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So steht es um die jungen EBEL-Cracks

Bernd Freimüller mit einem Blick, wie es der Jugend der Liga so ergeht:

So steht es um die jungen EBEL-Cracks

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Ein knappes Viertel des EBEL-Grunddurchgangs ist gespielt, am Freitag (ab 18:45 Uhr im LIVE-Ticker) steht die 11. Runde am Programm.

Wie ergeht es der Jugend in der legionärslastigen EBEL? Teilweise nicht so schlecht, teilweise müssen die Youngster kämpfen.

LAOLA1-Scout Bernd Freimüller bietet nach dem Ende der Saison-Startphase einen ersten Überblick, wie sich die jüngeren Österreicher in der heimischen Liga momentan so tun:

Benjamin Nissner hatte bei Capitals-Neo-Coach Dave Cameron von Anfang an einen Stein im Brett und zahlte das auch mit Leistung zurück. Was mich von Anfang an erstaunte: Nissner und nicht Chris DeSousa, der diese Rolle über die ganze letzte Saison in Bozen gespielt hat, nahm die Center-Rolle ein.

Nissner überzeugt mit sehr explosiver Beinarbeit in beiden Richtungen, behält seine Beine stets in Bewegung, ist auch bei Faceoffs stark und scheut vor Abschlussversuchen aus schlechten Winkeln nicht zurück. Klar, DeSousa und Peter Schneider – von dem ich nichts anderes als sehr gute Leistungen erwarte und auch nie enttäuscht werde – sind nicht nur Top-EBEL-Cracks, sondern auch Spieler mit Sandpaper, die Schneisen für ihre Mitspieler pflügen. Doch Nissner, der bei den Caps zwar in den letzten Jahren immer dabei, aber nie so recht angekommen war, macht das Beste aus seiner Situation und darf sich auf ein ÖEHV-Aufgebot im November freuen.

Im Gegensatz zu Nissner dürfte Cameron zu seinen Backup-Goalies Matthias Tschrepitsch und Max Zimmermann noch weniger Vertrauen haben, als sein Vorgänger Serge Aubin, was eine ziemliche Errungenschaft darstellt. J.P. Lamoureux begann bis jetzt jedes Test-, CHL- und EBEL-Spiel, war natürlich auch der Matchwinner bei einigen Ein-Tore-Siegen. Aber soll er wirklich jedes Saisonspiel bestreiten?

Neben Benjamin Nissner spielten sich weitere jüngere österreichische Cracks in den Vordergrund. Schon seit Saisonbeginn und nicht nur aufgrund von Verletzungen (Trattnig, Herburger, Cijan) kamen in Salzburg die Akademie-Produkte Daniel Jakubitzka, Florian Baltram und Dario Winkler regelmäßig zum Einsatz. Und das im Falle der beiden Forwards Baltram und Winkler keineswegs als Viertlinien-Spieler mit limitierter Eiszeit.

Im österreichischen Eishockey wird man leider oft nur nach Punkten und Toren bewertet, hier konnte sich Winkler gegen Zagreb endlich mit zwei Treffern belohnen. VSV-Assistant Coach Markus Peintner zog aber letzte Saison eine interessante Parallele: "Mich erinnert Winkler an einen jungen Phil Lukas." Ein durchaus zutreffender Vergleich: Winkler (der sowohl Center als auch Flügel spielen kann) ist ein spielstarker, in beide Richtungen intelligenter Angreifer, der körperlich in den letzten Jahren aufgeholt hat und auch das hohe Tempo im Spiel gegen Bern ohne Probleme mitgehen konnte. Vom explosiven Linienkollegen Dustin Gazley, der in puncto Toreschießen noch Luft nach oben hat, profitiert nicht nur Winkler, sondern auch Alexander Rauchenwald, der nach seiner Verletzung ein starkes Comeback feierte.

Benjamin Nissner mischt aktuell nicht nur Goalies auf
Foto: © GEPA

Daniel Jakubitzka warfen letzte Saison noch drei Verletzungen (zwei Mal davon eine gebrochene Hand) zurück, dazwischen war er auch da schon ein brauchbarer EBEL-Defender. Ebenfalls nicht der größte, aber stark auf den Eisen und im Zweikampf durchaus effektiv. Im Rad seiner sieben Defender hat Bullen-Coach Greg Poss Jakubitzka mittlerweile mindestens auf die gleiche Stufe wie die ÖEHV-Teamcracks Alexander Pallestrang und Layne Viveiros gehievt.

