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Quantensprung bei den Black Wings Linz?

Eishockey-Experte Bernd Freimüller analysiert die Linzer:

Quantensprung bei den Black Wings Linz? Foto: © GEPA

Am 16. September ist es endlich wieder soweit: Die win2day ICE Hockey League startet in die neue Saison. 

Vor dem Saisonstart analysiert LAOLA1-Experte Bernd Freimüller alle Klubs und gibt seine Prognose für die kommende Spielzeit ab.

Diesmal an der Reihe: Die Black Wings Linz, die einen großen Umbruch nach den Horrorjahren hinter sich haben. Wird es sportlich wieder aufwärts gehen?

Sommeraktivitäten

Da muss man bis ins Frühjahr zurückgehen: Gregor Baumgartner wurde als GM trotz eines noch laufenden Vertrages gekündigt. Nach einer Nachdenkphase entschied sich Präsident Peter Nader für die Linz-Legende Philipp Lukas in einer Doppelfunktion als Sportmanager und Headcoach. Zu ihm stieß – keineswegs anfangs geplant – in späterer Folge Rick Nasheim als Scout zur Aufbereitung des internationalen Marktes.

Von den Legionären der Vorsaison blieb keiner übrig, lediglich Center Brodi Stuart, den Lukas von den Steel Wings mitbrachte, kennt Linz schon. Dazu kommen eben sieben neue Ausländer, wovon nur Goalie Rasmus Tirronen ligaintern wechselte. Am Österreicher-Sektor haben die drei Neuzugänge Martin Schumnig, Dennis Sticha und Lorenz Lindner alle KAC-Vergangenheit, im Falle von Leihspieler Lindner vielleicht auch noch eine Zukunft.

Stärken des Kaders

Gegenüber dem löchrigen Jared Coreau sollte Tirronen einen Quantensprung darstellen – das könnte man allerdings auch über einen Shooter Tutor sagen. Der Finne kann zwar ab und an auch etwas ungeschickt und fehlerhaft agieren (siehe die Finalserie der letzten Saison), sollte aber in den zu erwartenden engen Spielen seinem Team meist eine Siegeschance geben.

Die (österreichische) Tiefe im Kader ist gegeben, Lukas stehen ungefähr acht Defender und 14 Angreifer zur Verfügung und die Drehtüre zum Farmteam wird immer offen sein. Diese Tiefe wird er aber auch benötigen – Alexander Lahoda fällt länger aus und Spieler wie Andi Kristler, Stefan Gaffal, Julian Pusnik oder Dennis Sticha erwiesen sich in der Vergangenheit nicht gerade als verletzungsresistent.

Michael Haga dürfte mit seinem Speed und Intensität ein sehr guter Griff sein, noch dazu auf der Centerposition, die heuer einige Teams fast zur Verzweiflung brachte. Brian Lebler ist der größte Tor-Garant der Liga im letzten Jahrzehnt – die beiden sollten zumindest eine Toplinie garantieren.

Schwächen des Kaders

Gibt es genug Produktion nach Lebler und Haga? Das war schon in der Preseason ein Problem, allerdings stand da Last-Minute-Verpflichtung Graham Knott (kam erst knapp vor Saisonbeginn) nicht zur Verfügung. Anzunehmen, dass er und AHL/ECHL-Borderliner Shawn St-Amant (kann er hohes Tempo gehen?) ein weiteres Pärchen bilden werden, wobei ich mich bei beiden Europadebütanten in keine Richtung aus dem Fenster lehnen würde.

Martin Schumnig noch im KAC-Dress
Foto: © GEPA

Die Frage zum Offensivoutput kann man auch in der Verteidigerriege stellen. Victor Bartley ist ein Routinier mit jahrelanger AHL-Erfahrung, ein Bizepsriss vor Jahren kostete ihm aber an Effektivität. Er und Logan Roe (sollte sehr solide agieren) werden die beiden PP-Points besetzen und müssen hier produzieren.

Tun sie das, sollten alle weiteren Defender ihre Rollen finden, ansonsten droht Dürre von der blauen Linie. Schumnig, Ramon Schnetzer, Gerd Kragl und Raphael Wolf gehören zur Riege der braven Defensiv-Soldaten ohne Scoring-Upside.

Das war das Aufgebot bis Montag, als sich Bartley enschloss, in seine Heimat zurückzukehren. Die Black Wings stehen damit ohne ihren Einserverteidiger da und diese Spieler sind schon mit sommerlicher Vorlaufzeit nur sehr schwer zu bekommen.

Keine Schwäche, mehr ein Fragezeichen: Findet sich unter den österreichischen Forwards der eine oder andere, der seinen Output erheblich steigern kann oder legt das Team nach dem Motto "Scoring By Committee" zu? Lukas will keine reinen Legionärslinien formieren, daher könnten Cracks wie Gaffal, Sticha, Kristler oder Emilio Romig ihre Chance in Scorerlinien bekommen. Aber bei den einheimischen Spielern würde aufgrund der jahrelangen Erfahrung eine (offensive) Leistungssteigerung en masse überraschen.

Aber bei den einheimischen Spielern würde aufgrund der jahrelangen Erfahrung eine (offensive) Leistungssteigerung en masse überraschen.

Hier könnte nachgerüstet werden

Defender Jakub Kubes geht als Tryout-Defender in die Saison, ist aber wohl auch einer der vielen Defensivverteidiger. Wenn er sich als überflüssig erweist, könnte an dieser Stelle noch Ersatz kommen. Eine Ausschöpfung des Legionärskontingents (derzeit sind acht von zehn Plätzen besetzt) ist nicht angedacht, Lukas glaubt daran, dass seine einheimischen Kräfte zu Leistungsträgern werden. 

Ausblick

Phil Lukas ist es zuzutrauen, dass er seine Bestrebungen (mit vier Linien das Tempo hochzuhalten, schnelles Verlassen der eigenen Zone) umsetzen kann und nicht beim ersten Gegenwind alles umdreht.

Aber weist der Black-Wings-Kader genug Offensivpotential auf, vor allem ohne PP-Spezialisten an der blauen Linie (Roe ist bestenfalls ein Mann fürs zweite Unit)? Ein Pre-Playoff-Platz und keineswegs ein durchgehendes Herumgrundeln am Tabellenende wie in den letzten Jahren sollte aber realistisch sein...

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