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HC Bozen: Zurück zu alter Stärke?

Eishockey-Experte Bernd Freimüller analysiert den großen Umbruch bei den "Foxes":

HC Bozen: Zurück zu alter Stärke? Foto: © GEPA

Am 16. September ist es endlich wieder soweit: Die win2day ICE Hockey League startet in die neue Saison. 

Vor dem Saisonstart analysiert LAOLA1-Experte Bernd Freimüller alle Klubs und gibt seine Prognose für die kommende Spielzeit ab.

Der HC Bozen verpasste in der letzten Saison zum ersten Mal seit der Liga-Zugehörigkeit die Playoffs. Im Sommer wurde ein großer Umbruch vollzogen, reicht es heuer vielleicht sogar wieder für einen Top-6-Platz?

Sommeraktivitäten

Für den zweimaligen Champion war die letzte Saison die erste in neun Jahren EBEL/ICE, die schon nach den Grunddurchgang endete. Kein Wunder also, das Capo Dieter Knoll auf diesen Tort entsprechend reagierte.

Am Ende der Transferzeit fanden sich neben dem neuen Coach Glen Hanlon gleich 15 neue Cracks (davon alle sieben Defender) im Kader. Die Phrase "Die Mannschaft muss sich erst finden" kann auf kein anderes Team so angewandt werden wie auf den HCB.

Stärken des Kaders

Knoll wäre nicht Knoll, wenn er nicht einige interessante Leute mit hochqualifizierten Lebensläufen geholt hätte. Flügel Matt Frattin etwa – der 34-jährige Flügel kommt nach fünf Jahren KHL in die ICE, soll dort seine Schussstärke beweisen. Wieviel Gas hat der Ex-Maple-Leaf noch im Tank?

Christian Thomas – als letzter Spieler verpflichtet – pendelte in den letzten Jahren zwischen europäischen Qualitätsligen und könnte einer der Top-Skater der Liga werden.

Scott Valentine kann solche Stationen nicht aufweisen, war aber über Jahre in Augsburg ein knallharter Defensiv-Defender, Brad McClure an selber Stelle zumindest in seiner ersten Saison ein schneller und torgefährlicher Mann. Ist McClure aber auch ein Center, als den ihn Bozen eingeplant hat?

Mit Valentine, Mike Dalhuisen (ein physischer Schlüsselspieler für Salzburg in der Finalserie) und Rückkehrer Dylan DiPerna (wartete seine Einheimischen-Berechtigung in der AlpsHL ab) stehen Hanlon drei Abrissbirnen an der blauen Linie zur Verfügung. Mike Halmo und Neo-Kapitän Daniel Frank werfen sich auch mit Gusto in jeden Nahkampf (Halmo in der letzten Saison ohne Sperren), sodass Bozen eines der physisch stärkeren Teams sein sollte.

Ryan Culkin (kann den Point und die rechte Halfwall spielen), Dalhuisen, und Cole Hults sollten PP-Defender sein, unter den Stürmern werden hier Mitch Hults (vor zwei Jahren sehr stark in Bratislava), Thomas, Frattin, Dustin Gazley (auch ein exzellenter Skater), Halmo, McClure und Angelo Miceli gesetzt sein. Das Powerplay war in den letzten Jahren nicht gerade eine Bozner Stärke, aber Hanlon verfügt sicher über die Pferde dafür.

Schwächen des Kaders

Große oder zumindest interessante Namen unter den Skatern, weniger so auf der Goalie-Position. Die Zeiten, als Andreas Bernard die Vertragsbedingungen diktieren wollte, sind spätestens seit seiner desaströsen Vorjahressaison vorbei.

Für ihn wäre eigentlich die Backup-Rolle vorgesehen, doch mit Samuel Harvey kam ein AHL-No-Name (nach einigen Absagen prominenterer Torsteher) nach Bozen. Kann dieses Duo höheren Ansprüchen genügen?

Urgestein Anton Bernard erklärte seinen Rücktritt
Foto: © GEPA

Interessant die Herangehensweise der beiden großen Konkurrenten: Pustertal hatte sein Team schon früh beisammen, ging punktgenau vor. Der HCB dagegen brauchte den ganzen Transfersommer und den sich hier wandelnden Markt, Christian Thomas kam erst vor kurzem an.

Welche Methode stellt sich als die bessere heraus? Und hat Glen Hanlon, der schon in Znojmo daran scheiterte, sein vogelwildes Team für die Defensive zu begeistern, die richtigen Spieler für sein Konzept?

Der heimische Bozner Kern erodierte über die Jahre – der Rücktritt von Anton Bernard tut nicht nur auf dem Eis, sondern auch in der Kabine weh. Daniel Frank ist fast schon der letzte Mohikaner, Knoll griff daher auf dem Italiener-Markt so kräftig zu wie noch nie: Cameron Ginnetti, Daniel Mantenuto und Enrico Miglioranzi werden Neuling Asiago sicher abgehen, dazu kamen noch Hannes Kasslatter und Leonardo Felcetti, der schon in den beiden letzten Saison kurz vorspielte.

Hier könnte nachgerüstet werden

Überall und nirgends, Knoll zögert bei Verletzungen oder schwachen Leistungen nie lange. Vor allem die Goalie-Position könnte im Fokus stehen.

Ausblick

Schwer, die neuformierten Füchse einzuschätzen. Ist es nur eine Ansammlung von Einzelkönnern oder kann Hanlon daraus ein ausgeglichenes Team formen, wo einige Spitzenleute den Unterschied machen? Eine Rückkehr unter die Top-6 sollte aber möglich sein…


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