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Thiem: "Hätte mich vielleicht nie davon erholt"

"Panierter" Thiem spricht über Corona-Bubble und abgewendete Gefahr des Final-Traumas:

Thiem:

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Keine 48 Stunden nach seinem historischen Triumph bei den US Open befand sich Dominic Thiem schon wieder in Österreich.

„Seitdem habe ich vielleicht zwei Stunden geschlafen. Deshalb bin auch ziemlich paniert, aber auch froh, dass ich wieder in Österreich bin“, lächelte der 27-jährige Niederösterreicher kurz nach seiner Ankunft am Flughafen Wien-Schwecht bei einer kurzfristig anberaumten Pressekonferenz in Wien-Donaustadt, die aufgrund der Coronavirus-Pandemie nur wenigen Journalisten zugänglich war – LAOLA1 war für euch natürlich mit dabei!

„Es war natürlich ein unglaubliches Finale“, ließ Thiem noch einmal das packende Endspiel gegen Alex Zverev, in dem er einen 0:2-Satz-Rückstand aufholte, Revue passieren. „Mir spukte es sicher im Hinterkopf herum, dass ich erstmals in einem Grand-Slam-Finale der Favorit war.“

„Der Gedanke, dass ich es verliere, war fast durchgehend da. Bei 0:2 Sätze und Break hinten war dieser Gedanke natürlich noch viel stärker. Ein Grand-Slam-Finale ist aber eine Riesenchance, deshalb ist es eigentlich leicht, weiterhin um jeden Punkt zu kämpfen. Zum Glück habe ich mich dann freigespielt.“

„Es war sicher nicht das allerbeste Tennis, aber die Dramaturgie im fünften Satz war nicht zu überbieten. Für mich ist es eine absolute Erleichterung, weil ich mir am Sonntag das größte Karriereziel überhaupt verwirklicht habe", sagt Thiem. 

Thiem fühlte mit Zuschauern und Familie mit

Schon bei seiner Rede bei der Siegerehrung hatte Thiem Mitleid mit seiner Familie und seinen Freunden, die bei dem Tennis-Thriller stundenlang in der Nacht auf Montag mitzittern mussten – so wie Tausende Tennis-Fans in Österreich auch.

„Ich kann die Leidenschaft, wenn man vor dem Fernseher sitzt, nachvollziehen. So etwas kann richtig grausam sein. Ich merke es, wenn ich dem Dennis (Anm.: Novak) zuschaue, wie schwer das ist. Draußen zu sitzen und mitzufiebern, wenn man null Einfluss auf das Ergebnis hat. Ich bewundere jeden, der das Match durchgehalten hat“, so Thiem, der sich die Partie erst im kommenden Jahr einmal in voller Länge selbst anschauen will.

Der Stein, der dem jungen Lichtenwörther nach dem verwandelten Matchball vom Herzen fiel, muss nach seinen zuvor drei verlorenen Grand-Slam-Finali zumindest Meteoritengröße gehabt haben.

„Die 0:3-Bilanz bei den bisherigen Grand-Slam-Endspielen war schon schwierig, vor allem, weil ich zuletzt in Australien das Gefühl hatte, dass ich nah dran war. Ich will mir gar nicht ausmalen, was gewesen wäre, wenn es jetzt wieder nicht geklappt hätte.“

"Spürte völlige Erleichterung"

„Wahrscheinlich wäre es sogar einfacher gewesen, die Partie glatt in drei Sätzen zu verlieren als dann im Tiebreak. Davon hätte ich mich vielleicht nie wieder in meiner Karriere erholt. Wer weiß. Deshalb bin ich schon sehr froh, dass es so ausgegangen ist, wie es war“, beschrieb der ÖTV-Daviscupper die extreme Drucksituation, die auf ihm lastete.

