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Das Traumdoppel, das sich "schon noch anschauen können will"

LAOLA1 hat Österreichs Vorzeige-Duo vor den French Open zum Interview-Doppel gebeten.

Das Traumdoppel, das sich Foto: © getty

Was sich in der vergangenen Saison spätestens mit dem Sieg bei den Erste Bank Open in der Wiener Stadthalle ankündigte, haben Alexander Erler und Lucas Miedler in den ersten Monaten 2023 beeindruckend bestätigt: Österreichs Parade-Doppel hat sich heuer endgültig in der Weltspitze etabliert.

Die beiden gewannen das ATP-500-Turnier in Acapulco (Hartplatz), das 250er in München (Sand) sowie das große ATP-175-Challenger in Cagliari (Sand). Zudem verpassten sie beim 250er in Marrakesch mit einer 10:12-Niederlage im Match-Tiebreak nur hauchdünn den Titel.

Der Lohn für die harte Arbeit: Ein Fixplatz bei allen Grand-Slam- und ATP-1000-Turnieren! Auch bei den in der kommenden Woche beginnenden French Open sind die beiden ÖTV-Asse fix mit von der Partie. Für die Beiden ist es nach ihrer Premiere bei den Australian Open zu Saisonbeginn erst ihr zweiter Grand-Slam-Hauptbewerb.

Im Vorfeld von Roland Garros sprach das sympathische Duo im LAOLA1-Interview über die gemeinsame Zukunft, die von Reilly Opelka geforderte Abschaffung des Doppels und warum sie doch lieber keine Doppelzimmer teilen.

LAOLA1: Herzlichen Glückwunsch zu den tollen Ergebnissen der vergangenen Monate! Wie wichtig war das für euch zu sehen, dass ihr nicht nur in Österreich auf dem allerhöchsten Niveau gewinnen könnt, sondern auch auf "fremdem" Boden wie in Acapulco oder München?

Alexander Erler: Dankeschön! Natürlich ist es wichtig. Wir haben immer gesagt, die zwei in Österreich haben wir gewonnen, jetzt schauen wir, dass wir auch einmal wo anders was gewinnen. In München war es ja auch ein halbes Heimspiel eigentlich. Es ist auf jeden Fall eine geile Erfahrung gewesen.

LAOLA1: Worauf führt ihr eure Erfolge als Paar zurück? Was unterscheidet euch von den anderen Paaren?

Erler: Schwierig zu sagen, aber es ist wahrscheinlich die Kombination aus allem, auch dass wir jetzt nicht nur vom Doppel kommen. Unsere Kombination macht uns da sehr gefährlich. Wir haben einen mit extrem viel Power und einen mit viel Übersicht und Gefühl. Das ist für die anderen sicher nicht so leicht zu spielen. Wir sind da eigentlich sehr unterschiedlich, aber ergänzen uns gut als Team.

LAOLA1: Du sprichst schon das Gefühl von Luci an, das schwer zu übersehen ist. Wie siehst du dich in dem Aspekt im Vergleich mit der absoluten Weltspitze, Luci?

"Ich habe irgendwie den Weg finden müssen mit dem Gefühl, weil wegpicken kann ich keinen."

Lucas Miedler über seine große Stärke, den Touch

Lucas Miedler: Es gibt schon einige, die eine richtig gute Hand haben, so ist es nicht. Ich gehöre aber natürlich schon eher zu den Spielern, die es eher mit dem Touch machen, auch mit der Übersicht vielleicht. Dafür hab ich halt die Power, wie der Alex zum Beispiel, nicht. Ich habe irgendwie den Weg finden müssen mit dem Gefühl, weil wegpicken kann ich keinen. Da gibt es kein richtig oder falsch. Jeder muss seine Stärken und seinen Spielstil finden und dann bestmöglich auf den Platz bringen.

LAOLA1: Vor ein paar Wochen hat Reilly Opelka für Aufsehen gesorgt, als er die Abschaffung des Doppels gefordert hat. Was wollt ihr dem entgegnen?

Erler: Wenn man unter den ersten 20 steht, sagt sich das natürlich leicht. Es gibt aber auch genug andere Spieler, die davon leben. Ich denke nicht, dass man das Doppel einfach abschaffen sollte. Es hat schon einen ganz eigenen Reiz, eine eigene Faszination. Es muss jeder selber wissen, was er darüber denkt.

LAOLA1: Opelka hat diese Aussage anlässlich des 1000er-Turniers in Indian Wells getroffen, wo die Top-Einzelspieler gerne einmal im Doppel antreten und dann spontan absagen. Dir ging das heuer mit Cam Norrie so, Luci. Findest du das problematisch, oder würdest du dir vielleicht sogar wünschen, dass es Turniere wie Indian Wells öfters gibt?

Miedler: Es muss einfach Lösungen geben. Dort gibt es eben viel größere Raster und mehr Chancen für Einzelspieler, damit die auch im Doppel mitspielen. Es ist klar, dass die ATP die Einzelspieler spielen sehen will, weil die eben die bekannteren Gesichter sind. Es bringt aber niemandem etwas, wenn die immer ein oder zwei Runden spielen und dann w.o. geben. Das schaut auch einfach nicht professionell aus. Da müssen Lösungen her. Die Lösung, dass man kein Geld und keine Punkte bekommt, oder auch nur von der Vorrunde, das schreckt keinen ab. Leidtragende sind dann oft nur die Doppelspieler, die ja gerne gespielt hätten. Da braucht es definitv etwas anderes, keine Ahnung was da der richtige Ansatz ist.

LAOLA1: Wie hat Norrie das kommuniziert, dass er im Doppel nicht antreten wird?

