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User-Endzone: Das MVP-Race spitzt sich zu

Episode #10: Nicht nur im Kampf um die Playoff-Plätze wird es ernst. Auch im Fight um die begehrten Awards bringen sich die diesjährigen Favoriten in Stellung.

User-Endzone: Das MVP-Race spitzt sich zu

Woche zehn der NFL-Regular-Season ist vorüber. Bevor sich der Blick aber auf die kommende Woche richtet, geht unser Blick nochmal in den Rückspiegel.

Wir - das sind AustrianViking und sportfan_1990 - die Autoren dieser Ausgabe der User Endzone.

Die 15 größten Stadien Nordamerikas


Seattle Seahawks

44:22-Sieg gegen die Arizona Cardinals

by sportfan_1990

Seattles vierter Sieg in Folge – sie sind somit das heißeste Team der NFC. Am Sonntag-Abend zauberten Sam Darnold & Co. in der ersten Halbzeit - 38:7 stand es zur Pause für das Heimteam. Vor allem die Defense zerstörte die Cardinals-Offensive. Zwei Fumble-Return-Touchdowns konnte DeMarcus Lawrence für sich verzeichnen.

In seiner schon zwölf Saisons langen Karriere konnte der 33-jährige Defensive End bisher erst zwei Touchdowns verbuchen. Am Sonntag verdoppelte er seine Ausbeute. Nach elf Spielzeiten bei den Dallas Cowboys wechselte er vergangenen Sommer als Free Agent zu den Seahawks und ist nun ein wichtiger Bestandteil der starken Defense von Coach Macdonald.

Für die Offensive holte sich Seattle kurz vor Ende der Trade-Deadline noch Rashid Shaheed von den Saints (für einen Viert- und Fünftrundenpick). Er soll den in dieser Saison zum Superstar aufsteigenden Wide-Receiver-Kollegen Jaxon Smith-Njigba entlasten. Denn dieser spielt heuer eine Fabel-Saison. Nach neun Spielen steht er schon bei 1.041 Receiving Yards und ist somit auf Pace, den All-Time-Rekord von Calvin Johnson (1964 Yards) aus dem Jahr 2012 zu übertrumpfen.

Geführt wird die Offensive von einem Quarterback, der vor zwei Jahren nur mehr Back-up war und als Draft-Bust gegolten hat. Mein heutiger Kollege AustrianViking hatte dann vergangene Saison mit dem angesprochenen Sam Darnold sehr viel Spaß (zumindest bis zu den Playoffs). Nun steht er für die Seahawks bei 2.262 Yards, 17 Touchdown-Pässen und nur sechs Interceptions. Am Sonntag hatte er nicht seinen besten Tag. Er verlor zweimal den Ball durch Fumbles – zu seiner Verteidigung muss man sagen, dass zu diesem Zeitpunkt das Spiel schon praktisch entschieden war.

Seattle muss nun kommende Woche zum Division-Rivalen nach Los Angeles. Beide Teams stehen bei einem 7-2-Record. Nun könnte dort schon eine kleine Vorentscheidung für die Krone in der NFC West fallen.


Buffalo Bills

13:30-Niederlage gegen die Miami Dolphins

by sportfan_1990

Puh, das war eine herbe Niederlage, welche die Buffalo Bills am Sonntag einstecken mussten - auswärts gegen den Division-Rivalen aus Miami, die zum ersten Mal seit Woche drei im Jahr 2022 gegen Buffalo gewinnen konnten.

Von Beginn an war Miami das bessere Team. Die Defense fand vor allem gegen das Run Game der Dolphins keine Mittel. Achane konnte insgesamt für 174 Yards laufen.

Allen warf eine Interception und verlor zudem den Ball, wie auch Cook, ein Mal per Fumble.

Das Bittere für die Bills ist, dass sie nun 1,5 Siege hinter den sehr starken Patriots liegen. In Woche 15 folgt die direkte Begegnung – zur Erinnerung: das erste Spiel konnten die Patriots für sich entscheiden. Bis dorthin haben die Patriots einen viel leichteren Spielplan als die Bills. Für Buffalo warten bis dorthin die Buccaneers (H), Texans (A), Steelers (A) und Bengals (H). Somit könnten hier auch noch ein bis zwei Niederlagen folgen und dann wäre man praktisch raus aus dem Kampf um die AFC East.


