV - ohne HDMI-Kabel - von einem Spiel zum anderen zu schalten oder sich noch ein Drittel vor dem Weg in die Halle geben zu können, hat schon was für sich.

Auch die Stats haben noch Luft nach oben, vor allem die angekündigte Time-on-ice. Aber für Statistiken gilt allgemein: Neue Firma schön und gut, aber es hapert halt oft an der Dateneingabe. Und dabei geht es um ein Grundproblem:

Das Scoring müsste den Refs völlig aus der Hand genommen werden, die haben nach einem Tor Besseres zu tun. In Linz etwa wurde anfänglich der spektakuläre Treffer von Travis Barron Niklas Würschl zugeschrieben, weil die Nummern 26 und 46 vertauscht wurden. Niemand - Refs, Zeitnehmung, Speaker und die Fans, die Würschls Namen aus voller Kehle skandierten - fragten sich, wie denn ein Defender, der nicht gerade für Rushes bekannt ist, als vorderster Linzer einen Lebler-Lochpass verwerten sollte. Das wurde immerhin umgehend korrigiert, Graham Knott steht aber weiter mit einem Treffer da, den eigentlich St-Amant erzielte. Ein offizieller Scorer in jeder Halle, der einen Bildschirm neben sich hat, könnte 95 Prozent der Treffer in Sekundenschnelle aufdröseln und die Sprecher umgehend informieren. 

Auch die Ref-Mikrofone blieben wie erwartet ein Ärgernis: In Linz ertönte Julia Kainberger glockenhell mit ihren Ansagen, in Wien blieben die beiden Refs das ganze Spiel über stumm. Egal, wenn sie nur Strafen ansagen, aber bei Videoüberprüfungen (blieben in beiden Spielen aus) würde das Publikum weiter im Dunkeln tappen.

Apropos Julia Kainberger: Sie muss hoffen, dass sie vor Olympia noch intensivere Spiele bekommt als das in Linz. Das war nämlich ein Non-Hitter vom Feinsten, erinnerte ziemlich an die Corona-Partien.

Wie wichtig die Koordination von Linesmen und Refs ist, zeigte diese Partie auch: Patrick Söllinger schaufelte eine Scheibe über das Glas, Linesman Sebastian Bedynek wollte Söllinger sofort auf die Strafbank verfrachten, während Headref Attila Nagy eine Berührung eines Vorarlbergers gesehen haben wollte. Zwei Refs, zwei verschiedene Anzeigen. Das hat heuer noch mehr Auswirkungen als zuvor - eine Strafe gegen Söllinger hätte per Coach's Challenge durch Linz überprüft werden können, Nagys Non-Call durch die Pioneers allerdings nicht.

Ein Anfang ist jedenfalls gemacht, das erste Wochenende für große Aussagen - egal ob Teams, Streaming oder Stats - allerdings nicht geeignet...

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