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Padel: Vom Schnösel-Klub zur Trendsportart

Ist es Squash ohne Wand oder Tennis in einem Käfig? Ganz egal, ist Padel doch eine der am schnellsten wachsenden Sportarten der Welt.

Padel: Vom Schnösel-Klub zur Trendsportart Foto: © LAOLA1

Ob der erste Mensch, der Feuer verwendete, wusste, was er damit "anrichtet"? Vermutlich nicht. Genauso wenig wie ein gewisser Enrique Corcuera, der den ersten Padelcourt der Welt baute. Wie es in Mexiko-Stadt zum ersten Padelcourt kam, darüber gibt es verschiedene Quellen.

Hat er sich in seinem Hinterhof deshalb einen verkleinerten Tenniscourt gebaut, weil der Hinterhof eben keine 670 Quadratmeter groß war – oder weil Corcuera einfach faul war und nicht so viel laufen wollte?

Was auch immer am Ende wahr ist: Er hat je nach Quellenlage früher oder später in den 60er-Jahren einen rund zehn mal 20 Meter großen Platz erbaut und mit Mauern umschlossen. Dann nahm er einen Holzschläger und zählte wie beim normalen Tennis. Gespielt wird immer zu viert, auf zwei gewonnene Sätze. 

Wer mehr über das Spiel Padel und die Bedeutung in Österreich wissen will, findet alle Infos im LAOLA1-Breitensport-Podcast  "Wir leben Sport" mit Austrian Padel Union-Präsident Christian Ludwig - HIER >>>

Menschen mögen es, auf Bälle zu schlagen

Menschen mögen es, auf Bälle zu schlagen
Eine typische Körperhaltung bei Padel
Foto: © Mia Knoll

Ein kleiner Sidestep: Anfang des 20. Jahrhunderts entwickelte der Priester Frank Peer Beal in New York ein Spiel namens Paddle. Der Name verweist auf Paddel beim Kanu, das Spiel wird ebenfalls mit unbespannten Schlägern auf einem Platz gespielt – aber ohne Wände und wird auf einem kleineren Platz gespielt, mit anderen Regeln.

Es gab keine direkte Verbindung zwischen der Entstehung von Padel und dem bereits existierenden Paddle-Tennis. Aber offenbar mögen Menschen derartige Spiele, so viel scheint sicher.

Vor allem, wenn man an den globalen Erfolg von diversen Rückschlagspielen wie Tennis, Badminton, Squash oder Tischtennis denkt.

Adelige Anfänge in Mexiko

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Padel-Plätze befinden sich oft bei Tennisplätzen

Allerdings brauchte es noch den einen oder anderen Zufall, bis Padel zur Boomsportart wurde. Der besagte Mexikaner hatte einen Freund; dieser trägt den gar nicht so leicht zu merkenden Namen Alfonso Maximiliano Victorio Eugenio Alejandro María Pablo de la Santísima Trinidad y todos los Santos Prinz zu Hohenlohe-Langenburg.

Sportinteressierte Menschen wissen nun sofort, woher man einen Teil des Namens kennt. Denn der Mann trägt nicht nur den Namen eines bekannten deutschen Adelsgeschlechts. Der 1924 geborene Alfonso ehelichte 1955 die damals 15-jährige, spätere Schauspielerin Ira von Fürstenberg. Auch damals schon ein handfester Skandal, und die Ehe wurde fünf Jahre später annulliert. Ihr entsprangen dennoch zwei Söhne – einer davon ist der mexikanische Skifahrer und Jetsetter Hubertus von Hohenlohe.

Alfonso sorgte jedenfalls dafür, dass das Spiel aus Mexiko nach Spanien kam. Dort war er seit 1954 Besitzer des bekannten Marbella-Clubs. Dieser ist genauso ein eher abgehobenes Pflaster, wie man sich einen Club eines Sprösslings einer Adelsfamilie in Spanien vorstellen würde.

Bessere Gesellschaft bringt Sport nach Spanien

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Berühmte Menschen spielen es, unter anderem auch Ex-Fußballer Marc Janko

1974 wurden schließlich Plätze im Luxusclub errichtet, mit unter anderem Zaun. In den 80er-Jahren blieb die bessere Gesellschaft ebendort unter sich. In diesem Jahrzehnt erfuhr das Spiel in Argentinien einen regelrechten Boom. Es waren, naheliegenderweise, vor allem Polospieler, die den Sport, der in Mittelamerika erfunden wurde und nach Spanien gelangt war, wieder nach Südamerika brachten.

In Marbella mit dabei: Julio Alegría Artiach, Besitzer der Weinhandelskette Smith & Smith, die das eine oder andere Turnier in den 80ern sponsorte. Er wurde später auch Präsident des Padelweltverbandes, legte die Regeln fest. In den 90er-Jahren sorgten die führenden Persönlichkeiten aus Politik, Wirtschaft und was sonst noch wichtig ist dafür, dass immer mehr Sportler:innen Padel ausprobierten.

Ein weiterer Puzzlestein war Manolo Santana. Der Tennisspieler hatte in den 60er-Jahren vier Grand-Slam-Titel geholt. Dem Superstar gefiel der Sport und in dieser Melange gelang es Padel, enorm schnell zu wachsen. All das führte dazu, dass das Spiel seit 1993 eine offizielle Sportart ist.

Siegeszug auf der ganzen Welt

Siegeszug auf der ganzen Welt
Jung, hipp, modern und vor allem urban

Die Zahlen sind beeindruckend, nicht erst damals. 2016 gab es laut dem Wirtschaftberater-Unternehmen Deloitte weltweit 10.000 Courts. 2024 waren es knapp 47.000, 2026 sollen 85.000 Plätze bestehen. In den USA gab es 2021 70 Plätze, 2023 450. Im Jänner 2023 gab es in Spanien 16 000 Plätze, in Italien 8300, in Frankreich 2100. In Österreich gibt es 300 Courts an rund 100 Standorten. Weltweit spielen rund 30 Millionen Menschen Padel. Zwischen 600.000 und einer Million sind registrierte Spieler.

Die Sportart ist leicht erlernbar und die notwendige Technik hält sich in Grenzen – es gibt ja Wände. Dazu ist der Sport sehr sozial, muss man ihn doch zu viert spielen. Mit ein Grund für den Erfolg dürfte abseits dessen auch der Einsatz bekannter Persönlichkeiten sein: Von Zinédine Zidane über Justin Timberlake bis hin zu Eva Longoria und Marc Janko sowie György Garics wird auf dem kleinen Court gespielt.

Und natürlich vermuten Marken den nächsten Trend, bei dem man als Erster dabei sein kann, soll oder muss. Dass Sportplätze davon profitieren können, spielt auch mit rein. Die Rechnung stimmt nicht ganz, aber auf der Fläche eines Tennisplatzes können zwei Padelcourts errichtet werden - das nennt sich dann Wirtschaftlichkeit.

Jung, hipp, einfach – ein Sport, der in die heutige Zeit passt. Auch wenn er den Ausgangspunkt im Beachclub eines umstrittenen Schnösels hatte.

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