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Biathlon: Norwegen droht Problem wegen eigener Dominanz

Die Norweger dominierten auch heuer wieder das Geschehen in beeindruckender Manier. Mittlerweile weiß man nicht mehr wohin mit den vielen Weltklasse-Athleten.

Biathlon: Norwegen droht Problem wegen eigener Dominanz Foto: © getty

In Norwegens Biathlon-Elite-Kader, also jenem, der im Weltcup startet, gibt es sechs Plätze.

Schon in der Vergangenheit mussten immer wieder Athleten wegen Platzmangels im zweitklassigen IBU-Cup starten, obwohl diese mindestens das Potenzial für die Top-10 im Weltcup hatten.

Das beflügelte bisweilen den internen Konkurrenzkampf. Nun droht die eigene Dominanz aber endgültig zu einem ausgewachsenen Problem zu werden.

Ein Blick auf Ranglisten offenbart: Norwegen verfügt über sage und schreibe 14 (!) Athleten, die im Welt- oder IBU-Cup unter den Top-20 liegen.

Zum Vergleich: Österreich verfügt mit Simon Eder (18.) über einen einzigen. 

Bjoentegaard: An der internen Konkurrenz verzweifelt

Im norwegischen Elite-Kader sind Superstar Johannes Thingnes Boe, sein Bruder Tarjei, Sturla Holm Lagreid und Vertle Sjastaad Christiansen gesetzt.

Die beiden weiteren Plätze teilten sich in dieser Saison Johannes Dale, Filip Fjeld Andersen, dessen Bruder Aleksander, Endre Stroemsheim und jüngst auch Vebjoern Soerum.

Darüber hinaus kommen rein leistungstechnisch Mats Oeverby (IBU-Cup 5.), Martin Uldal (IBU-Cup 6.), Johan-Olav Botn (IBU-Cup 14.) und Sindre Fjellheim Jorde (IBU-Cup 16.) dafür infrage.

Einer, der dies seine ganze Karriere am eigenen Leib erleben musste, ist Erlend Bjoentgaard (IBU-Cup 15.). Der 32-Jährige verkündete am Donnerstag überraschend sein Karriereende und reihte sich damit in die Liste prominenter Rücktritte ein. An Können und Talent mangelte es ihm nie, wie fünf Goldmedaillen bei Europameisterschaften beweisen.

Aufgrund der enormen Konkurrenz kam er in seinen 13 Jahren als Profi aber nur auf deren fünf im Elite-Kader. So stehen am Ende "nur" drei Weltcup-Podestplatzierungen in Einzel-Konkurrenzen zu Buche.

Dale fühlte sich "wie nach einer Trennung"

Die enorme Dichte sorgt mittlerweile abgesehen vom Konkurrenzkampf, der fraglos leistungsfördernd ist, für Unmut bei den Athleten, die sich nun schon länger hinten anstellen müssen.

So ortet etwa Aleksander Fjeld Andersen ein "Ungleichgewicht" hinsichtlich der persönlichen Sicherheiten. "Wir hätten gerne mehr Mittel und Sicherheit auf Finanzen und Investitionen. Das fehlt uns", erklärt sein Kollege aus dem B-Team, Endre Stroemsheim gegenüber dem norwegischen TV-Sender "NRK".

Auch Johannes Dale wurde trotz starker Leistungen im Frühjahr 2022 zunächst in den B-Kader versetzt. Er habe sich "wie nach einer Trennung" gefühlt, "als ob ich verlassen worden wäre" so Dale damals.

Heuer erreichte er Rang sieben im Gesamtweltcup. "Es war ein gutes Jahr", sagt Dale. Dennoch ist ihm sein Platz im Elite-Kader noch nicht sicher. "Ich mache keinen Hehl daraus, dass ich in die Elite-Mannschaft zurückkehren möchte. Das ist das Ziel", so der 25-Jährige.

Verband lehnt Athleten-Forderung ab

Der Konkurrenzkampf wird aber nicht weniger werden, dann im IBU-Junior-Cup warten mit Einar Hedegart und Martin Nevland bereits die nächsten aufstrebenden Talente.

Die Forderung von Dale und Co: Mehr Plätze im Elite-Kader. Zwar könnten weiterhin maximal sechs Athleten bei den Weltcup-Bewerben antreten, doch für jene, die einen Platz in diesem Kader erhalten würde es mehr Sicherheit bedeuten.

Stroemsheim unterstreicht: "Ich habe keinen Zweifel, dass Norwegen über mehr als sechs Elite-Athleten verfügt." Vom norwegischen Verband wird die Forderung bislang aber abgelehnt.

"Dann müssten wir ein Team von zehn bis zwölf Athleten haben. Das können wir nicht machen. Wir sind auch deshalb so gut, weil es einen Kampf um die Plätze gibt", betont Teammanager Per Arne Botnan.

So oder so: Eine Lösung wird es wohl brauchen, wenn die Unzufriedenheit im Team nicht weiter wachsen soll.


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