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Thiem: "Dominic weiß, wie er spielen muss"

Außerdem gibt Vater Wolfgang Thiem Einblick in Match-Plan gegen Nadal:

Thiem: Foto: © getty

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Die Pflicht hat Dominic Thiem bei den Australian Open mit dem Viertelfinal-Einzug mit Bravour erfüllt.

Nun soll für den in Melbourne an Nummer fünf gesetzten Niederösterreicher am Mittwoch im Kracher-Match gegen den Weltranglisten-Ersten Rafael Nadal die Kür erfolgen (19:30 Uhr Ortszeit/ab 9:30 Uhr im LIVE-Ticker).

Für Thiem geht es um sein erstes Grand-Slam-Halbfinale außerhalb von Paris, wo er zuletzt sogar vier Mal in Folge unter den letzten Vier stand.

Im Head-to-Head steht es allerdings 9:4 für den spanischen Ausnahme-Athleten, der zudem vor zwei Jahren im Viertelfinale der US Open auch das einzige Duell auf Hartplatz für sich entscheiden konnte.

„Von Partie zu Partie gesteigert“

Vater Wolfgang Thiem ist im Gespräch mit LAOLA1 angesichts der von seinem Sohn in Melbourne gezeigten Formkurve trotzdem zuversichtlich.

„Er hat sich im Endeffekt von Partie zu Partie gesteigert. Gegen Mannarino war es solide. Gegen Bolt war es schwierig – auch deshalb, weil die Geschichte mit dem Coaching mühsam war. Gegen Fritz war es okay und gegen Monfils schon sehr solide“, so Thiem in einer Kurz-Analyse.

Genug Kraft für restlichen Turnierverlauf

„Monfils spielt ja auch ganz gut. Das war ein richtig geiles Match. Dominic hatte keinen einzigen Breakball gegen sich, er hat da super serviert.“

Wichtig war für den 26-jährigen Lichtenwörther wohl auch, dass er einen Satzverlust vermeiden und damit Kraft für den restlichen Turniverlauf sparen konnte.

„Es war eigentlich kein richtig intensives Match mit megaintensiven Rallyes dabei. Gegen Bolt hat er zwar über fünf Sätze gehen müssen, es waren aber immer kurze Ballwechsel. Auch gegen Fritz gab es keine langen Rallyes.“

Keine Überraschungen gegen Nadal

Möglicherweise ein Vorteil im Duell gegen Nadal, der in seinem Achtelfinal-Match gegen Nick Kyrgios nur knapp einen fünften Satz vermeiden konnte und vom australischen Bad Boy voll gefordert wurde.

Zuviel sollte man diesem Umstand laut Thiem aber dennnoch nicht Rechnung tragen: „Nadal ist ein einzigartiges Beispiel, wie man sich von Match zu Match steigern kann. Anfangs spielt er bei einem Turnier oft nicht so gut, fightet viel herum, gewinnt seine Partien dann aber doch irgendwie. Es ist bewundernswert, wie er sich in einem Turnier halten und dann steigern kann. Ich bin mir sicher, dass er gegen Dominic in einer super Verfassung auftreten wird.“

Überraschungen werde es gegen Nadal sowieso keine geben. „Die beiden haben jetzt schon 13 Mal gegeneinander gespielt. Da weißt du, was zu tun ist. Die Routine ist da. Dominic weiß, wie er spielen muss.“

Dominanz gefordert

So werde es wichtig sein, bei den Grundlinienschlägen eine gute Länge zu haben, um Nadal hinter der Linie halten zu können und ihm das eigene Spiel aufzuzwingen. „Wenn der anfängt zu diktieren, dann bist du am Laufen. Dann gibt es nur mehr Mühle auf, Mühle zu.“

Während Nadal am Mittwoch schon seine dritte Night Session in Melbourne bestreiten wird, ist es für Thiem die erste in diesem Tennis-Jahr.

„Ich find’s gut, du kannst dadurch den Tag besser planen“, sagt Wolfgang Thiem und auch sein Sohn gibt sich im Eurosport-Interview diesbezüglich positiv: „Wenn ich später spiele, habe ich noch einige Stunden Zeit, um vorher zu entspannen. Ich kann zudem am Vortag länger aufbleiben und schlafen gehen, wenn ich müde bin. Das ist auch mal angenehm.“

Thiem kontert Muster-Kritik

Wolfgang Thiem, der im März bei einer erfolgreichen Kandidatur der Steirerin Barbara Muhr zur ÖTV-Präsidentin das Amt des ÖTV-Sportdirektors übernehmen könnte, nahm gegenüber LAOLA1 auch zur von Thomas Muster geäußerten Kritik über angebliche technische und mentale Schwächen Stellung.

Bei der Technik hätte der Steirer keine neuen Schlagvarianten oder veränderte Griffhaltungen gemeint. „Sein Ansatz war, dass Dominic mehr Ballkontrolle brauchen würde. Das hat er als technische Schwäche ausgelegt“, so Thiem, der Muster dafür bei der mentalen Komponente gänzlich widerspricht.

„Dominic ist einer der mental stärksten Spieler auf der Tour. Ich respektiere aber, dass es da verschiedene Herangehensweisen gibt. Tom war die Nummer 1 und er hat mit seiner Art viele Turniere gewonnen.“

Thiem bereut Muster-Experiment nicht

Das funktioniere aber nicht für jeden in der gleichen Art und Weise. Während sich Muster in seiner aktiven Karriere in einer extrem emotionalen Art und Weise zu Höchstleistungen pushte, agiert Thiem meist am stärksten, wenn er einen kühlen Kopf und Ruhe bewahrt.

Die Zahlen von 2019 stärken Thiems Argumentation: Sein Sohn gewann im vergangenen Jahr 15 von 17 Entscheidungs-Sätzen, womit er mit großem Vorsprung die höchste Siegquote auf der Tour hatte.

Das Experiment mit Muster bereue Wolfgang Thiem trotz des überraschend frühen Endes der Zusammenarbeit keineswegs. „Es war einen Versuch wert. Seine Ansätze im spielerischen Bereich waren super. Da waren viele gute Dinge dabei. Das Problem war, dass es einfach nicht zusammengepasst hat. Natürlich entsteht da ein komisches Bild, wenn man es nach nur zwei Wochen vorzeitig beendet", ist sich Thiem der ungewöhnlichen Situation bewusst.

Sollte es am Mittwoch mit einem Sieg über Nadal klappen, hätte sich die seit einigen Tagen laufende Diskussion wohl auf jeden Fall erledigt.

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