„Nach dem Matchball spürte ich einfach nur völlige Erleichterung. Als der Rückhand cross von ihm ins Out flog, war das einfach nur mehr das pure Glück“, so Thiem, der sich unmittelbar danach auf den Boden der leeren Arthur Ashe Arena fallen ließ.

„Bei allen Titeln, die mir viel bedeutet haben, bin ich auf den Rücken gefallen. Wien, Kitzbühel, Indian Wells – aber das Glücksgefühl war am Sonntag nach dem ersten Grand-Slam-Sieg natürlich noch um einiges höher.“

Thiem vermisst menschliche Kontakte

Daran änderten auch die ungewohnten Umstände vor den leeren Zuschauerrängen nichts.  Zweitweise fühlte sich Thiem in der Bubble von Flushing Meadows an einen Science-Fiction-Film erinnert. Aufgrund der Coronavirus-Pandemie wurden die menschlichen Kontakte auf ein absolutes Minimum reduziert.

„Ich denke nicht, dass das gut ist. Es muss derzeit so sein wegen dem Virus, aber danach wäre es schon gut und wichtig, wenn es wieder so wird, wie es vor der Coronavirus-Krise war. Die ganze Menschlichkeit und die Interaktion mit anderen Leuten fehlen schon stark“, hofft der Weltranglisten-Dritte wie so viele auf ein baldiges Ende der aktuellen Situation.

„Es war sehr, sehr streng. Wir hatten alle drei Tage einen Test und es gab überall Securitys. Sobald man über eine Grenze ging, wurde man ausgeschlossen. Es gab auch eine sehr strenge Maskenpflicht mit harten Strafen. In Paris wird es genauso sein, aber ich denke, dass das so sein muss. Grand-Slam-Turniere sind mit die größten Sport-Events mit extrem viel involvierten Leuten. Das muss also so strikt sein, um es sicher abwickeln zu können. Für die kommenden Turniere sind die US Open ein großes Vorbild.“

Einer der wenigen Vorteile der „Bubble“ seien die nach dem Finale erfolgten Pressetermine gewesen. Während die Sieger normalerweise durch Manhattan gefahren und bejubelt werden, wickelte Thiem diesmal alles via Online-Interviews ab. „Das war alles viel entspannter als normal.“

Regeneration steht nun im Vordergrund

Entspannung steht auch in den kommenden Tagen an oberster Stelle. Vor allem im Endspiel sah man nach den harten zwei Wochen einige Verschleißerscheinungen. Im fünften Satz plagten Thiem Krämpfe im Oberschenkel, zudem zog er sich im Halbfinale gegen Daniil Medvedev eine Blessur an der Achillessehne zu.

„Den Oberschenkeln ging es schon ein, zwei Stunden nach dem Match wieder gut. Die Achillessehne sollte spätestens bis Paris wieder bei 100 Prozent sein“, so Thiem, der aber vor allem mental zur Ruhe kommen will.

„Es wird sicher noch dauern, bis ich das alles realisiert habe. Ich bin bislang von einem Pressetermin zum nächsten gehetzt. Das Ganze wird erst ein bisschen sacken, wenn ich mich gescheit ausgeruht habe. Körperlich werde ich mich sicherlich schnell wieder erholen. Das wird nur zwei, drei Tage dauern.“

Ob er sich als Grand-Slam-Gewinner nun anders fühle? „Ich spüre noch kein neues Leben und fühle mich genauso wie davor. Natürlich habe ich nun das ultimative Karriereziel erreicht, es muss aber – denke ich – schon so sein, dass ich mein Leben nicht von den Erfolgen in meiner Karriere abhängig mache. Sonst wird man nicht glücklich und kann auch nach seiner Karriere nicht glücklich werden“, scheint Thiem auch an seinem bisherigen Karriere-Gipfel nichts an seiner bekannten Bodenständigkeit eingebüßt zu haben.

„Wahrscheinlich wird der Bekanntheitsgrad noch um einiges steigen, aber ich glaube, dass ich damit ganz gut umgehen kann.“

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