news

WWE: Quote vor Konsequenz? Was das Lesnar-Comeback bedeutet

Das Biest ist zurück - überraschend und nicht frei von Kontroversen. Cody ist wieder Champion, doch zu welchem Preis? Der Versuch einer Einordnung.

WWE: Quote vor Konsequenz? Was das Lesnar-Comeback bedeutet Foto: © getty

Nacht zwei beim WWE Summerslam endete mit einem Kracher: Nachdem Cody Rhodes John Cena in einem hochklassigen Streetfight um den Undisputed Championtitel besiegt hat, ertönte die Musik von Brock Lesnar.

Damit war die bereits vorab kolportierte Rückkehr einer der umstrittensten WWE-Figuren der vergangenen Jahre tatsächlich Realität (So lief Nacht zwei beim Summerslam).

Hier findet ihr alle Ereignisse von Nacht 1 beim WWE Summerslam>>>

Ein Auftritt mit schwerem Gepäck

Mehr als 18 Monate war Lesnar nicht für WWE aufgetreten, nachdem sein Name als Teil der Klage von Ex-WWE-Mitarbeiterin Janel Grant gegen WWE und Vince McMahon genannt worden war. In dieser geht es um u.a. Vorwürfe des sexuellen Missbrauchs und der Ausbeutung.

Lesnar wird in der Klage nicht direkt angeklagt, aber als sogenannte "person of interest" geführt. McMahon soll Lesnar die Dienste Grants angeboten haben und Lesnar habe, so der Vorwurf, die Erstellung expliziter Videos gefordert.

WWE reagierte – zumindest vorübergehend. Der ehemalige UFC-Champion wurde praktisch aus sämtlichen laufenden Programmen gestrichen, in Trailern, Spielen und sogar im Merchandising nicht mehr gezeigt.

Dass sich in der US-Presse mittlerweile der Begriff "shocking return" etabliert hat, ist daher durchaus nachvollziehbar.

Antworten - aber nur auf erwünschte Fragen

Die WWE setzte bei dem Comeback auf absolute Geheimhaltung. Selbst Writer, Mitarbeiter und Produzenten sollen nicht eingeweiht gewesen sein. US-Medien zufolge soll Lesnar erst unmittelbar vor seinem Auftritt im Metlife Stadium eingetroffen sein.

Seither wird das Comeback kontrovers diskutiert. Die Reaktion des Publikums vor Ort auf Lesnar war allerdings großteils positiv.

"Wenn hier ein Dach gewesen wäre, wäre es weggeflogen"

Triple H über das Lesnar-Comeback

Interessant in diesem Zusammenhang: WWE kündigte einen Tag vor dem Summerslam an, künftig auf die obligatorischen Pressekonferenzen nach den Shows zu verzichten. Kritische Nachfragen zum Thema Lesnar sollte es offenbar gar nicht erst geben.

In der offiziellen Postshow sprach Paul "Triple H" Levesque wenig überraschend begeistert über Lesnars Wirkung: "Wenn hier ein Dach gewesen wäre, wäre es weggeflogen. Die Dynamik im Raum verändert sich, wenn Brock auftaucht. Alles, was du vorher gedacht hast, wird bedeutungslos."

Comeback (nur) dank Cenas Wunsch?

Laut US-Medien könnte Lesnar nun in eine Fehde mit John Cena verwickelt werden. Denn der Comebacker soll auf Cenas Wunschliste stehen, gegen die er vor seinem Rücktritt noch antreten will, wie Triple H durchscheinen ließ.

Dies dürfte ein maßgeblicher Grund gewesen sein, Lesnar WWE-intern wieder freizugeben, was vor vier Wochen passiert sein soll.

Ich habe John am Anfang gesagt, dass er sich das Recht verdient hat, das alles so zu machen, wie er es will

Triple H über Cenas Abschiedstournee

Triple H bestätigte in der Postshow Gespräche mit Cena über dessen Abschiedstournee. Er habe ihn gefragt: "Wen willst du – und wie willst du ihn?"

Cena soll weitgehende Kontrolle über Gegner und Inszenierung erhalten. Einem der größten Stars aller Zeiten will man möglichst viele seiner Wünsche erfüllen. "Ich habe John am Anfang gesagt, dass er sich das Recht verdient hat, das alles so zu machen, wie er es will. Wenn du so lange auf diesem Level stehst, hast du dir das verdient", so Triple H.

Und übrig bleibt Cody Rhodes

Das alles wirft zudem kein gutes Licht auf jenen Mann, der die Organisation in den letzten beiden Jahren auf seinen Schultern trug: Cody Rhodes.

Nun könnte sein Titelgewinn weniger seine eigene Krönung sein als vielmehr ein Mittel zum Zweck: Cena braucht ihn nicht mehr, nachdem er (zurück) ins Babyface-Lager gewechselt ist.

Der von vielen erhoffte Heelturn Codys blieb aus. Stattdessen ging man den Weg der kleinen Charakterverschiebung: Der immer moralisch integre Held zeigt nun etwas mehr Kanten - ein bisschen mehr "dirty face" statt eines echten Gegenspielers.

Böse Zungen würden meinen, dass der "American Nightmare" dafür noch immer zu viele T-Shirts verkauft.

Fest steht: Die WWE sorgt mit dem Comeback Lesnars für massives Aufsehen - und damit auch für Quote. Doch wie so oft in ihrer Geschichte zeigt sich: Wenn der ökonomische Anreiz groß genug ist, fällt der moralische Kompass schnell unter den Ring.


Kommentare