Sonst noch neue junge Spieler in der EBEL? Der aus Nordamerika zurückgekehrte Moritz Matzka ist einer der wenigen Lichtblicke in einer bis jetzt äußerst harzigen Linzer Saison, der sich trotz körperlicher Mängel aufgrund guter Beine und Mut mit dem Puck halten kann. Ich habe etwas den Überblick über seine Eiszeit verloren, sehe ihn aber am Sonntag in Wien wieder.

Ebenfalls kein Hüne von Gestalt, dafür aber mit schnellen Beinen: Daniel Wachter in Innsbruck, der sich einen Top-9-Platz bei den Tirolern sicherte und erstmals in der Liga anschrieb.

In Graz stellte sich mit Dominik Grafenthin ein hierzulande fast völlig unbekannter Flügel vor, der zwar keine großen Offensiv-Akzente setzt, aber die Scheibe unter Druck nicht abgibt und Spielzüge aufrechterhalten kann. Der 23-Jährige spielte im Nachwuchs in Wien und Salzburg, ehe er nach den Eisbären Berlin in Dresden zu einem DEL2-Stammspieler wurde. Für das ÖEHV-Team ist Grafenthin aber kein Thema: Er gilt zwar aufgrund seiner Nachwuchsjahre als "Eishockey-Österreicher", verfügt aber als Sohn deutscher Eltern über keinen rot-weiß-roten Pass.

Dario Winkler: Ein neuer Phil Lukas?

Beim KAC kehrte Marcel Witting nach zwei Jahren auf der Walz in Lustenau und Feldkirch zurück, krallte sich zuletzt in der vierten Linie fest. Umgekehrt purzelte Defender Ramon Schnetzer, der letzte Saison sogar im Nationalteam zum Einsatz kam, ins AlpsHL-Farmteam und ich sehe derzeit auch nur wenig Chancen auf ein EBEL-Comeback. Coach Petri Matikainen setzt nur auf sechs Defender, die bis jetzt auch alle fit blieben. Bei Verletzungen dürften Michael Kernberger, Niklas Würschl oder Thimo Nickl (verletzte sich Samstag beim Aufwärmen zum AlpsHL-Spiel) die Nase vorn haben, den seit längerem verletzten Christoph Duller (als einziger mit einem Punktewert) gar nicht eingerechnet.

In Villach fand Alexander Lahoda (1996) endlich eine EBEL-Heimat, die 1997er-Jahrgänge Felix Maxa und Christof Kromp sind ebenso gesetzt wie Benjamin Lanzinger, als 2000er der jüngste Spieler der Liga. Von diesen Cracks hätte Lanzinger natürlich das größte Offensivpotenzial, er tut sich aber auf Seniorenniveau noch schwer, in Scorerpositionen durchzudringen. Sein Handgelenksschuss sollte aber über kurz oder lang auch in der EBEL eine Waffe werden. Erfreulich, dass er nach längeren Verletzungsproblemen jetzt durchgehend fit ist.

Die EBEL-Karriere von Ramon Schnetzer hat einen Dämpfer erlitten
Foto: © GEPA

Ein Blick in die AlpsHL: Das Spiel zwischen dem KAC II und Bregenzerwald war mein erstes heuer in dieser Liga, der KAC stand hier aber wie meistens von Beginn an auf verlorenem Posten. Doch darum geht’s ja nicht: Die Spiele der Farmteams gegeneinander sind gute Gelegenheiten, einige jüngere Cracks zu sehen. Mit Fabian Hochegger und Alexander Moser (beide KAC) bzw. Jonas Kutzer und Leon Rüdisser (beide Bregenzerwald) kamen sogar vier 2001er zum Einsatz, von denen der mit guter Intensität agierende Hochegger mit Abstand das größte Potenzial hat, wenn auch seine Beinarbeit noch ein Upgrade braucht. Er sollte auch bei der U20-WM ein Fixstarter sein.

Bei der Kooperation Dornbirn/Bregenzerwald blicke ich ehrlich gesagt nicht ganz durch: Gut, dass Spieler wie Philipp Pöschmann und Simeon Schwinger zu guter Eiszeit kommen, aber sie könnten auch locker in einer vierten EBEL-Linie mithalten und würden auch das Punktekonto nicht belasten. Stattdessen laufen die Bulldogs – wohl als einziges Team in Europa – oft nur mit zehn Forwards auf. Wird da nicht der Karren vor das Pferd gespannt, das Farmteam wichtiger als die Erste gesehen?

Mit Brock Trotter verpflichteten die Bulldogs inzwischen Legionär Nr. 14, er soll die mittlerweile sechs Spiele dauernde Niederlagenserie stoppen. Trotters interessante Statistik der Vorsaison: Absolvierte Spiele: vier. Erzielte Tore: null. Eingebrachte Klagen gegen Teams: zwei.

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