Team Europa hat den 45. Golf Ryder Cup auswärts auf Long Island in New York hauchdünn für sich entschieden und den Sieg dafür umso ausgiebiger gefeiert.
Die Mannschaft von Kapitän Luke Donald machte es am Sonntag noch einmal spannend, da dem US-Team eine grandiose Aufholjagd gelang. Von den sieben Zählern Vorsprung vor dem Schlusstag blieben am Ende zwei übrig. Während Sepp Straka sein Einzel gegen J.J. Spaun verlor, sicherten Shane Lowry und Tyrrell Hatton am Ende den Sieg.
"Es ist ein Wahnsinn. Es war sehr schwer zu spielen hier die ganze Woche, die Fans waren sehr hart. Dass wir hier in New York den Ryder Cup gewonnen haben, das ist eine Wahnsinnsleistung", sagte Straka in einer ersten Reaktion.
Zweiter Ryder-Cup-Sieg für Straka
Der 32-jährige Wiener wurde bei der Siegerehrung von seiner Frau Paige begleitet und durfte dort zum zweiten Mal den Ryder Cup in die Höhe stemmen. Später wurde mit Bier und Champagner feuchtfröhlich gefeiert. Bereits in Rom vor zwei Jahren war der gebürtige Wiener Teil des siegreichen europäischen Teams.
Donald, der auch bei seinem zweiten Einsatz als Europa-Kapitän erfolgreich war, lobte seine Spieler.
"Ich könnte nicht stolzer auf diese Burschen sein und darauf, was sie geleistet haben, wie sie sich zusammengeschlossen haben, wie sie Geschichte geschrieben haben", meinte der Engländer. "Jetzt wird man noch über Generationen hinweg von ihnen sprechen."
Starke Aufholjagd der Amerikaner
Die Europäer waren mit einer mehr als komfortablen Führung von 11,5:4,5 in den Tag gestartet und gingen in den ersten Flights früh in Führung, so auch Straka gegen Spaun. Der gebürtige Wiener lag schnell durch Birdies auf den Bahnen 1 und 3 vorne.
Doch sein Gegner kämpfte sich zurück, der amtierende US-Open-Champion sicherte sich die Löcher 5, 7, 10 und 12 und drehte die Partie. Zwei weitere Birdies von Straka waren am Ende zu wenig.
Auch in den anderen Duellen übernahmen die Amerikaner nun die Initiative, das Europa-Blau wich auf dem Scoreboard langsam dem US-Rot. Cameron Young sowie Justin Thomas besiegten ihre Gegner Justin Rose bzw. Tommy Fleetwood jeweils hauchdünn am 18. Loch.
Bryson DeChambeau holte gegen Matt Fitzpatrick einen 5-Loch-Rückstand auf und luchste dem Engländer einen halben Punkt ab. Scottie Scheffler gewann das Giganten-Duell mit Rory McIlroy ebenfalls mit einer Bahn Vorsprung.
Lowry sorgt für Erleichterung
John Rahm verlor klar gegen Xander Schauffele, für den einzigen (!) Einzel-Sieg der Europäer am Sonntag sorgte der Schwede Ludvig Aberg gegen Patrick Cantley. Dadurch stand es 13,5:11,5, weswegen die letzten Partien entscheiden mussten.
Zunächst schaffte der Ire Lowry im letzten Moment die Punkteteilung gegen Russell Henley, womit er ein Unentschieden und die Verteidigung der Trophäe sicherte. Kurz darauf holte Hatton gegen Collin Morikawa ebenfalls ein Remis, was den Sieg für Europa bedeutete.
Zum Drüberstreuen steuerte auch der Schotte Robert MacIntyre noch einen halben Punkt gegen Sam Burns bei.
Erster Auswärtstriumph seit 13 Jahren
Damit stand der erste Auswärtstriumph für die Europäer seit 13 Jahren fest. "Das waren ehrlich gesagt die schwersten Stunden meines ganzen Lebens. Ich kann nicht glauben, dass dieser Putt reingegangen ist", meinte Lowry nach seinem hart erkämpften Unentschieden.
Ähnlich äußerte sich auch Donald. "Das waren die stressigsten zwölf Stunden meines Lebens. Ein großes Lob an die Amerikaner und Kapitän Keegan Bradley. Ich wusste, dass es schwer werden würde. Ich hätte aber nicht gedacht, dass sie am Sonntag so stark sein würden. Sie haben hart gekämpft, großer Respekt dafür."
Dieser gab das Lob zurück. "In meinen Augen ist Luke Donald der beste Ryder-Cup-Kapitän, den Europa jemals hatte", sagte Bradley, der aber auch seine Mannschaft hervorhob. "In den ersten Tagen haben wir nicht unser Bestes gegeben, aber heute schon. Das hat heute wirklich Spaß gemacht."
Kuriose Regel sorgt für Diskussionen
Für Diskussionen sorgte allerdings eine kuriose und selten angewandte Regel, die der Donald-Truppe einen halben Punkt bescherte, ohne auch nur einen Schlag ausgeführt zu haben.
Der Norweger Viktor Hovland, der schon am Samstagnachmittag verletzt passen musste, konnte am Schlusstag wegen einer Nackenblessur nicht zu seinem Einzel-Duell mit Harris English antreten. Laut Captain's Agreement des Cups wurde damit der Punkt geteilt.
Bradley kritisierte umgehend diese Regel. Donald wies wiederum darauf hin, dass es diese schon seit über 50 Jahren gibt und die Amerikaner sie auch schon verwendet haben.
Team Europa baut Führung im Head-to-Head aus
Der "alte" Kontinent führt damit in der modernen Ryder-Cup-Ära seit 1979 nun mit 13:9-Siegen bei einem Remis.
Bis 1977 hatten sich in dem prestigeträchtigen Kontinentalvergleich nur Spieler aus Großbritannien und später auch aus Irland mit den US-Amerikanern gemessen. Insgesamt führen die Staaten noch mit 27:16 bei zwei Unentschieden.
Der 46. Ryder Cup findet in zwei Jahren in Irland statt. Austragungsort ist das Premiere Irish Golf Resort in Adare, Limerick.