Jonathan Taylor

(32 Runs für 244 Yards, 3 Catches für 42 Yards, 3 TDs)

by sportfan_1990

Vor zwei Wochen habe ich in den Kommentaren der User Endzone eine Frage in den Raum geworfen: Kann Jonathan Taylor in dieser Saison MVP werden? Die Meinungen waren zwiegespalten. Einerseits wurde argumentiert, dass der MVP-Award ein Quarterback-Award ist (seit 2013 wurde immer ein Quarterback ausgezeichnet), andererseits spielt Taylor eine ähnlich starke Saison wie Barkley im letzten Jahr. Einzig in den erzielten Touchdowns ist Taylor noch einmal klar besser als Barkley.

Das Spiel am Sonntag in Berlin gab jenen, die ihn als MVP sehen, ein Argument mehr. Denn Taylor war der wesentliche Faktor, warum die Colts gewonnen haben. Er sorgte mit seinen insgesamt 286 Scrimmage Yards für mehr als die Hälfte der erzielten Yards der Colts. Dazu noch seine drei Touchdowns – einer über 83 Yards und einer davon war der Spielentscheidende in der Verlängerung. Er verfügt über einen tollen Endspeed und zeitgleich über eine Beweglichkeit mit einem sehr guten Juke Move – zu sehen beim TD in der Verlängerung. Taylor ist derzeit die Lebensversicherung der Colts.

Eines ist klar. Taylor muss einen der Rekorde (Rushing Yards oder Touchdowns) brechen, um MVP zu werden. Die Gegner, die in den nächsten sieben Spielen auf die Colts warten, haben zum Teil sehr gute Defenses (2x Texans, 1x Chiefs, 1x Seahawks). Leicht wird es auf jeden Fall nicht, aber insgeheim lechzen wir doch alle nach einem MVP, der nicht ein Quarterback ist, oder?


Jacksonville Jaguars im 4th Quarter

29:36-Niederlage gegen die Houston Texans

by AustrianViking

In einer Woche, in der es einige berichtenswerte Unleistungen gäbe – man denke an das Thursday Night Game, die acht Offensiv-False-Starts der Vikings in einem Heimspiel oder das Special Team der Browns, das einen Kick-Off- und einen Punt-Return-Touchdown in aufeinanderfolgenden Drives zuließ –, habe ich mich für die „Leistung“ der Jaguars im vierten Viertel gegen Houston entschieden. Die verspielte 19-Punkte-Führung ist die höchste, die das Team je verspielt hat.

Die Ausgangslage für die Jaguars war gut: ein Divisionduell gegen einen Back-up-QB. Mit einem Sieg hätten sie die Texans abgeschüttelt, sich selbst gut im Rennen um die Wildcard-Plätze gehalten und wären gleichzeitig weiterhin in Schlagdistanz zu den Colts geblieben.

Das Spiel begann auch gut: Texans-Interception im ersten Drive, daraus ein JAX-Field-Goal. Im Anschluss gab es einen Fumble beim Kick-off, daraus resultierte ein Touchdown und schon führte Jacksonville mit 10:0.

Bis zum Ende des dritten Viertels plätscherte das Spiel relativ ereignislos dahin. Als die Jaguars mit dem Touchdown zum 29:10 den Sack zuzumachen schienen, markierte die im Anschluss an den Touchdown gescheiterte 2-Point Conversion gewisserweise den Wendepunkt und leitete einen brutalen Meltdown ein. Es folgten ein Touchdown und eine 2-Point Conversion der Texans, ein 3&Out der Jags, ein Touchdown der Texans, ein 3&Out der Jags und ein Touchdown der Texans. So bekamen die Jaguars den Ball nochmals an der eigenen 30 mit 31 Sekunden auf der Uhr zurück. Im Wissen, einen Cam Little im Kader zu haben, hätten sie wohl nur rund 20 Yards schaffen müssen, um ein Field Goal zu ermöglichen. Es folgte jedoch der tragische Höhepunkt dieser Unleistung:

  • 1&10 – Sack für 9 Yards

  • 2&19: Scramble für 21 Yards

  • 1&10: Pass für 12 Yards in Field-Goal-Range – Play annuliert durch eine Hands-to-the-Face-Strafe

  • 2&10: Sack, Fumble, Recovered Texans und retourniert zum Touchdown.

