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Was es bringt, Spieler von Znojmo zu holen

EBEL-Scout Freimüller untersucht, ob Transfers aus Znojmo Erfolg bringen:

Was es bringt, Spieler von Znojmo zu holen Foto: © GEPA

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Im Sommer 2019 bedienten sich gleich vier EBEL-Teams beim Liga-Konkurrenten Orli Znojmo. Ob diese Vereine mit den Transfers glücklich werden, darf aufgrund der Erfahrungen in den letzten Jahren bezweifelt werden.

Ein Blick des LAOLA1-Experten Bernd Freimüller auf die ligainternen Wechsel des tschechischen EBEL-Teilnehmers soll das untermauern:

Die "Adler" aus Znojmo gehen in ihre neunte EBEL-Saison. Wie bei Bozen oder - in weit geringerem Maße - Fehervar sind Spieler von Znojmo stets für Liga-Konkurrenten interessant. Mögliche Interessenten können die Tschechen finanziell natürlich locker ausstechen. Ob die Teams mit den Neuverpflichtungen auch glücklich werden, das steht auf einem anderen Blatt Papier. 

Ich kenne die Znojmo-Spieler stets sehr gut, deren Halle ist neben Wien meine zweite EBEL-Heimarena.

Meine Warnungen an aufnahmewillige Vereine sind immer die gleichen: Aufpassen, ob diese Cracks - vor allem die Einheimischen - außerhalb des "Mikrokosmos" Znojmo ebenfalls funktionieren.

Wechsel aus Znojmo innerhalb der EBEL in den letzten acht Saisonen:

Tschechische Spieler (insgesamt vier)

Lubomir Stach (drei Saisonen in Innsbruck): In der ersten Saison noch passabel, nach einer Verletzung aber noch zweikampfschwächer als zuvor. Nach einer voreiligen Vertragsverlängerung in der dritten Saison weggeschickt.

Patrik Nechvatal (eine Saison in Innsbruck): Von Haus aus ein unsinniger Transfer, der lange Goalie war immer ein Unsicherheitsfaktor mit einem Five-Hole wie ein Scheunentor. Seine Rückkehr nach Znojmo war nach drei Spielen beendet, hat jetzt in Frankreich bei Nizza angeheuert.

Ondrej Sedivy (geht in seine vierte Saison in Innsbruck): Ein verlässlicher Flügel mit sehr gutem Charakter auf und neben dem Eis, dazu eine überschaubare Entlohnung - kein Frontliner, aber ein guter Import für die Haie.

Radek Cip (halbe Saison in Dornbirn): Nach guten Jahren in Znojmo war sein Wechsel nach Dornbirn per se nicht unsinnig. Konnte dort seinen Speed aber nie in Produktion umsetzen, verletzte sich dann auch noch und war bald Geschichte. Es mangelt doch an Hockey Sense.

Spieler wie Corey Trivino (VSV) und Kyle Wharton (KAC) - beide Flops - spielten zwischen Znojmo und ihren weiteren EBEL-Stationen im Ausland.

Importspieler (insgesamt vier)

Kim Strömberg (eine Saison in Bozen): Auch in Südtirol durchaus mit guten Offensivleistungen, was dem KAC große Augen machte . dort wurde er zum energielosen Desaster...

Andre Lakos (23 Spiele in Graz): Nach zwei Stints als Publikumsliebling in Znojmo nach Graz, nach 23 Spielen ging man aber wieder auseinander. Heute Extraliga-Defender im Jagr-Klub Kladno - und das mit 40 Jahren! Fast eine Hollywood-Story...

Colton Yellow Horn (geht in seine zweite Saison in Graz): Sicher das positivste Beispiel auf dieser Liste - war letzte Saison auch in Graz lange Zeit ein verlässlicher Scorer, ehe ihm im Finish die Puste ausging. Seine Konditionsmängel sorgten auch dafür, dass er aus Pilsen bald wieder nach Znaim zurückkehrte.

Sean McMonagle (eine Saison in Dornbirn): Der Penalty-Sargnagel für Österreich bei der letzten WM ist jetzt ein ziemlicher Weltenbummler, sein Dornbirn-Engagement hinterließ keine großen Spuren. Ein guter Puckmover und Skater, wenn er gut drauf ist, zweikampfschwach und schussscheu an schwächeren Tagen. Spielte vor Znojmo schon zwei Jahre in Bozen…

Eine Auflistung, die nicht durchgehend desaströs, aber sicher auch nicht als Auflistung von Erfolgsgeschichten durchgeht - was ist von den heurigen ligainternen Znojmo-Transfers zu erwarten?

Jan Lattner (Innsbruck): Wieder einmal ein Adler-zu-den-Haien-Wechsel. Seit dem Liga-Einstieg in Znojmo dabei, im Laufe der Jahre vom Winger zum Defender umgeschult. Schussstark und ein dynamischer Eisläufer, aber zu oft gehen ihm die Gäule durch und dann zieht er dumme Strafen. Letzte Saison als Fulltime-Defender mit guten Leistungen, aber für mich kein defensives Bollwerk…

Mikko Vainonen (Dornbirn): Kam während der letzten Saison nach Znojmo, der eigentliche Defensiv-Verteidiger überraschte mit einigen Slap Shots. Mängel iin puncto Agilität und Mobilität bereiten ihm nach Stellungsfehlern Probleme. Könnte auf sein Niveau in Krefeld zurückfallen...

Marek Kalus (Linz, im Bild oben rechts): Sehr gutes Vorjahr (58 Punkte in 50 Spielen), ein antrittsschneller, körperlich starker Spieler mit einem Bombenschuss. Braucht aber Unterstützung durch die Coaches und doch einen Center, der ihn offensiv managen und defensiv unterstützen kann - den fanden die Verantwortlichen in Linz bisher nicht.

C. J. Stretch (Vienna Capitals, bereits verabschiedet): C. J., we hardly knew ye! Die "persönlichen Gründe" bei seinem Abschied waren schwache Fitnesswerte. Hinweise auf diese hätten aber schon Anrufe bei seinen vorherigen Arbeitgebern ergeben...

Libor Sulak erspielte sich einen NHL-Vertrag

Kurz noch ein Blick auf ligaexterne Znojmo-Transfers: Der explosive Defender Libor Sulak erspielte sich einen NHL-Vertrag und Znojmo eine schöne Transfersumme. Nach sechs Spielen in Detroit dann im Farmteam in Grand Rapids, nach einer Übersee-Saison heuer in der KHL bei Cheropovets.

Die Goalies Jan Lukas und Ondrej Kacetl hielten sich in der tschechischen Extraliga, was aber auch einiges über das Torhüter-Niveau dort aussagt. Defender Martin Planek ist auch dort ein guter Puckmover, Richard Jarusek trifft regelmäßig, wurde aber nach einer schwachen Saison bei Sparta dieser Tage nach Litvinov verliehen, wo er auf Ex-Znojmo-Manager Rostislav Docekal trifft..

Am anderen Ende der Skala befinden sich Adam Havlik (nach punktestarken Saison in Znojmo heute in Kitzbühel!), Antonin Boruta und Ales Sova, die alternativlos nach Znojmo zurückkehrten - Boruta bereits zum zweiten Mal...

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