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Verletzungen als entscheidender Faktor in den Playoffs?

UBI Graz zog trotz des Ausfalls von Sill überraschend ins BDSL-Finale ein. Den Titelfavoritinnen des SKN St. Pölten fehlen gleich zwei Topspielerinnen.

Verletzungen als entscheidender Faktor in den Playoffs? Foto: © LAOLA1

Was war das gestern Mittwoch für ein drittes Halbfinalspiel in der win2day Basketball Damen Superliga!

Wirkte es zur Halbzeit so, als würden sich die BK Raiffeisen Duchess aus Klosterneuburg wie erwartet durchsetzen können und als wäre die Heimniederlage gegen UBI Holding Graz in Spiel eins nur ein Ausrutscher gewesen, so entwickelte sich nach der Pause eine richtig packende Partie.

Die Steirerinnen kämpften sich von einem Neun-Punkte-Rückstand zurück und sahen eine Minute vor Ende der regulären Spielzeit mit acht Zählern Vorsprung trotz Foulproblemen wie die sicheren Siegerinnen aus. Doch dann zeigte sich einmal mehr die Klasse von (der zuvor von UBI ziemlich gut in Schach gehaltenen) Lisa Zderadicka: Die überragende BDSL-Spielerin der letzten Jahre schickte das Match mit zwei großartigen Dreipunktern in die Overtime!

Wichtiger Baustein des UBI-Erfolgs: Janet Oriakhi
Foto: © Copyright Pictorial/Michael Filippovits

Dort hatte UBI eigentlich keine guten Karten: Neben der verletzten Simone Sill waren mit Moni Schwarzinger und Camilla Neumann die zwei weiteren Topspielerinnen bereits ausgefoult, dazu der mentale Faktor des leichtfertig aus der Hand gegebenen Sieges. Doch wenig später musste auch Zderadicka mit ihrem fünften Foul vom Parkett, was UBI schließlich endgültig auf die Siegerstraße brachte.

Das bringt mich zum eigentlichen Themenvorschlag für diese Kolumne: Wie beeinflussen Verletzungen und Ausfälle Meisterschaften? Meine Antwort ist ein klassisches "Es kommt darauf an." Und zwar auf die Kadertiefe, die Dauer des Fehlens und den mentalen Umgang des Teams damit.

Im Falle von UBI stellt sich die grundsätzliche Frage: Wer hätte vor der Saison gedacht, dass die Grazerinnen und nicht SKN St. Pölten die Duchess entthronen würden? Die Steirerinnen durfte man als klare Nummer drei einstufen, was sich in den Ergebnissen im Grunddurchgang bestätigte: Fehlerlos gegen die restliche Konkurrenz, zwei zweistellige Niederlagen gegen Klosterneuburg, eine zweistellige und immerhin eine nach Overtime gegen St. Pölten, wobei den Niederösterreicherinnen bei letztgenanntem Spiel Inga Orekhova fehlte. Dazu eine ganz deutliche Klatsche im Cup gegen den SKN.

"Da passte auch der mentale Umgang mit der Situation."

Hubert Schmidt über UBI Graz

Die Verletzung von Simi Sill, die dem Vernehmen nach auf Einsätze in der Finalserie hoffen darf, hat die Favoritenrolle vor dem Semifinale noch klarer den Duchess zugespielt. Die Klosterneuburgerinnen haben im dritten Spiel – wie auch im zweiten - defensiv vieles richtig gemacht und Neumann und Schwarzinger auf zusammen 14 Punkten gehalten. Mit Emi Nizamic und Johanna Maresch scorten zwei weitere Starting-Five-Spielerinnen nur einstellig.

Hier kommt die angesprochene Kadertiefe ins Spiel: Youngster Janet Oriakhi zeigte erneut eine tolle Leistung (14 Punkte, 14 Rebounds) und mit Laura Bischof (17 Punkte gegenüber 0 im zweiten Spiel) und Nika Cic (12) trumpften zwei von der Bank kommende Spielerinnen groß auf.

Da passte auch der mentale Umgang mit der Situation: Obwohl die drei vielleicht besten Akteurinnen in der Verlängerung des alles entscheidenden Spiels nicht mitwirken konnten, schaffte es Coach Tanja Kuzmanovic wie schon bei der Aufholjagd im ersten Spiel, ihrem Team genug Glauben an sich selbst mitzugeben. Während bei den Duchess ohne Lisa Zderadicka gar nichts mehr ging, war das in Kombination mit dem ausgeglicheneren Kader sicherlich entscheidend.

Bitter: Nina Krisper fällt ausgerechnet in den Playoffs aus
Foto: © Pictorial/M. Tobisch

Gerade kurzfristig kann bei Ausfällen eine spezielle Dynamik entstehen, nicht selten wuchsen auch unter meiner Ägide Spieler:innen in kurzfristig größeren Rollen über sich hinaus.

Längerfristig ist es aber deutlich schwieriger, Ausfälle von Leistungsträger:innen zu ersetzen. Mental und körperlich Woche für Woche über seine Grenzen zu gehen, hinterlässt seine Spuren. Ein aktuelles Beispiel liefert der BC Vienna, der in Vollbesetzung jeden Gegner schlagen kann, aber dessen Spieler zuletzt verständlicherweise richtig platt wirkten.

Unter diesem Gesichtspunkt wird es sehr interessant sein, wie die SKN-Damen das Fehlen von Liga-Topscorerin Nina Krisper und Loulou Kenens im Finale wettmachen können. Zwar verfügen die St. Pöltnerinnen noch immer über fünf absolute Top-Spielerinnen, aber die Best-of-five-Serie wird dennoch zu einer Herausforderung.

Die UBI-Damen gehen auch diesmal als Außenseiterinnen ins Rennen, aber unterschätzen wird sie diesmal sicher niemand mehr!

 

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