Ein absurdes Ende nicht nur dieses Spiels, sondern wohl auch der Playoff-Hoffnungen der Jaguars –und es wird wohl auch für Trevor Lawrence, der einfach keine Konstanz in sein Spiel bekommt, etwas ungemütlicher werden, wenn man sich die Reaktionen der Trainer ansieht.


TreVeyon Henderson

(14 Carries, 147 Rushing Yards, 2 Touchdowns)

by AustrianViking

Das Warten der Patriots-Fans auf den großen Durchbruch von TreVeyon Henderson hat in dieser Woche endlich ein Ende gefunden. Nachdem die Fans angesichts der bisher mäßigen Einsatzzeiten bereits unruhig geworden waren, zwang der Ausfall von Rhamondre Stevenson das Trainerteam mehr oder weniger dazu, voll auf den Rookie zu setzen. Und Henderson lieferte ab – und wie!

Er hatte 14 Carries für 147 Rushing Yards, mit einem beeindruckenden Durchschnitt von über 10 Yards pro Carry, und erzielte zwei Touchdowns. Besonders bei seinem letzten Lauf zum entscheidenden Touchdown beeindruckte er mit einer Höchstgeschwindigkeit von 21,38 mph, was die drittschnellste Rookie-Geschwindigkeit der Saison ist. Hendersons Leistung unterstreicht, warum er als Top-Rookie-Draft-Pick gilt: Seine Explosivität und Instinkte machen ihn zu einer echten Home-Run-Drohung. Die Rush-Verteidigung der Buccaneers (Platz 8 in der NFL) war ein harter Test, den er mit Bravour meisterte. Die Explosivität, mit welcher er bereits am College bei Ohio State beeindruckte, war in diesem Spiel nicht zu übersehen. Ein 55-Yard- und ein 69-Yard-Touchdown-Run sprechen eine klare Sprache. Er ist kein wuchtiger Power Back der alten Schule, aber er kombiniert Geduld an der Line of Scrimmage mit einem Elite-Burst und der Fähigkeit, die kleinsten Lücken zu erkennen und zu nutzen. TreVeyon Henderson hat in diesem Spiel bewiesen, dass er in der NFL angekommen ist.


231

by AustrianViking

Das Spiel der Rams gegen die 49ers war das 231. NFL-Spiel in Matthew Staffords Karriere – soweit, so ungewöhnlich. Nach diesem Spiel steht seine Career-Win-Percentage jedoch zum ersten Mal überhaupt bei 0,500: In seiner 17. Saison hat er somit zum ersten Mal keinen negativen Record mehr und steht nun bei 115-115-1.
Wenn man sich seine aktuellen Leistungen ansieht – wird das auch so bleiben bzw. die Percentage wird steigen. Denn er spielt aktuell auf MVP-Niveau (mein aktueller Favorit) und hätte diese Woche gleich noch mehr potenzielle Zahlen der Woche geliefert.

  •  3: Stafford ist der erste Spieler, der in drei aufeinanderfolgenden Spielen mindestens vier Touchdowns und keine Interception wirft.

  •  6: Er ist der erste Spieler, der in sechs aufeinanderfolgenden Spielen 20 Touchdowns und keine Interception wirft.

  •  400: Sein zweiter Touchdown gegen die 49ers (auf Puka Nacua) war sein 400. Touchdown-Pass.


AustrianViking:

Die Jets gehen mal wieder in einen kompletten Rebuild – wie bereits 2018 und 2022 – das ist spätestens seit den Moves zur Trade Deadline klar. Nach Regimewechsel, Neustart auf der QB-Position mit Justin Fields und einem vielversprechenden Auftaktspiel kam zwar so etwas wie Hoffnung im grünen Teil New Yorks auf – aber nur kurz, denn mittlerweile ist davon nichts mehr übrig und man entschied sich deshalb wohl zu einem kompletten Neuaufbau beginnend mit der nächsten Saison.