Miedler: Es ist natürlich immer ein Risiko dabei, wenn du mit einem Einzelspieler spielst. In dem Fall hat er davor drei Stunden gegen Taro Daniel gespielt und hat schon körperliche Probleme gehabt. Dann hat er mir gesagt, dass er nicht das Einzel riskieren will, was eh nachvollziehbar ist. Das bringt mir aber natürlich nichts in der Situation.

In der Heimat trainieren die Beiden getrennt
Foto: © getty

LAOLA1: Alex, du bist ja in Tirol zuhause, Luci in Niederösterreich. Wie macht ihr das mit dem gemeinsamen Training, wenn ihr nicht unterwegs seid? Wie wichtig ist das?

Miedler: Anscheinend nicht so wichtig, weil wir trainieren nicht einmal gemeinsam, wenn wir daheim sind (lacht).

Erler: Ich sehe das ähnlich. Jeder macht eigentlich seine eigenen Sachen daheim. Unterwegs machen wir dann eh alles gemeinsam, haben unseren gemeinsamen Touring-Coach. Das funktioniert eigentlich ganz gut und das werden wir vorerst auch weiterhin so machen.

LAOLA1: Wie unterscheidet sich das Training eines Einzelspielers von dem eines Doppelspielers?

Miedler: Die Schlagsachen sind eigentlich die Gleichen. Im Einzel spielst du genauso Vorhand Cross, Rückhand Cross, gewisse Schlagserien. Das ist eigentlich genau gleich. Wir spielen jetzt fürs Doppel die verschiedenen Richtungen mehr durch, spielen Situationen am Netz durch, was du im Einzel ja gar nicht machst. Dafür hast du diese klassischen "Hosenträger" zum Beispiel, wo man viel aus dem Laufen macht, im Doppel weniger, weil das einfach nicht so vorkommt im Match.

LAOLA1: Wir haben schon eure tollen Leistungen auf rot-weiß-rotem Boden angesprochen. Ist eine Teilnahme an den Olympischen Spielen für Österreich etwas, das ihr im Hinterkopf habt? 

Erler: Das ist noch relativ weit weg jetzt. Klar wäre das etwas Besonderes nächstes Jahr im Sommer. Aber bis dahin gibt es noch einige wichtige Turniere zu spielen. Wenn's dann so weit ist, werden wir sicher Vollgas geben. Unser Ziel ist einfach, jeden Punkt voll zu spielen und dann sehen wir eh was rauskommt.

LAOLA1: Was macht ihr eigentlich gern zum Runterkommen? Was macht euch Spaß?

Miedler: Alex bespannt ja seine Schläger selbst, das ist seine Idee vom Runterkommen. Aber wir machen schon Dinge gemeinsam, untertags bei einem Turnier. Es zieht sich dann aber schon auch jeder ein bisschen zurück und macht so seine eigenen Dinge, was ja ganz normal ist. Wenn du eh schon den ganzen Tag zusammenpickst, musst du nicht auch noch am Abend alles miteinander machen. Da musst du dann nicht noch jeden Tag einen Spieleabend anreißen (lacht).

Erler: Das kommt sehr auf die Situation an, wo man ist, welche Möglichkeiten beim Turnier so gegeben sind. Es ist bei uns aber denke ich eine gute Balance. Es geht einfach darum, dass sich jeder so gut wie möglich fühlt.

LAOLA1: Habt ihr da immer Einzelzimmer oder auch mal ein Doppelzimmer?

Erler: Doppelzimmer könnt' ma eigentlich schon einmal probieren, oder?

Miedler: Ich möcht's nicht probieren, nein (lacht). Nein, es sind schon Einzelzimmer. Das wär dann glaub ich schon ein bisschen zu viel. Du sollst ja den anderen schon auch noch bissl anschauen können. Ich glaub das versteht jeder, dass das dann irgendwann ein bisschen viel werden könnte.

LAOLA1: Was sagt ihr zu dem Erfolgslauf von Sam Weissborn beim 1000er-Event in Monte Carlo? Kam das für euch überraschend? 

Miedler: Wir kennen uns natürlich, haben ja alle schon einmal miteinander gespielt. Es ist jetzt schon überraschend gekommen, weil du kannst das nicht erwarten, dass die dort auf einmal Finale spielen und mit Matchbällen verlieren. Das ist, was wir im Doppel auch immer sagen. Es ist echt dicht und es kann echt viel passieren im Doppel. Nur weil jetzt einer auf Rang 100 steht, wie die zwei zum Beispiel, heißt das nicht, dass die nicht jeden schlagen können bei einem Turnier, gerade mit dem No-Ad-System. Das ist einfach so eng beisammen alles. Natürlich wäre es jetzt gelogen, wenn jemand sagen würde, er hätte es erwartet, dass die jetzt Finale spielen. Es wundert mich aber nicht, so etwas kann immer passieren. Wir haben es ja selber erlebt zwei Mal, in Kitzbühel und in Wien. Es freut mich auf jeden Fall für den Sam!

LAOLA1: Ab dem Jahr 2025 wird es auf der ATP-Tour überall elektronisches Line-Calling geben. Wie steht ihr zum Einsatz von technischen Hilfsmitteln im Tennis? 

Erler: Ich find das eigentlich super. Wir haben es eh schon ein paar Mal erlebt, in der Stadthalle zum Beispiel. Das fand ich echt gut! Oft wird gesagt, dass es den Spielfluss ein wenig brechen könnte, aber die Befürchtung habe ich eigentlich nicht - im Gegenteil. Es erspart dir, denke ich, viele Diskussionen und schafft mehr Klarheit.

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