Die Jets gingen also her und tradeten zwei ihrer besten Defensivspieler – ein Move, den nicht alle Experten für guthießen, ich aber sehr gut verstehen kann. Denn bei aller möglichen Klasse von Sauce Gardner musst du zwei Firsts für ihn nehmen, auch im Wissen der eher kurzen „Elite - Lebensdauer“ eines CBs und dem langen Weg, den die Jets nun vor sich haben. Quinnen Williams ist zwar ein guter bis sehr guter Spieler, aber eben auch nicht Elite.

Somit gehen die Jets nun mit zwei First-Round-Picks 2026 & drei First-Round-Picks 2027 in die nächsten beiden Drafts. Eine Strategie, welche ich als gut und richtig finde – denn man kann so 2026 beginnen, den Kader zu stärken und erste Cornerstones des „neuen“ Teams draften – ohne einen Rookie-QB in schlechten Umständen verheizen zu müssen. Dann können sie in der, wie man liest, potenziell überragenden Draft-Klasse 2027 voll auf einen neuen QB gehen und haben wohl aufgrund der schwachen 2026er-Saison vermutlich trotzdem noch genug Draft-Kapital.

Soweit die Theorie und wäre es eine andere Franchise, würde ich dem durchaus positiv gegenüberstehen – doch es sind nun mal die Jets, und wie wir alle wissen: Jets doing Jets-things…

Meine Bedenken sind daher:

  • Hält es der nicht gerade leise & zurückhaltende Owner Woody Johnson aus, dass sein Team noch mindestens bis 2027 „geplant“ schlecht ist – vor allem wenn sich vl. die Giants stabilisieren.

  • Hält das Regime dem medialen Druck in New York stand?

  • Aaron Glenn hat für mich noch nichts gezeigt, dass ihm weitere zwei Jahre als HC garantiert. Ich bin bei ihm ziemlich skeptisch, ob er ein guter HC ist.

  • Wenige Franchises haben sich als inkompetenter in der QB-Auswahl und QB-Entwicklung erwiesen als die Jets – man denke an Zach Wilson, Sam Darnold, Christian Hackenberg, Geno Smith, Mark Sanchez, …

So sehr es mich für die vielgeprüften Jets-Fans freuen würde, wenn der Plan funktioniert. Persönlich fürchte ich eher, dass wir hier in 4-5 Jahren über den nächsten Neustart schreiben.

Zum Abschluss zumindest noch etwas Positives: Die Jets-Special-Teams waren gegen die Browns „on Fire“. So sorgten sie mit einem Kick-Off-Return-Touchdown und im darauffolgenden Drive mit einem Punt-Return-Touchdown für die zwischenzeitliche 14:7-Führung – bei Total-2-Yards der Offensive bis dahin.

sportfan_1990:

Nun haben wir Woche 10 hinter uns. Mehr als die Hälfte der Regular Season ist vorbei. Es kristallisiert sich – vor allem in der AFC – ein spannendes Bild ab. Die vor der Saison eingestuften Top-Teams (Bills, Ravens, Chiefs, Texans) straucheln und die Teams, von denen man maximal eine solide Saison erwarten durfte (Patriots, Colts, Broncos) spielen um den Top Seed in der AFC. Somit könnte es in den Playoffs so aussehen, dass die Herausforderer – also all jene, die in den letzten Jahren nicht um die Krone der AFC rittern durften – Heimrecht gegenüber den langjährigen Favoriten haben werden. Das könnten sehr spannende und unvorhersehbare Playoff-Duelle sein. Football-Herz, was willst du mehr?

Aber natürlich werde ich nun eine (Bold)-Prediction machen: Und sage, dass kein Team aus dem Trio Patriots, Broncos und Colts in diesem Jahr im AFC Championship Game stehen wird. Und zu guter Letzt setze ich noch einen drauf und sage, dass alle drei Teams „one and done“ in den Playoffs sein werden (außer es treffen natürlich zwei sofort aufeinander). Warum glaub ich das? Bei den Colts und Broncos ist das QB-Play eindeutig zu schwach, um in den Playoffs zu bestehen. Bei den Patriots ist mir der Supporting-Cast um Maye und Diggs zu schwach.

Aber wir sind hier ja auch, um zu diskutieren, also wie seht ihr das? Was sind eure Mid-Season-Meinungen?


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